FRANKFURT (dpa-AFX) - Anhaltende politische Querelen rund um US-Präsident Donald Trump und sinkende Zinserhöhungserwartungen mit Blick auf die US-Notenbank Fed haben den US-Dollar deutlich unter Druck gesetzt. Seit dem Vorabend bis zum Donnerstagmorgen legte der Euro im Gegenzug um fast ein Prozent zu. Die Renditen von US-Staatsanleihen gerieten unter Druck und der Goldpreis legte kräftig zu.
Trump schlägt nach seiner Gleichsetzung von rassistischen Gewalttätern und Gegendemonstranten in den USA eine Welle der Kritik entgegen. Nachdem sich mehrere Konzernchefs aus zwei Beratergremien Trumps zurückgezogen hatten, löste der US-Präsident diese am Mittwoch auf. Seither gab der Dollar deutlich nach und ließ den Euro im Gegenzug fast bis auf 1,18 Dollar klettern. Trump werde zunehmend zum Belastungsfaktor für den Dollar, schreibt Thu Lan Nguyen, Devisenexpertin bei der Commerzbank (DE:CBKG). Hoffnungen auf eine unternehmerfreundliche Politik seien ein Stück weit dahin. Stattdessen hätten Trumps zahlreiche gezielte Angriffe auf Konzerne gezeigt, dass er in unternehmerische Entscheidungen eingreifen wolle.
'NÄCHSTER ZINSSCHRITT NUR IN FERNE ERKENNBAR'
Am Mittwochabend folgte dann der nächste Dämpfer für den Dollar: Wie aus dem veröffentlichten Sitzungsprotokoll zur jüngsten Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed hervorgeht, haben die Währungshüter intensiv über die schwache Preisentwicklung in den USA diskutiert. Zwar ging die Mehrheit von ihnen davon aus, dass das Inflationsziel von zwei Prozent mittelfristig erreicht wird. Viele von ihnen sahen aber vielmehr eine strukturelle Inflationsschwäche und einen fehlenden Zusammenhang zwischen der Entwicklung am Arbeitsmarkt einerseits und der Teuerung andererseits. An den Finanzmärkten wurde dies als Signal gewertet, dass die Fed bei der weiteren Straffung ihrer Geldpolitik eher vorsichtig vorgehen wird.
"Wenngleich der Ausblick für das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt vergleichsweise positiv ausfielen sowie vor Risiken für die Finanzstabilität gewarnt wurde, lassen sich weitere Zinsschritte unterm Strich nur in der Ferne erkennen", schreibt Daniel Winkler, Experte beim Bankhaus Metzler, zu dem Fed-Protokoll. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinsanhebung in diesem Jahr nach den bisherigen vier Zinsschritten seit Ende 2015 wird derzeit an den Finanzmärkten mit unter 50 Prozent eingepreist.
GELDPOLITIK BLEIBT IM FOKUS
Die Aussicht auf weiter anhaltende niedrige Zinsen brachte neben dem Dollar auch die Renditen von US-Staatspapieren unter Druck. Auch auf deutsche Papiere färbte dies etwas ab. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel am Donnerstagmorgen nach Handelsstart um gut einen Basispunkt auf 0,43 Prozent. Unterdessen bekam der Goldpreis deutlichen Auftrieb. Seit Mittwochabend bis Donnerstagmorgen legte der Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) des Edelmetalls um über 10 Dollar bis auf 1290 Dollar zu.
Im weiteren Tagesverlauf dürfte die Geldpolitik im Fokus bleiben, allerdings mit Blick auf die Europäische Zentralbank (EZB). Am Mittwoch hatte ein Medienbericht für Aufsehen gesorgt, wonach eine mit Spannung erwartete Rede von EZB-Präsident Mario Draghi auf der Notenbanktagung in Jackson Hole vermutlich wenig Neues bringt. Deshalb dürften Anleger am Donnerstagmittag verstärkt auf das EZB-Sitzungsprotokoll achten. Dirk Gojny, Experte bei der National-Bank rechnet aber mit wenig Konkretem, weil die EZB nicht das Risiko von Fehlinterpretationen durch Anleger eingehen werde.