In einer Welt, in der plötzlich alle Protein-Shakes schlürfen, ihre Getränke mit mysteriösen Pilzen anreichern und das Wort „Fitness-Lifestyle“ wie selbstverständlich in jede zweite Unterhaltung einfließt, gibt es eine Firma, die möglicherweise direkt am Puls dieses Trends operiert: Applied Nutrition plc. Ein Name, der vermutlich nicht jedem von uns beim morgendlichen Haferbrei in den Sinn kommt, doch unter Anlegerinnen und Anlegern allmählich Wellen schlägt.
Applied Nutrition hat sich auf die Produktion von Fitness-, Gesundheits- und Ernährungsprodukten spezialisiert – angefangen bei klassischen Proteingetränken bis hin zu kreativen Neuentwicklungen wie proteinversetztem Sprudelwasser. Seit Oktober letzten Jahres ist das Unternehmen an der London Stock Exchange gelistet, wobei die Börsengänge im britischen Markt ja bekanntlich nicht immer für tagelanges Mediengewitter sorgen. Das IPO bewertete APN dennoch mit immerhin rund 350 Millionen Pfund. Keine kleine Hausnummer für ein Unternehmen, das erst 2014 an den Start ging.
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Im Kern ist APN stark auf Wachstum und Innovation ausgerichtet. Man wirbt mit hohen Wachstumsraten bei Umsatz und Cashflows, die in den letzten drei Jahren bereits erheblich gesteigert wurden. Und das alles in einem Marktsegment – nämlich Gesundheit, Wellness und Sporternährung –, das laut verschiedenen Researchern in den kommenden Jahren noch ein ordentliches Stück wachsen dürfte.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf APNs Geschäftsmodell, ihre Produkte, ihre globale Strategie, ihre Finanzen und natürlich die Chancen und Risiken für uns als potenzielle Anteilseigner. Auf geht’s!
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Unternehmensprofil & Produktpalette
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Applied Nutrition klingt zunächst nach einem trockenen Begriff aus dem Biochemie-Seminar. Tatsächlich steckt aber ein kunterbunter Mix an Proteinpulvern, Pre-Workout-Shots und anderen sport- und gesundheitsorientierten Produkten hinter diesem Namen. Laut Unternehmensangaben dreht sich das Portfolio um folgende Hauptkategorien:
- Proteinprodukte (z. B. Whey Protein, Proteinriegel, Cookies, Kollagenpulver, proteinangereicherte Getränke).
- Pre-Workout (zum Beispiel die Range „All Black Everything“, kurz ABE, mit Energiedrinks, Koffeinshots und Co.).
- Grab-and-Go-Artikel (etwa die in Dosen abgefüllte ABE-Linie, isotonische Getränke, Body-Fuel-Reihe).
- Gewichtsmanagement (Critical Mass, Diät-Shakes, Fatburner etc.).
- Intra-Workout-Produkte (Nahrungsergänzungsmittel, die während des Trainings konsumiert werden).
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Das Unternehmen begann 2014 mit einer Handvoll Angestellter und nur einem einzigen Produkt: einem sogenannten „Mass Gainer“ namens Critical Mass. Dieses ursprüngliche Produkt gibt es noch immer – und zwar sehr erfolgreich. Mittlerweile beschäftigt APN über 200 Mitarbeitende weltweit, vertreibt seine Artikel in mehr als 80 Ländern und hat sich in Großbritannien zu einem der führenden Sports-Nutrition-Hersteller entwickelt. Der Clou: APN ist die einzige nicht-amerikanische Sporternährungsmarke, die es bis in die Walmart-Regale geschafft hat – ein echtes Ausrufezeichen in einem knallharten US-Markt.
Parallel dazu pflegt man eine B2B-Vertriebsstruktur mit diversen Distributoren und Händlern. Das hat für APN gleich mehrere Vorteile: geringere Marketingkosten im Vergleich zu vielen Direct-to-Consumer-Playern und außerdem ein besseres Verständnis dafür, welche Produkte in welchem Land und in welcher Kultur gerade heiß begehrt sind. Dieses Wissen fließt dann direkt wieder in die Produktentwicklung ein.
