Seoul (Reuters) - Nordkorea schweigt sich zu den international hochgekochten Spekulationen über den Gesundheitszustand von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un aus.
Die staatlichen Medien des weitgehend isolierten Landes gingen am Mittwoch mit keiner Silbe auf Berichte ein, wonach Kim wegen Herzkreislaufproblemen operiert worden sein soll. Stattdessen wurde Normalität vermittelt. Neben Meldungen über das Pflücken von Maulbeeren und Sportausrüstungen liefen wie üblich Berichte über Kims Errungenschaften, in die ältere oder undatierte Zitate des vermutlich 36-Jährigen zu diversen Themen einflossen. Über Kims Verbleib oder seinen Zustand wurde kein Wort verloren.
Kim hatte am 15. April überraschend nicht an einer traditionellen Veranstaltung anlässlich des Geburtstages seines 1994 verstorbenen Großvaters, Nordkoreas Staatsgründer Kim Il Sung, teilgenommen. Am Montag berichtete dann die von Seoul aus betriebene und auf Nordkorea spezialisierte Website Daily NK, Kim sei am 12. April in ein Krankenhaus eingewiesen worden und habe sich kurz darauf einer Herz-Kreislauf-Behandlung unterzogen. Der Nachrichtensender CNN meldete unter Berufung auf einen US-Regierungsvertreter, Washington verfolge Geheimdienstinformationen, wonach Kim nach einer Operation in großer Gefahr schwebe.
Aus Südkorea und China wurden jedoch Zweifel an den Berichten laut. US-Präsident Donald Trump sagte, die Meldungen über Kims Zustand seien nicht bestätigt worden, er halte sie für nicht besonders glaubwürdig. “Ich hoffe einfach, dass es ihm gutgeht.” Nordkorea-Experten haben darauf verwiesen, dass grundsätzlich kaum belastbare Fakten zu Kims Zustand vorlägen. Allerdings sei es ungewöhnlich, dass er bei der Feier zu Ehren seines Großvaters nicht dabei gewesen sei. Auch das anhaltende Schweigen der staatlichen Medien sei unüblich. Normalerweise bemühe sich Nordkorea rasch, zu demonstrieren, dass Kim am Leben sei und es ihm gutgehe, wenn Zweifel an seiner Führungsfähigkeit aufkommen, erklärte der nordkoreanisch Ex-Spitzendiplomt Thae Yong Ho, der 2016 zu Südkorea überlief.