Berlin (Reuters) - Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Oktober trotz voller Auftragsbücher so kräftig gedrosselt wie seit zehn Monaten nicht mehr.
Industrie, Baubranche und Energieversorger stellten zusammen 1,4 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Anstieg von 1,0 Prozent gerechnet.
Das Ministerium führte die negative Entwicklung auf Sondereffekte zurück: "Im Oktober dürften hierzu Brückentage wesentlich beigetragen haben." Da sowohl der Tag der Deutschen Einheit als auch der diesmal bundesweit begangene Reformationstag auf einen Dienstag fielen, blieben viele Werke auch an den Montagen geschlossen.
"Das ist kein Beinbruch", sagte der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel, zu dem Minus. "Es geht mit Volldampf weiter. Die Wirtschaftsaussichten bleiben vor dem Hintergrund der gut gefüllten Auftragsbücher blendend." So sammelte die Industrie im Oktober den dritten Monat in Folge mehr Bestellungen ein. Zudem liegt das Ifo-Geschäftsklima - das wichtigste Frühbarometer für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft - auf Rekordniveau. "Hinter dem Rückgang der Produktion steckt die Ironie, dass er wahrscheinlich die Stärke und nicht die Schwäche der deutschen Wirtschaft widerspiegelt", sagte ING-Diba-Ökonom Carsten Brzeski. "Offensichtlich läuft es so gut, dass sich Leute und Firmen einfach eine Auszeit nehmen können."
Die Industrie allein drosselte ihre Produktion im Oktober um 2,0 Prozent. Die Energieversorger fuhren ihre Erzeugung hingegen um 5,1 Prozent nach oben. Das Baugewerbe dämpfte seine Produktion um 1,3 Prozent.