Der Black Friday beginnt jetzt! Holen Sie sich 60% RABATT auf InvestingProJETZT ZUGREIFEN

ROUNDUP/Selenskyj: Deutsche zögern bei Unterstützung mehr als andere

Veröffentlicht am 19.10.2024, 11:32
© Reuters

KIEW (dpa-AFX) - Bei der Frage zum Einsatz weitreichender Waffen gegen Ziele tief im russischen Staatsgebiet gestalten sich die Gespräche mit Deutschland nach Angaben aus Kiew schwieriger als mit anderen Partnern der Ukraine. Laut Präsident Wolodmyr Selenskyj haben die fünf wichtigsten Partner - USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland - zu dieser Forderung keine einheitliche Meinung. Zwar gebe es Unterstützer, "und sie helfen mir auch im Dialog mit den anderen Partnern, um eine positive Lösung zu erzielen", sagte Selenskyj im Gespräch mit ukrainischen Journalisten. Doch gebe es noch Zurückhaltung, da dies eine "mit Risiken behaftete Frage" sei, schließlich gehe es um ein Paket "sehr gewaltiger Raketen".

Vor allem mit Deutschland sei der Diskussionspunkt noch immer nicht geklärt. "Für sie (die Deutschen) bleibt dies weiterhin die schmerzhafteste Frage", sagte Selenskyj. Dass sich die westlichen Partner mit der seit Monaten von ihm erbetenen Erlaubnis zum Einsatz der bereits gelieferten Waffen so schwertäten, liege offenbar daran, dass sie in den Beziehungen zu Russland "die Türen nicht endgültig zuschlagen" wollten. "Das zumindest ist mein Eindruck."

Die Ukraine setzt gegen Ziele in Russland bisher weitreichende Kampfdrohnen oder sogenannte Kamikaze-Drohnen ein, die mit einer Sprengladung ins Ziel gelenkt werden. Diese haben allerdings im Vergleich zu Marschflugkörpern und weitreichenden Raketen nur geringe Zerstörungskraft.

Scholz: Nato darf nicht in Krieg hineingezogen werden

Erst kürzlich hatte EU-Chefdiplomat Josep Borrell die Beschränkungen für den Einsatz der schweren westlichen Waffen im Ukraine-Krieg infrage gestellt. Die Ukraine habe angesichts von russischen Angriffen auf Krankenhäuser und Kraftwerke ein Recht auf Selbstverteidigung, sagte er.

Russlands Angriffskrieg war am Freitag auch eines der Hauptthemen beim Gipfeltreffen von Bundeskanzler Olaf Scholz mit den Präsidenten der USA und Frankreichs sowie dem britischen Premier im Berliner Kanzleramt. Scholz und US-Präsident Joe Biden versicherten der Ukraine ihre Solidarität, stehen den zentralen Forderungen in Selenskyjs "Friedensplan" - bedingungslose Einladung in die Nato, Krieg auch auf russischem Territorium und mit weitreichenden westlichen Waffen - aber ablehnend gegenüber. Scholz betonte, die Nato dürfe nicht in den Krieg hineingezogen werden, damit dieser "nicht in eine noch viel größere Katastrophe mündet".

Lage im ostukrainischen Pokrowsk schwierig

Derweil wird angesichts immer neuer russischer Angriffe die Lage der Verteidiger der ostukrainischen Stadt Pokrowsk am Rande des Donbass immer schwieriger. Die Verwaltung rief die Zivilbevölkerung zum Verlassen der Stadt auf. In den Wohnvierteln würden bereits Panzerhindernisse aufgestellt. "Der Feind ist dabei, die Stadt nach und nach zu zerstören, so wie er es mit Bachmut und Awdijiwka getan hat", hieß es in einem Evakuierungsaufruf.

Von den ursprünglich rund 53.000 Bewohnern leben nach Medienberichten nur noch knapp 12.000 im weitgehend zerstörten Pokrowsk. Knapp die Hälfte der Stadt sei ohne Stromversorgung.

Pokrowsk und das etwas weiter südlich gelegene Kurachowe gelten als die aktuell größten Brennpunkte an den Ostflanken der ukrainischen Verteidigungslinien. Der Generalstab in Kiew sprach in seinem Lagebericht am Abend von schwersten Kämpfen an diesen Frontabschnitten.

Auch aus der Umgebung von Kupjansk, östlich von Charkiw, wurden erbitterte Kämpfe gemeldet. Angesichts der "Dynamik der Feindseligkeiten" und der bis auf vier Kilometer Entfernung an die Stadtgrenze herangerückten Front wurde die Zivilbevölkerung erneut aufgerufen, die Stadt zu verlassen.

Putin wirft Ukraine fehlende Verhandlungsbereitschaft vor

Kremlchef Wladimir Putin, der den Angriffskrieg im Februar 2022 befahl und gegen den der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehl wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen erlassen hat, warf der Ukraine fehlende Bereitschaft zu Verhandlungen mit Moskau vor. Selenskyj stelle immer wieder Forderungen, mache aber keine Vorschläge, sagte Putin bei einem Treffen mit Medienvertretern in der russischen Hauptstadt. Zudem habe Selenskyj ein Dekret unterzeichnet, dass Verhandlungen mit Russland verbiete. Die russische Seite sei hingegen wie am Anfang des Krieges bereit zu Friedensgesprächen, sagte Putin.

Die von beiden Kriegsparteien erhobenen Forderungen im Hinblick auf Friedensgespräche sind diametral entgegengesetzt. Während Russland nur über den Status quo an den Fronten sprechen will, fordert die Ukraine als Vorbedingung für Gespräche unter anderem den kompletten Abzug russischer Truppen von ukrainischem Gebiet, einschließlich der 2014 annektierten Halbinsel Krim.

In Kiew betonte Selenskyj, die Ukraine wolle aus einer Position der Stärke mit Moskau verhandeln. "Wir sagen unseren Partnern immer, wenn ihr wollt, dass wir mit den Russen sprechen, dann stärkt uns", sagte er. "Dann wären wir auf Augenhöhe, und nicht nur auf irgendeinem Stuhl in der Ecke." Zur Stärkung forderte Selenskyj die Einladung zum Nato-Beitritt und die Waffen-Freigabe.

Ukraine erhält weitere Finanzhilfe des IWF

Finanzielle Hilfe erhält die Ukraine noch von anderer Stelle. Vergangenes Jahr hatte der Internationale Währungsfonds dem Land ein Kreditprogramm in Milliardenhöhe mit einer Laufzeit von vier Jahren genehmigt. Nun kann die Ukraine weitere 1,1 Milliarden Dollar (1 Mrd. Euro) abrufen, wie der IWF mitteilte. Das Geld soll zur Unterstützung des Staatshaushalts verwendet werden.

"Trotz des anhaltenden Krieges zeigt sich die ukrainische Wirtschaft widerstandsfähig", erklärte der IWF. Alle Leistungsziele für Ende Juni seien erreicht und wesentliche Strukturreformen umgesetzt worden. Die Auswirkungen des Krieges - insbesondere auf die Energieinfrastruktur - blieben jedoch ein Unsicherheitsfaktor für die wirtschaftliche Erholung der Ukraine.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.