- von Stanley White und Peter Maushagen
Tokio/Brüssel (Reuters) - Die Europäische Union und Japan besiegeln den größten Handelspakt aller Zeiten und setzen sich damit vom Abschottungskurs des US-Präsidenten Donald Trump ab.
"Die klare Botschaft ist, dass wir uns gegen Protektionismus wenden", sagte EU-Ratspräsident Donald Tusk am Dienstag in Tokio. Beide Seiten betonten, für die Zusammenarbeit offen zu sein. Die EU und Japan trügen nun die "Flagge des Freihandels" in der Welt, so der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe bei der Unterzeichung der Vereinbarung.
Der nach vier Jahren Verhandlungen erzielte Vertrag umfasst zusammen mehr 600 Millionen Verbraucher und etwa ein Drittel der globalen Wirtschaftskraft. Nach einer Übergangszeit fallen 99 Prozent aller Zölle zwischen der EU und Japan weg. Wagen von Toyota (T:7203) und Co dürfen bald ohne die bisherige Abgabe von zehn Prozent von Japan in die EU gebracht werden. Umgekehrt ist die europäische Nahrungsmittelbranche einer der größten Gewinner, da sie nun einfacher Käse, Schokolade oder Fleisch auf die sehr konsumfreudige Insel liefern darf.
Der Deal kommt in einer heiklen Zeit für die globale Wirtschaft. Nach Jahrzehnten, in denen sich immer neue Länder nach und nach in den weltweiten Handel und die Produktionsketten integrierten, wenden sich die USA seit der Wahl von Trump vor anderthalb Jahren ab. Stattdessen hat er Zölle gegen China, die EU und andere Länder verhängt. Zudem stößt Washington alte Verbündete mit scharfen Vorwürfen wie vorige Woche beim Nato-Gipfel in Brüssel vor den Kopf.
LOB AUS BERLIN
Aus Deutschland kam Applaus: "Mit diesem modernen Freihandelsabkommen setzen wir ein wichtiges Zeichen für freien und fairen Handel und stemmen uns gemeinsam gegen weltweit zunehmende protektionistische Tendenzen", sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. "Gleichzeitig erhalten unsere Unternehmen bessere Marktzugangsbedingungen." Ähnlich äußerte sich die Wirtschaft: "Das ist ein hoffnungsvolles Signal in einer für den Welthandel sehr schwierigen Zeit", erklärte der Industrieverband BDI. Die EU müsse sich weltweit für offene Märkte und einen regelbasierten Handel einsetzen.
Japan ist nach China der zweitwichtigste Handelspartner der EU in Asien. 2017 betrug das Handelsvolumen zwischen der EU und Japan rund 129 Milliarden Euro. Deutschland exportierte Waren im Wert von rund 19,5 Milliarden Euro dorthin. Umgekehrt lieferten Firmen Güter im Wert von 22,9 Milliarden Euro aus dem asiatischen Staat nach Deutschland.