Berlin (Reuters) - In Deutschland und der Euro-Zone mehren sich die Anzeichen für ein Abflauen des Aufschwungs.
Sowohl hierzulande als auch im gemeinsamen europäischen Währungsraum fiel das Wachstumstempo der Privatwirtschaft einer Umfrage zufolge im Mai so niedrig aus wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Der IHS-Markit-Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister in der Euro-Zone sank um einen Zähler auf ein 18-Monatstief von 54,1 Punkten. Er liegt aber weiter deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.
Markit geht davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone im zweiten Quartal auf dem relativ niedrigen Niveau des ersten Vierteljahres einpendeln und erneut 0,4 Prozent erreichen wird. Zum Vergleich: Im Schlussquartal 2017 lag es noch bei 0,7 Prozent.
Auch die deutsche Wirtschaft verlor im Mai überraschend an Schwung: Der Markit-Einkaufsmanagerindex fiel um 1,5 auf 53,1 Punkte. Das ist der schlechteste Wert seit 20 Monaten. Ökonomen hatten mit einem leichten Anstieg gerechnet. Laut Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe wird sich trotz des Dämpfers daran vorerst nichts ändern: "Das Signal der Einkaufsmanagerindizes steht weiter klar auf Wachstum, jedoch nicht mehr im Tempo des vergangenen Jahres."
Die Daten nährten Zweifel an einer "nennenswerten Konjunkturbeschleunigung" im zweiten Quartal, führte Allianz-Ökonomin Claudia Broyer aus. Die Bundesbank rechnet hingegen damit, dass die Wirtschaft im Frühjahr ein höheres Wachstumstempo anschlagen wird. Sie verweist darauf, dass der Sondereffekt der überdurchschnittlich schweren Grippewelle ausläuft, der die Wirtschaftskraft zu Jahresbeginn gedrosselt hatte. Zudem geht die Bundesbank davon aus, dass der Staat mit seinen Ausgaben im zweiten Quartal wieder stärker zum Wachstum beitragen wird. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März nur noch um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu - ein geringeres Plus gab es zuletzt vor drei Jahren.
Dennoch schätzt die Mehrheit der Firmenlenker die Auftragslage ihrer Unternehmen als "gut" bis "sehr gut" ein, wie aus einer Allensbach-Umfrage im Auftrag von "Capital" und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hervorgeht. Zugleich hat sich die Zahl derer, die in den nächsten sechs Monaten mit einer weiteren Aufwärtsentwicklung der Konjunktur rechnen, von 75 Prozent im Sommer vorigen Jahres auf 53 Prozent verringert.