Peking (Reuters) - China betraut inmitten des Handelsstreits mit den USA zwei in den Vereinigten Staaten ausgebildeten Experten mit Top-Jobs.
Der Harvard-Absolvent und Wirtschaftsberater von Staats- und Parteichef Xi Jinping, Liu He, übernimmt den Posten des stellvertretenden Ministerpräsidenten. Neuer Zentralbank-Chef wird Yi Gang, der an der Universität von Illinois Wirtschaftswissenschaften studierte. Die beiden Personalien wurden am Montag von den rund 3000 Delegierten des jährlich tagenden Volkskongresses in Peking beschlossen. Die beiden Führungskräfte kommen zu einem Zeitpunkt in ihre Ämter, da die US-Regierung von Chinas den Abbau des enormen Überschusses im Handel zwischen beiden Ländern um 100 Milliarden Dollar fordert.
Der 66-Jährige Liu führte jüngst eine chinesische Delegation an, die mit einer Reise nach Washington den Ausbruch eines Handelskrieges verhindern wollte. Dieser droht, falls Länder wie China aber etwa auch die EU auf die von Präsident Donald Trump verkündeten Importzölle auf Stahl und Aluminium mit Gegenmaßnahmen reagieren und sich so eine Welle des Protektionismus aufbaut. Liu wird voraussichtlich auch Leiter der Kommission für Finanzstabilität und Entwicklung, die die Koordination zwischen den Aufsichtsbehörden und der Zentralbank verbessern soll, um finanzielle Risiken abzuwehren.
"SYMBOL DER KONTINUITÄT"
Während die Ernennung von Liu zum Vize-Regierungschef weithin erwartet wurde, kommt die des neuen Zentralbankchefs überraschend. Der 60-Jährige Yi gilt als Schützling des seit 2008 amtierenden Notenbankchefs Zhou Xiaochuan und verbrachte 14 Jahre in den USA, wo er unter anderem als Ökonom arbeitete und an der Indiana University lehrte. Er hat maßgeblich die Geld- und Währungspolitik der vergangenen Jahre mitbestimmt, darunter die Abwertung der Landeswährung Yuan 2015. Von 2009 bis 2016 leitete er auch die Devisenaufsicht.
Der künftige oberste Währungshüter gilt als reformfreudig, aber als weniger einflussreich als sein Vorgänger, da er dem mächtigen Zentralkomitee der Kommunistischen Partei nicht direkt angehört, sondern nur zu dessen alternativen Mitgliedern zählt. "Er ist ein wichtiges Symbol für Kontinuität in der Geldpolitik", sagte Yu Yongding, ein früherer Notenbankberater.
Yi hat sich in der Vergangenheit für eine Liberalisierung der Zinssätze und Währungen ausgesprochen sowie vor Risiken durch exzessives Kredit- und Geldmengenwachstum gewarnt. Er steht schon bald vor einer ersten Bewährungsprobe im neuen Amt: Am Mittwoch dürfte die US-Notenbank erneut ihre Zinsen erhöhen. Die Finanzmärkte sind gespannt, ob die chinesische Notenbank mit einer eigenen Zinserhöhung darauf reagieren wird.