Berlin (Reuters) - Der Iran hat reserviert auf den deutschen Vermittlungsversuch zur Entschärfung der angespannten Lage in der Golfregion reagiert.
Der stellvertretende Außenminister Abbas Araghchi habe dem Topdiplomaten Jens Plötner bei einem Treffen am Donnerstag in Teheran gesagt, dass der Iran mit seiner Geduld am Ende sei, meldete die Nachrichtenagentur Fars. Er habe die Forderung wiederholt, dass die verbliebenen Unterzeichner des Atomabkommens nach dem Ausstieg der USA ihre Verpflichtungen erfüllen müssten. Plötner, der Politische Direktor des Auswärtigen Amtes, war nach Teheran gereist, um einer weiteren Eskalation entgegenzuwirken. Das US-Verteidigungsministerium prüft unterdessen Regierungskreisen zufolge die Entsendung von 5000 weiteren Soldaten in die Region.
"Die Lage im Persischen Golf und der Region und die Situation um die Wiener Nuklearvereinbarung ist ausgesprochen ernst", hieß es in deutschen Diplomatenkreisen vor dem Treffen in Teheran. "Es besteht eine reale Eskalationsgefahr – etwa auch aufgrund von Missverständnissen oder eines Zwischenfalls. In dieser Situation ist Dialog von hoher Bedeutung." Im Zentrum von Plötners Besuch in Teheran sollte das Bemühen stehen, das Atomabkommen mit dem Iran zu bewahren. Ein Jahr nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen hatte der Iran zuletzt angekündigt, seinerseits die Erfüllung mehrerer Auflagen zu stoppen.
Aus deutschen Diplomatenkreisen verlautete, Deutschland stehe bei seinen Bemühungen in engem Austausch mit den verbleibenden Unterzeichnern der Vereinbarung, also Frankreich, Großbritannien, Russland und China. Plötner kennt Araghchi noch aus den langjährigen Verhandlungen über das Atomabkommen, an denen Deutschland maßgeblich beteiligt war.
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In US-Regierungskreisen hieß es, das für den Nahen Osten zuständige US-Militärkommando habe um die Entsendung weiterer Soldaten in die Region gebeten. Es sei aber nicht klar, ob das Verteidigungsministerium dem nachkommen werde. Sollte dies der Fall sein, werde die Verstärkung der Truppen defensiver Natur sein. Die USA hatten zuletzt die Verlegung eines Flugzeugträgers in den Nahen Osten beschleunigt und Langstreckenbomber und Raketenabwehrsysteme in die Region geschickt. Die US-Regierung begründete dies damit, dass es Hinweise auf einen möglicherweise bevorstehenden Angriff des Iran auf US-Ziele gebe.
Die iranische Nachrichtenagentur Fars zitierte den General Mohammad Bakeri von den einflussreichen Revolutionsgarden mit den Worten, jegliches Abenteurertum der gegnerischen Seite werde eine vernichtende Reaktion auslösen. US-Präsident Donald Trump hatte der Führung in Teheran am Sonntag gedroht. "Wenn der Iran kämpfen will, dann wird dies das offizielle Ende des Iran sein. Drohen Sie den Vereinigten Staaten nie wieder!", twitterte er.
Die Spannungen zwischen beiden Seiten waren zuletzt deutlich gestiegen. Die USA verhängten Sanktionen, die die für den Iran lebenswichtigen Einnahmen aus dem Ölexport zum Versiegen bringen sollen. Die Eskalation des Konflikts schürte Furcht vor einem Krieg am Golf.