Warum APN attraktiv sein könnte
Es gibt einige Gründe, warum Applied Nutrition für Anlegerinnen und Anleger spannend sein könnte. Man muss natürlich immer bedenken, dass Wachstum in einem dynamischen Markt auch Unsicherheiten mit sich bringt. Dennoch: APN glänzt in mehreren Bereichen.
1. Wachstumsmarkt „Gesundheit & Wellness“
Der globale Fokus auf Fitness, Gesundheit und bewusste Ernährung ist seit Jahren ungebrochen. Laut Marktforschungsberichten (Euromonitor u. a.) wächst der Markt für Sportnahrung, Nahrungsergänzungsmittel und Gesundheitsprodukte mit jährlichen Raten von rund 8 bis 10 Prozent. APN tummelt sich damit in einer Branche, in der jedes Jahr mehr Umsatzkuchen zu verteilen ist.
2. Starke Positionierung mit mehreren Produktreihen
Statt ausschließlich auf einen Sektor zu setzen (z. B. Whey Protein) hat APN verschiedene Produktlinien für unterschiedliche Zielgruppen: vom langjährig erfahrenen Kraftsport-Enthusiasten („All Black Everything“) bis hin zu Einsteiger-Segmenten („Body Fuel“). Diese Diversifikation kann das Risiko abfedern, sollte ein einzelnes Segment mal schwächeln.
3. Inhouse-Produktion & schnelle Markteinführung
APN kann dank eigener Entwicklungs- und Produktionskapazitäten Trends rasch aufgreifen. Ein Beispiel hierfür ist die Body-Fuel-Reihe, die man innerhalb weniger Monate entwickelt und auf den Markt gebracht hat – mit Erfolg: 10 Millionen Flaschen in nur 18 Monaten verkauft.
4. Solides Finanzielles Fundament
Das Unternehmen meldet Nettomargen jenseits der 20 Prozent, EBITDA-Margen um die 30 Prozent und eine anhaltend hohe Cashflow-Generierung. Zwar ist eine gute Kostenstruktur kein Garant für Zukunftserfolg, aber es gibt viel Spielraum für Expansion und Investitionen in neue Märkte.
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Marktprognosen & Wachstumschancen
Um das Geschäft von Applied Nutrition besser zu verstehen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Marktentwicklungen. Laut Euromonitor liegt das globale Marktvolumen für Sportnahrung, Gesundheits- und Wellness-Produkte bei knapp 189 Milliarden Pfund (Stand FY23). Innerhalb von vier Jahren (2019–2023) ist dieses Segment um 8 Prozent pro Jahr gewachsen – Tendenz weiter steigend. Zwischen 2023 und 2028 wird eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 8,1 Prozent prognostiziert.
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Das Ganze lässt sich in Untersegmente zerlegen:
- Sportnahrung (Proteinpulver, Energydrinks, Riegel etc.): Wachstum von fast 10 Prozent pro Jahr.
- Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel: rund 6,4 Prozent pro Jahr.
- Gewichtsmanagement-Produkte: circa 5,5 Prozent pro Jahr.
- Energy-Drinks: rund 10,2 Prozent pro Jahr.
Warum diese rasante Entwicklung? Nun, immer mehr Menschen betrachten gesunde Ernährung nicht mehr als nette Kür, sondern als feste Routine im Alltag. Proteinshakes sind längst nicht mehr nur für Bodybuilder interessant; viele Konsumenten integrieren Proteinpulver oder Riegel in ihre normale Ernährungsweise. Dazu kommt ein stetig steigendes Gesundheitsbewusstsein und das Bedürfnis, chronische Krankheiten vorzubeugen – eine Entwicklung, die globale Dimensionen hat.
