US-Präsident Donald Trump hat im Nordkorea-Konflikt schwere Vorwürfe gegen Russland erhoben.
Die Regierung in Moskau helfe Nordkorea dabei, die internationalen Sanktionen zu unterlaufen, sagte Trump am Mittwoch in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters im Weißen Haus. "Russland hilft uns bei Nordkorea überhaupt nicht." Dagegen lobte Trump China für seine Bemühungen, die Öl- und Kohlelieferungen an das Land zu unterbinden. Allerdings mache Russland "einen Teil dessen zunichte, was China leistet". Er hoffe, dass der Nordkorea-Konflikt friedlich gelöst werden könne. "Aber es ist sehr gut möglich, dass dies nicht gelingt."
Russland wies die Vorwürfe zurück. Die Äußerungen des Präsidenten seien absolut unbegründet, verlautete laut Nachrichtenagentur Interfax aus dem Außenministerium. Mit den Sanktionen soll das abgeschottete Land zur Einstellung seines Atom- und Raketenprogramms gezwungen werden. Die Führung in Pjöngjang testet dennoch immer wieder solche Waffen.
US-Außenminister Rex Tillerson zufolge hilft Russland Nordkorea vor allem bei Treibstoffen. Nähere Einzelheiten nannte er nicht. Im Dezember erfuhr Reuters aus westeuropäischen Sicherheitskreisen, dass russische Tanker in den vorangegangenen Monaten Nordkorea mindestens dreimal mit Treibstoff versorgten. Dabei sei die Ladung auf hoher See übergegeben worden. Der Verkauf von Öl- und Ölprodukten nach Nordkorea verstößt gegen UN-Sanktionen. Das Land ist aber auf Treibstofflieferungen angewiesen, um seine Wirtschaft am Laufen zu halten.
Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin sagte Trump: "Er kann eine Menge tun." Leider seien die Beziehungen zu Russland aber kaum vorhanden. Trump kritisiert immer wieder Ermittlungen im eigenen Land, ob die russische Regierung die US-Präsidentenwahl 2016 beeinflusste. Diese schadeten den russisch-amerikanischen Beziehungen. Russland selbst weist den Verdacht zurück.
ZWEIFEL AN DIALOG MIT NORDKOREAS MACHTHABER
Noch sei Nordkorea nicht in der Lage, die USA mit Raketen anzugreifen, sagte Trump. "Aber sie sind nahe dran. Und jeden Tag kommen sie dem näher." Nach dem Test einer Interkontinentalrakete im November erklärte die Führung in Pjöngjang, das gesamte Gebiet der USA liege in Reichweite.
Während des knapp einstündigen Interviews äußerte Trump Zweifel, ob ein Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un den Konflikt entschärfen könnte. "Ich bin nicht sicher, ob Gespräche zu etwas Sinnvollem führen könnten." Auch Verhandlungen seiner Vorgänger hätten Nordkorea nicht zum Einlenken gebracht. "Ich würde mich hinsetzen, weiß aber nicht, ob das das Problem lösen würde."
Trump hatte direkte Gespräche mit Kim nicht ausgeschlossen. In einem in der vergangenen Woche veröffentlichten "Wall Street Journal"-Interview erklärte er sogar, er hätte wahrscheinlich ein sehr gutes Verhältnis zu Kim. Er wich aber der Frage aus, ob er bereits mit ihm sprach. Die beiden Staatschefs lieferten sich in den vergangenen Monaten einen rhetorischen Schlagabtausch.
Trump begrüßte die jüngsten Entspannungssignale der beiden koreanischen Staaten. Der Norden will Athleten zu den Olympischen Winterspielen entsenden, die im Februar im Süden stattfinden. Die Einigung ist das Ergebnis von einwöchigen Verhandlungen - den ersten direkten Gesprächen seit mehr als zwei Jahren. Formell befinden sich Nord- und Südkorea nach dem Krieg von 1950 bis 1953 noch immer im Kriegszustand. Trump sagte, die Annäherung könnte dabei helfen, die Krise zu entschärfen.
Nicht direkt äußern wollte sich der US-Präsident auf die Frage, ob er einen begrenzten Präventivschlag gegen Nordkorea erwogen hat. "Wir spielen ein sehr, sehr hartes Pokerspiel. Und da will man sich nicht in die Karten schauen lassen."