CUXHAVEN/HANNOVER (dpa-AFX) - Nach einer Razzia während der laufenden Hauptversammlung vor den Augen der Aktionäre wächst die Erklärungsnot beim Windpark-Projektierer PNE aus Cuxhaven. Die Polizei hatte bei dem Anteilseignertreffen in der Nacht zu Mittwoch Daten und Abstimmungsergebnisse sichergestellt, wie die Staatsanwaltschaft in Stade am Mittwochabend mitteilte. "Wir prüfen, ob im Zusammenhang mit der Hauptversammlung der Straftatbestand der Urkundenunterdrückung verwirklicht wurde", sagte Staatsanwalt Kai Thomas Breas. Das Treffen der Aktionäre war ergebnislos auf unbestimmte Zeit vertagt worden.
Das Unternehmen, das zu knapp 16 Prozent in der Hand von Vorstand und Aufsichtsrat liegt, war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Neben den Anteilen des Vorstandes und der Kontrolleure liegt der Rest der PNE-Aktien in Streubesitz. Seit März büßte die PNE-Aktie rund 15 Prozent an Wert ein. Damals erklärte die Firma, 2014 mit rund 13 Millionen Euro Verlust beendet zu haben. Für das Jahr sollte daher, so der Plan, keine Dividende ausgeschüttet werden. Zudem hatte die PNE bereits Ende 2014 mitgeteilt, dass die Gruppe ihr Aufsichtsratsmitglied Volker Friedrichsen abberufen wollte und ihm eine Mandatsniederlegung nahelegte. Hintergrund seien mehrere, teils dauerhafte Interessenkonflikte, hieß es damals in den Mitteilungen. Die Vertrauensprobleme mit dem Kontrollgremium gipfelten Anfang Mai in einer Mitteilung, wonach der Aufsichtsrat mehrheitlich beschloss, der Hauptversammlung vorzuschlagen, die Kontrolleursmitglieder Volker Friedrichsen, Astrid Zielke und Peter Baron von le Fort abzuberufen. Nach Informationen des "Handelsblattes" (Donnerstag) tobt bei dem Windparkbauer ein Streit um die Macht im Unternehmen. Großaktionär Volker Friedrichsen sei davon überzeugt, dass Vorstandschef Martin Billhardt und Aufsichtsratschef Dieter Kuprian zulasten von PNE Wind gemeinsame Sache machten. Bei den Polizeiermittlungen gehe es jetzt auch um die Frage, ob das amtierende Management des Windparkbauers die Hauptversammlung künstlich in die Länge gezogen habe, um ein unliebsames Abstimmungsergebnis nicht veröffentlichen zu müssen.