APN ist schwerpunktmäßig in der Sports-Nutrition-Sparte verankert. Allein dieses Teilsegment wuchs von 16 auf 23 Milliarden Pfund (2019–2023) und soll bis 2028 auf 35 Milliarden Pfund ansteigen. Besonders proteinreiche Produkte (Powder, Riegel, Shakes) und nicht-proteinbasierte Nahrungsergänzungen (Pre-Workout, Intra-Workout etc.) boomen. Dabei verteilen sich die Käufer zunehmend auf unterschiedliche Kanäle: Einzelhandel, Fitnessstudio-Shops, E-Commerce und Großmärkte wie Walmart oder Costco.
Besonders interessant: Nordamerika gilt als größter Einzelmarkt (knapp 65 Milliarden Pfund), während der Mittlere Osten zwar kleiner (rund 4 Milliarden Pfund), aber mit über 13 Prozent pro Jahr die höchsten Wachstumsraten aufweist. APN ist in beiden Regionen bereits aktiv, sieht aber laut eigenen Aussagen noch „massives Potenzial“, insbesondere in den USA.
Fitness-Trends, GLP-1 & Low-Cost-Gyms
Im Dschungel der Fitness- und Ernährungsindustrie poppen immer neue Entwicklungen auf, die das Potenzial haben, den Absatz von Protein- und Supplement-Produkten voranzutreiben. Hier ein kurzer Blick auf drei größere Trends:
Low-Cost-Gyms auf dem Vormarsch
Ob in den USA, in Europa oder in Asien – Fitnessstudios mit niedrigen Mitgliedsbeiträgen schießen wie Pilze aus dem Boden. Damit wächst auch die Anzahl der Menschen, die überhaupt den Zugang zu Fitness und Sport bekommen. Je mehr Leute trainieren, desto mehr könnte die Nachfrage nach Proteinpulver, Riegeln und Pre-Workout-Booster steigen. Studien sprechen hier von einem 30-prozentigen Wachstum bei günstigen Fitnessstudio-Ketten zwischen 2019 und 2024.
GLP-1-Medikamente
Medikamente wie Ozempic oder Wegovy (GLP-1) sind gerade ein Riesenthema, weil sie offenbar beim Abnehmen helfen. Allerdings verlieren viele Anwender nicht nur Fett, sondern auch Muskelmasse – was natürlich nicht das Wunschziel ist. Wer diese Therapie wählt, will die Muskeln erhalten und wird tendenziell eher zu Protein- und Fitnessprodukten greifen. Für Hersteller wie APN heißt das: Eventuell mehr Kundschaft, die gezielt den Muskelabbau abfedern möchte.
Verändertes Konsumverhalten
Viele Konsumenten sind heute bereit, mehr Geld in die eigene Gesundheit zu stecken. Protein-Shakes zum Frühstück oder eine Collagen-Gummibärchenration vor dem Schlafengehen sind nicht mehr „Freakshow“, sondern Mainstream. Wenn diese Entwicklung anhält, könnte APN nicht nur von Fitnessfreaks, sondern von ganz normalen „Alltagsathleten“ profitieren.
Natürlich ist die Konkurrenz groß; jedes Start-up kann heute theoretisch irgendein Proteinpulver launchen. Doch APN setzt auf Reputation, ein großes Produktportfolio und eigene Herstellung, wodurch es sich von reinen Private-Label-Anbietern abhebt.
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Operatives Geschäft & Internationalisierung
Applied Nutrition bezieht seine Rohstoffe für Pulver, Riegel, Kapseln und andere Produkte aus Großbritannien, Europa und China. Dabei handelt es sich größtenteils um Proteine (zum Beispiel Whey), Vitamine, Mineralstoffe oder andere funktionale Zutaten. Ihre Produktion findet überwiegend in Liverpool statt, aufgeteilt in zwei große Gebäude. Dort werden auch Lagerhaltung und Logistik abgewickelt.
Die Vertriebsstrategie baut im Wesentlichen auf dem B2B-Geschäft auf. Rund 91 Prozent der Verkäufe resultieren aus Kooperationen mit Händlern, Distributoren sowie Gyms und Sportvereine. Der Rest (9 Prozent) kommt aus Direct-to-Consumer-Verkäufen, beispielsweise über Amazon, eBay oder den hauseigenen Online-Shop.
