Frankfurt (Reuters) - Die EZB will an ihrer Nullzinspolitik so lange wie nötig festhalten, um eine dauerhafte Entwicklung der Inflation in Richtung ihrer Zielmarke von knapp zwei Prozent sicherzustellen.
Die Währungshüter betonten daher bei ihrer jüngsten Zinssitzung im Juni, dass sie den neuen Zinsausblick bewusst unscharf gehalten haben, um Handlungsspielraum zu haben, wie aus dem Protokoll des Treffens hervorgeht, das die Europäische Zentralbank am Donnerstag veröffentlichte. Wichtig war ihnen zudem hervorzuheben, dass selbst nach Ende der Anleihenkäufe die Geldpolitik sehr konjunkturstützend sein werde.
Die EZB hatte bei ihrem Treffen in Riga in Aussicht gestellt, die vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe bis zum Jahresende einzustellen, die Wirtschaft und Inflation anschieben sollen. Dann werden sie voraussichtlich ein Volumen von 2,6 Billionen Euro erreicht haben. Zudem will die Notenbank ihre Schlüsselzinsen bis mindestens über den Sommer 2019 hinaus auf dem aktuellen Niveau halten. Der Leitzins liegt aktuell auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Banken müssen zudem Strafzinsen von 0,4 Prozent zahlen, wenn sie über Nacht Geld bei der EZB parken.
An den Börsen wird gegenwärtig auf einen ersten Zinsschritt im Oktober 2019 gesetzt. Zuletzt schwankten die Erwartungen aber zwischen Juli und Dezember 2019. Innerhalb der EZB wird Insidern zufolge unterschiedlich gedeutet, wie die Formulierung "über den Sommer" im Ausblick auszulegen ist. ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski hat hierzu eine klare Position: "EU-Kenner sollten wissen: Die offizielle Sommerpause endet immer in der letzten August-Woche", so der Experte. Damit hätte EZB-Präsident Mario Draghi die September-und die Oktober-Sitzung 2019 als mögliche Termine, die erste Zinserhöhung seit 2011 zu verkünden, bevor seine Amtszeit Ende Oktober 2019 abläuft.
Thema in Riga war zudem der sich zuspitzende Handelskonflikt mit den USA, wie aus dem Protokoll hervorgeht. Die Spannungen könnten über direkte Effekte der neuen Zölle hinaus allgemein das Vertrauen in die Weltwirtschaft dämpfen, warnten die Ratsmitglieder. In diesem Zusammenhang wiesen sie auch auf die Gefahr größerer Schwankungen an den Finanzmärkten hin.