BERLIN (dpa-AFX) - Die verschärften westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs werden aus Sicht der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm starke Auswirkungen auf die russische Wirtschaft haben. Grimm sagte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag, vor allem die Sanktionen gegen die Zentralbank würden die russische Wirtschaft hart treffen. Russland habe hohe Devisenbestände, könne nun damit aber nicht mehr den Rubel stabilisieren, der bereits unter Druck geraten sei.
Der Ausschluss russischer Banken aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift sei ein wichtiger Schritt. "Er ist dringend notwendig", sagte Grimm. "Ziel muss es sein, eine Eskalationsspirale und damit menschliches Leid sowie eine Ausweitung des Kriegs zu verhindern."
Es sei kein Komplett-Ausschluss Russlands aus Swift. "Die Rechnungen für russische Rohstofflieferungen sollen offenbar noch bezahlt werden können", sagte Grimm. Damit wolle man vermutlich verhindern, dass Russland mit einem Lieferstopp reagiere. Ein solcher könnte zwar mittelfristig auch Produktionsbeschränkungen deutscher Unternehmen zur Folge haben, es müsse jetzt aber die höchste Priorität haben, die Eskalation zu verhindern. "Die unmittelbaren ökonomischen Kosten mögen hoch sein, aber der Schaden durch eine weitere militärische Eskalation weit größer."
Selbst bei einem Ausfall des gesamten deutsch-russischen Handels wären die Auswirkungen überschaubar, weil Russland eine vergleichsweise geringe Rolle beim Handel spiele. Grimm sagte, sie erwarte bei einem Ausfall, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt unter einem Prozent sinken könnte.
Grimm ist Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, welcher die Bundesregierung berät. Seine Mitglieder werden auch als Wirtschaftsweise bezeichnet.
Deutschland, die USA und andere westliche Verbündete haben einen Ausschluss russischer Finanzinstitute aus Swift beschlossen. Zudem soll es zusätzliche Sanktionen gegen die russische Zentralbank und auch gegen Oligarchen aus dem Umfeld von Russlands Präsident Wladimir Putin geben.