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Ein spannender Punkt: APN hat nach eigenen Aussagen wesentlich niedrigere Marketingkosten als viele rein online-basierte Konkurrenten, da sie nicht ständig riesige Werbebudgets ins Direktkundengeschäft pumpen müssen. Wer schon mal bei diversen Online-Fitness-Shops eingekauft hat, kennt die Rabattschlachten: 50 Prozent Nachlass hier, zwei Gratisriegel da. APN will das bewusst reduzieren oder komplett vermeiden und setzt stattdessen auf strategische Partnerschaften. Das senkt Kosten und stärkt den Markenkern – vor allem, wenn Distributoren in den USA oder im Nahen Osten bereits vorhandene Kontakte haben.
Aktuell ist rund die Hälfte der APN-Umsätze internationaler Natur (USA, Mittlerer Osten, Asien, Teile von Westeuropa). Besonders heraus sticht dabei der Deal mit Walmart und Costco in den USA – für eine britische Marke eine tolle Leistung. Allerdings ist in Nordamerika bislang nur das „All Black Everything“-Sortiment flächendeckend erhältlich. Neue Produktlinien (z. B. Body Fuel, Endurance oder der Core-Bereich) müssen den Weg in die US-Regale erst noch finden. Genau darin sieht das Management eine große Chance für höhere Umsätze in den nächsten Jahren.
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Management & Wettbewerbsumfeld
Applied Nutrition hat den Vorteil, dass das Unternehmen vom Gründer selbst geführt wird: CEO Tom Ryder brachte 2014 den „Critical Mass Gainer“ auf den Markt und hat seither tief in der Branche gewurzelt. Er hält immer noch rund 30 Prozent der Firmenanteile, was durchaus ein Indiz dafür ist, dass die Führungsetage „Skin in the Game“ hat.
Weitere Spitzenleute sind unter anderem COO Steve Granite (Erfahrung im Logistikbereich) und CFO Sam Smith, ein Wirtschaftsprüfer mit Expertise im Bereich Kapitalmärkte.
In den USA leitet ein eigener CEO namens Aaron Heidebreicht das Geschäft. Heidebreicht bringt mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Nahrungsergänzungsindustrie mit – ein wichtiger Faktor, um auf dem sehr wettbewerbsintensiven US-Markt bestehen zu können. Für potenzielle Anleger ist das beruhigend: Wer in die Vereinigten Staaten exportieren will, sollte wissen, wie Walmart, Costco und Co. ticken.
Apropos Wettbewerb: Der Markt für Sportnahrung ist weltweit hart umkämpft. Zahlreiche Riesen tummeln sich im Feld, darunter Glanbia (bekannt für Optimum Nutrition und SlimFast), Mondelez (Grenade, Perfect Snacks, Clif Bar) oder Nutrabolt (C4 Energy, Cellucor). Andere Schwergewichte heißen PepsiCo, Kellanova oder THG (MyProtein) – manche davon sind global tätige Lebensmittelkonzerne mit gigantischer Kapitaldecke. Daneben existieren jede Menge kleinere Anbieter, die oft auf White-Label-Produktionen und Dropshipping setzen. Die Marktzutrittsbarrieren sind relativ niedrig; ein neues Proteinpulver zu launchen, ist nicht allzu schwer.
Die Kunst liegt also darin, sich einerseits zu differenzieren und andererseits Effizienz zu bewahren. APN versucht dies durch eine Kombination aus Reputation, eigener Herstellung und B2B-Fokus. Und offenbar klappt das ganz ordentlich, wenn man die Zahlen, die Umsatzentwicklung und die Vertriebserfolge anschaut.
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IPO und Beteiligungen
Applied Nutrition ist seit Oktober 2024 an der London Stock Exchange gelistet. Beim Börsengang wurden keine neuen Aktien ausgegeben, sondern hauptsächlich Anteile von Gründer Tom Ryder, dem COO und dem Großinvestor JD Sports verkauft. Letzterer hatte 2021 bereits 32 Prozent der Anteile an APN erworben und sie nun größtenteils veräußert. Trotzdem hält JD Sports immer noch mehr als 5 Prozent. Der CEO selbst reduzierte seinen Anteil von über 50 auf rund 30 Prozent. Post-IPO sind damit knapp 45 Prozent der APN-Aktien im Streubesitz.
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Der Ausgabepreis lag bei 140 Pence, was einer Unternehmensbewertung von etwa 350 Millionen Pfund entspricht. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung bei rund 368 Millionen Pfund – also leicht über dem IPO-Wert. Ein Teil der IPO-Gebühren ging übrigens direkt zu Lasten der verkaufenden Altaktionäre (CEO, COO, JD Sports); die Gesellschaft selbst erhielt davon nichts in die Kasse. Aus Investorensicht kann das positiv sein, da man keine Verwässerung durch neue Aktien hat.
Institutionelle Investoren wie Abrdn und JP Morgan halten jeweils mehr als 3 Prozent an APN.
Alles in allem könnte sich das IPO als Sprungbrett erweisen, um die Visibilität am Markt zu steigern und frisches Geld für Expansion und Produktinnovationen zu sichern. Doch über die Verwendung weiterer Gelder muss das Management noch entscheiden.
Finanzkennzahlen & Entwicklung
Der Blick in die Bücher: In den vergangenen drei Jahren hat APN seinen Umsatz verdreifacht – eine starke Leistung, die natürlich Fragen nach Nachhaltigkeit aufwirft. Doch das Management versichert, dass die Margen hoch bleiben und die Free-Cashflow-Generierung weiterhin robust ist. Wie sehen die wichtigsten Punkte aus?
- Umsatz: Von 2022 bis 2024 starke Zuwächse. In Zahlen bedeutet das konkret: Von rund 35 Millionen Pfund (FY22) auf über 86 Millionen Pfund in FY24.
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- Umsatzprognose: Prognose für FY25 liegt bei 100 Millionen Pfund. Trading Update für das erste Halbjahr mit 47,6 Millionen Pfund über dem IPO-Guide von 46 Millionen Pfund.
- Gewinnmargen: Die Nettomarge liegt stabil über 20 Prozent. Die EBITDA-Marge bewegt sich zwischen 28 und 32 Prozent. Das ist für ein Unternehmen in der Lebensmittel- und Fitnessbranche bemerkenswert hoch.
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- Cashflow: APN generiert laut eigener Aussage rund 70 Prozent Free-Cashflow im Verhältnis zum Nettogewinn, was sehr ordentlich ist. Im Geschäftsjahr 2024 gab es allerdings eine höhere Steuerlast von knapp 40 Prozent, bedingt durch die Einstufung als „Very Large“ Taxpayer in Großbritannien. Das hat den operativen Cashflow kurzzeitig gedrückt. Auf lange Sicht rechnet das Management aber mit einem „normalisierten“ Steuersatz von etwa 25 Prozent.
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- Working Capital: Hier ist APN nicht ganz so schlank unterwegs. Die Vorräte (Inventory) liegen bei rund 19 Millionen Pfund, außerdem sind die Forderungen deutlich gestiegen. Das führt zu einem recht hohen Verhältnis von Umlaufvermögen zu Umsatz (circa 30 Prozent). Allerdings ist das Unternehmen auch stark gewachsen und will gleichzeitig Lieferfähigkeit garantieren. In Zukunft könnte man diese Kennzahl aber trimmen und Kapital freisetzen.
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- Kapitalbedarf: Aufgrund der vorhandenen Kapazität in der Produktion rechnet das Management mit geringen Investitionen (Capex) von nur 1 Prozent des Umsatzes in den nächsten Jahren. Theoretisch könnte APN seinen Umsatz fast verdoppeln, ohne umfangreichere Bauprojekte oder Maschinenausstattungen tätigen zu müssen.
- Schulden: Das Unternehmen hat nahezu keine langfristigen Bankschulden, lediglich rund 1,8 Millionen Pfund Leasingverbindlichkeiten. Das gibt finanzielle Flexibilität und senkt das Zinsrisiko.
