Istanbul (Reuters) - Wenige Tage vor seinem Deutschland-Besuch hat der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan einen Neustart der politischen Beziehungen ins Auge gefasst.
"Wichtigstes Ziel meines Deutschland-Besuchs ist es, die Phase der letzten Jahren in unserem Verhältnis komplett hinter uns zu lassen", sagte er am Sonntag. Zudem werde es darum gehen, die wirtschaftlichen Beziehungen zum gegenseitigen Nutzen enger zu knüpfen.
Besonders nach dem Putschversuch in der Türkei im Jahr 2016 haben sich die Beziehungen der beiden Nato-Partner deutlich verschlechtert. Die Verhaftung von Oppositionellen und auch deutschen Journalisten hatten zu scharfen Kontroversen geführt.
Zuletzt hatte sich Erdogan jedoch wieder um Entspannung bemüht. Er steht wegen der wirtschaftlichen Lage des Landes und Sanktionsdrohungen der USA unter Druck. Die Landeswährung Lira fällt gegenüber Dollar und Euro seit Monaten. Höhere Zinsen als Gegenmittel lehnt Erdogan eigentlich ab. Dennoch hatte die Zentralbank vergangene Woche den Leitzins unerwartet deutlich angehoben.
Bevor Erdogan Ende kommender Woche nach Deutschland fliegt, reist er in die USA. Dort nimmt er an der UN-Generalversammlung teil und will sich angesichts der wirtschaftlichen Lage mit US-Investoren treffen. Deutschland hat bislang kein Signal für Wirtschaftshilfe an das Land gegeben. Nach einem Vorbereitungstreffen mit türkischen Ministern hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz am Freitag erklärt, deutsche Finanzhilfen für die Türkei seien kein Thema. Weder hätten die türkischen Minister ihm gegenüber um Hilfen nachgesucht, noch werde das beim Besuch Erdogans geschehen.