Belfast (Reuters) - Für Nordirland sind die dritten Neuwahlen innerhalb eines Jahres zunächst abgewendet.
Die Regierung in London gab den größten Parteien in der britischen Provinz weiteren Aufschub um einige Wochen, um eine neue Regierung zu bilden. Die beiden größten Parteien Sinn Fein und Democratic Unionist Party (DUP) hatten die Verhandlungen am Montag für gescheitert erklärt. Nach Ablauf der von der Regierung in London gesetzten Frist hätte Großbritannien auch erneut Neuwahlen ansetzen oder die Provinz zum ersten Mal seit 2007 wieder unter direkte britische Verwaltung stellen können.
Der britische Nordirland-Minister James Brokenshire sagte, in London bestehe kein Interesse an nochmaligen Neuwahlen - die dritten binnen eines Jahres. Die Parteien in Nordirland hätten nun "einige wenige Wochen" Zeit, um zu einem Ergebnis zu kommen.
Bei der jüngsten Wahl am 2. März kam die insbesondere von Katholiken unterstützte Sinn Fein bis auf einen Sitz an die DUP heran. Damit haben die probritischen Vertreter zum ersten Mal seit der Teilung der Insel 1921 keine Mehrheit mehr. Beide großen Parteien machen sich gegenseitig für die gescheiterten Verhandlungen verantwortlich. DUP-Vizechef Nigel Dodds warf Sinn Fein vor, auf Zeit zu spielen. Das starke Abschneiden der proirischen Partei hat sie ermuntert, mit Nachdruck ein Referendum über einen Austritt aus dem Vereinigten Königreich und einen Zusammenschluss mit Irland zu fordern.
Zwar zeigen Umfragen unter den 1,8 Millionen Nordiren bislang nur eine begrenzte Zustimmung zu dem Schritt. Allerdings könnten ihn zwei Faktoren begünstigen: die demografische Entwicklung, die innerhalb einer Generation dazu führen könnte, dass die Katholiken die Mehrheit stellen. Zudem würde Nordirland nach einem Austritt Großbritanniens aus der EU durch eine Außengrenze von Irland im Süden getrennt werden. Die Nordiren und die Schotten hatte mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt.