Berlin, 14. Apr (Reuters) - DIW-Präsident Marcel Fratzscher plädiert für eine Stärkung von Innenstädten und wegen der schwierigen Lage vieler Einzelhändler auch für flexiblere Ladenöffnungszeiten. Steuerliche Entlastung und "mehr Freiheiten" bei den Ladenöffnungszeiten seien "wichtige Elemente", um Innenstädte und den stationären Einzelhandel attraktiver zu machen, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) dem "Handelsblatt". Langfristig müsse es andere Mobilitätskonzepte geben, "grünere Innenstädte und eine kluge Kombination von Einkaufen, Gastronomie, Kunst, Kultur und Tourismus".
Von Konsumgutscheinen, wie sie die Grünen und der Handelsverband HDE fordern, hält Fratzscher wenig.
"Einkaufsgutscheine würden sicherlich dem stationären Einzelhandel kurzfristig helfen, etwas Boden gegenüber dem Onlinehandel gut zu machen", sagte der Berliner Ökonom. "Allerdings ist dies eine teure Option, denn viele Menschen werden eh wieder einen Teil ihres Konsums hin zum stationären Einzelhandel verlagern."
Ähnlich äußerte sich der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Konsumgutscheine seien "nicht der richtige Weg", sagte Fuest der Zeitung. "Wir haben wegen der Pandemie in großem Umfang zurückgestaute Kaufkraft, insofern wird es an Nachfrage auch nach Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen nicht fehlen." Dies gelte auch für den Einzelhandel. Gutscheine würden "in großem Maß einfach Geld ersetzen, dass die Konsumenten ohnehin ausgeben", betonte Fuest. Außerdem käme einiges an Bürokratie dazu. "Das ist überflüssig."
Wegen des Lockdowns in der Corona-Krise und mangelnder Öffnungsperspektiven bangen viele Einzelhändler um ihre Existenz. Der Lobbyverband HDE hat wiederholt gemahnt, dass die staatlichen Finanzhilfen schneller bei den Firmen ankommen müssten.