Mumbai, 09. Mai (Reuters) - In Indien hält der rasante Anstieg der Corona-Zahlen an. Das Gesundheitsministerium meldete am Sonntag den vierten Tag in Folge mehr als 400.000 Neuinfektionen und den zweiten Tag nacheinander über 4000 Todesfälle in Verbindung mit dem Virus. Die Zahl der bestätigten Ansteckungen stieg binnen 24 Stunden um 403.738 auf 22,3 Millionen. Weltweit ist das der zweithöchste Wert nach den USA. Experten befürchten jedoch eine weitaus höhere Dunkelziffer. Die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit dem Virus erhöhte sich um 4092 auf 242.362. Erst am Freitag hatte Indien mit mehr als 414.000 Neuinfektionen einen weltweiten Höchstwert verzeichnet und am Samstag mit 4187 Todesfällen so viele wie noch nie gemeldet.
In Indien sind die Infektionszahlen im Zuge einer zweiten Corona-Welle in die Höhe geschossen. Damit ist das südasiatische Land zum globalen Brennpunkt der Pandemie geworden. Das Gesundheitswesen ist überlastet. In Krankenhäusern mangelt es an Intensivpflegebetten und medizinischem Sauerstoff, Patienten werden abgewiesen. Deutschland und andere Länder haben medizinische Hilfe geschickt. Angesichts der verschärften Lage wächst der Druck auf Ministerpräsident Narendra Modi, ähnlich wie bei der ersten Welle im vorigen Jahr einen landesweiten Lockdown zu verhängen. Aus Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen schreckt er allerdings davor zurück. Aber zuletzt verschärften immer mehr Bundesstaaten ihre Schutzmaßnahmen.
Regierungschef Modi geriet zuletzt immer stärker wegen seines Umgangs mit der Corona-Krise in die Kritik. Ihm wird vorgeworfen, dass nach einem Abebben der Fallzahlen im Januar und Februar verfrüht wieder religiöse Feste, politische Großveranstaltungen und zeitweise sogar Zehntausende Zuschauer in Stadien beim Nationalsport Cricket zugelassen wurden und es an Impfstoff mangelt. Für die Infektionszahlen machen Experten auch mehrere Virus-Varianten verantwortlich. Das Virus breitet sich inzwischen auch rasch von den Städten auf das Land aus, wo rund 70 Prozent der mehr als 1,3 Milliarden Einwohner leben.