Paris (Reuters) - Der Aufschwung in Frankreich hat vor der mit Spannung erwarteten Wahl um das Präsidentenamt überraschend an Kraft verloren.
Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von Januar bis März um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt Insee am Freitag in Paris mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet. Ende 2016 nahm die Wirtschaftsleistung noch um revidierte 0,5 (bisher 0,4) Prozent zu. Besonders die Investitionen der Unternehmen steuerten diesmal zum Wachstum bei, während der Konsum nur um 0,1 Prozent zulegte. Auch schrumpfende Exporte verhinderten ein besseres Abschneiden.
"Im Frühjahr dürfte die Konjunktur an Schwung gewinnen", ist sich Ökonomin Tullia Bucco von der Großbank UniCredit (MI:CRDI) sicher. Das signalisieren auch Umfragen unter Firmenchefs. So erreichte der Einkaufsmanagerindex im April den höchsten Wert seit fast sechs Jahren. Die EU-Kommission rechnet in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent, nachdem es 2016 noch 1,2 Prozent waren. Frankreich hat noch Nachholbedarf: Während die deutsche Industrieproduktion heute um etwa zehn Prozent über dem Mitte der 2000er-Jahre erreichten Niveau steht, liegt es in Frankreich mehr als zehn Prozent darunter.
Der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone macht auch die hohe Arbeitslosigkeit zu schaffen. Die Erwerbslosenquote ist noch immer mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Fast jeder vierte junge Franzose hat keinen Job. Die wirtschaftliche Krise gilt als ein Grund dafür, warum Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National beim Präsidentschaftsrennen in die Stichwahl am 7. Mai eingezogen ist. Dort trifft sie auf den linksliberalen Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, der als klarer Favorit auf den Wahlsieg gilt.