22. Jul (Reuters) - Es folgt der Reuters-Blick zu den politischen Entwicklungen über die Top-Themen des Tages hinaus:
DEUTSCHLAND/UNION - Berlin: Die Mehrheit der Bayern hält Ministerpräsident Markus Söder für einen guten Kanzlerkandidaten der Union - und will gleichzeitig, dass er in Bayern bleibt. Laut einer Infratest-dimap-Umfrage für den Bayerischen Rundfunk sagen 77 Prozent, dass Söder ein guter Kanzlerkandidat wäre. Zumindest in Bayern ist sein Vorsprung vor möglichen CDU-Kandidaten groß: Nur 27 Prozent der Befragten halten Friedrich Merz für kanzlertauglich, 19 Prozent Norbert Röttgen und nur elf Prozent den nordrein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet. 56 Prozent der Befragten wollen Söder aber gleichzeitig als Ministerpräsident in Bayern behalten - überraschenderweise sogar mehr Grünen-Anhänger (63 Prozent) als CSU-Anhänger (54 Prozent). Seine Zustimmungswerte als Ministerpräsident liegen bei 87 Prozent.
POLEN/EU/HOMOEHE - Warschau: Polen lehnt eine Verknüpfung der Legalisierung von Ehen unter Homosexuellen mit den geplanten EU-Hilfen gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie ab. Dies sei inakzeptabel, sagte Justizminister Zbigniew Ziobro in Warschau. "Wir werden damit unter keinen Umständen einverstanden sein." Bei den Verhandlungen über die Corona-Hilfen in Brüssel haben mache Staatschefs gefordert, Auszahlungen an jene Staaten zu blockieren, die aus Sicht der EU-Kommission demokratische Werte untergraben.
USA/WAHL - Washington: Der Rapstar Kanye West ist bei seinem ersten Wahlkampfauftritt im Rennen um die US-Präsidentschaft in Tränen ausgebrochen. Als der frühere Unterstützer von US-Präsident Donald Trump seinem Publikum in Charleston erzählte, dass er fast abgetrieben worden sei, fing der 43-Jährige an zu weinen. Er argumentierte, Abtreibungen sollten legal sein, aber es solle dringend davon abgeraten werden. Mehrfach verwies er auf die Bibel und das Christentum, verurteilte Pornografie, fluchte, und behauptete, die wohl bekannteste schwarze Fluchthelferin Harriet Tubman habe im 19. Jahrhundert niemals wirklich Sklaven befreit, sondern nur dafür gesorgt, dass "die Sklaven für andere Weiße arbeiteten". Bei seinen Zuhörern sorgte West wiederholt für Kopfschütteln und Zweifel blieben bestehen, ob er es mit seiner am 4. Juli angekündigten Präsidentschaftsbewerbung wirklich ernst meint, oder ob es sich nur um eine PR-Aktion handelt zur Steigerung der Verkäufe seiner Musik oder Fan-Artikel.
GROSSBRITANNIEN/CHINA/AUSLIEFERUNGSABKOMMEN - Bangalore: Die Regierung in London will einem Zeitungsbericht zufolge ihr Auslieferungsabkommen mit Hongkong als Reaktion auf das chinesische Sicherheitsgesetz auf Eis legen. Der britische Außenminister Dominic Raab werde die Entscheidung am Montag dem Unterhaus bekanntgeben, berichtete "The Times". Nach dem neuen chinesischen Sicherheitsgesetz für die Sonderverwaltungszone droht lebenslange Haft als Höchststrafe für zahlreiche Vergehen, die Chinas Behörden als Subversion, Abspaltung und Terrorismus werten. Großbritannien, die EU und die USA zeigten sich tief besorgt über den Verlust an Autonomie und Freiheit für Hongkong.
SYRIEN/AUTOBOMBE - Istanbul: Bei einem Autobombenanschlag in der Region Azaz im Nordwesten Syriens sind nach Angaben des regionalen Krankenhauses und türkischer Staatsmedien mindestens fünf Menschen getötet und 85 weitere verletzt worden. Der Vorfall habe sich im Dorf Siccu, jenseits der Grenze zur südlichen türkischen Provinz Kilis, ereignet, teilte die türkische Nachrichtenagentur Agentur Anadolu mit. Es heißt, 15 der Verwundeten seien in ein Krankenhaus auf der türkischen Seite der Grenze gebracht worden, einige befänden sich in einem kritischen Zustand. Azaz ist unter Kontrolle von Rebellen, die von der Türkei unterstützt werden. Die Türkei hatte versucht, Kämpfer des Islamischen Staats (IS) und der kurdischen YPG aus der Region zu verdrängen. Die Regierung in Ankara betrachtet die von den USA unterstützte YPG als terroristische Organisation.
(Reuters-Redaktionen Frankfurt und Berlin. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069-7565 1232 oder 030-2888 5168.)