Ausblick und Guidance
Für das Finanzjahr 2025 peilt APN ein Umsatzwachstum im mittleren Zehnprozentbereich an, genauer gesagt im „Mid-Teens“-Bereich. Die zweite Jahreshälfte sei üblicherweise stärker als die erste, heißt es aus dem Management. Auffällig ist der Fokus auf die USA: Dort plant man, 30.000 zusätzliche Verkaufspunkte zu erschließen, also mehr Regalmeter in Supermärkten, Fitnessstudios und Spezialläden. Das Ziel lautet, im US-Markt in die Top 10 der Sportnahrungsmarken vorzudringen und einen Umsatz jenseits von 50 Millionen US-Dollar zu erzielen.
Die Gruppe setzt in Nordamerika auf Wachstum, indem sie ihre Präsenz in Supermärkten, Fachgeschäften, Convenience Stores, im Militärhandel und Fitnessstudios weiter ausbaut. Im Geschäftsjahr 2025 sollen insgesamt 30.000 neue Verkaufsstellen hinzukommen.
Das Wachstum im Supermarkt- und Fachhandel entsteht vor allem durch mehr Regalfläche bei bestehenden Partnern. Gleichzeitig will das Unternehmen mit Produkten aus den Bereichen „Grab-and-Go“ sowie Gesundheit & Wellness neue Kunden im Fachhandel gewinnen.
Das große Ziel: Eine der zehn führenden Sportnahrungsmarken in den USA werden – mit einem Umsatz von über 50 Millionen US-Dollar. Das Management hält das mittelfristig für machbar, solange die Wachstumsstrategie konsequent umgesetzt wird.
IPO-Prospekt – Quelle: APN
Auch in Europa wächst man weiter, allerdings langsamer als in den Vereinigten Staaten. Das liegt daran, dass der europäische Markt bei weitem nicht so riesig ist wie der US-Markt und eine etwas andere Wettbewerbslandschaft hat. Der Mittlere Osten, in dem APN bereits in 15 Ländern präsent ist, soll dank einer erwarteten Marktausweitung von 4 auf 8 Milliarden Pfund bis 2028 ebenfalls stark zulegen.
Auf Margenseite erwartet das Management weiter Werte in der historischen Größenordnung (um die 30 Prozent EBITDA-Marge, 20 Prozent Nettomarge), wobei man von keiner nennenswerten Saisonalität ausgeht. Dass es saisonale Peaks geben kann (z. B. zum Jahresanfang, wenn alle Welt mehr Sport treibt), bestreitet man nicht, aber in der Gesamtperspektive verteilen sich die Umsätze recht gleichmäßig über das Jahr.
Interessant ist weiterhin die Produktinnovation. Laut Roadmap will APN verschiedene Neuheiten in 2025 auf den Markt bringen, darunter eine Sparkling-Protein-Wasser-Linie, ein proteinangereichertes Pilzpulver (Stichwort „Mushroom Supplements“) und ein erweitertes Angebot an Diät-Riegeln oder Flüssig-Kreatin. Ob alle Produkte auf Dauer so durchstarten wie „Critical Mass“ oder die Body-Fuel-Reihe, wird sich zeigen. Doch das Unternehmen scheint eine gewisse Experimentierfreude zu besitzen.
Aktuelles Trading-Update (H1 FY25)
Pünktlich zum neuen Geschäftsjahr hat das Unternehmen Zahlen für die ersten sechs Monate bis zum 31. Januar 2025 veröffentlicht – und die können sich sehen lassen. Der Umsatz lag bei 47,6 Millionen Pfund und damit sogar leicht über der ursprünglichen Prognose von 46 Millionen Pfund, die man anlässlich des Börsengangs kommuniziert hatte. Auch beim Adjusted EBITDA und bei der Cash-Conversion bleibt man im Rahmen dessen, was Marktteilnehmer und Management erwartet hatten. Damit fühlt sich das Unternehmen gestärkt, sein Jahresziel von 100 Millionen Pfund Umsatz zu erreichen.
Produktseitig hat man erneut bewiesen, wie schnell neue Ideen in marktreife Produkte umgewandelt werden können. Zu den jüngsten Innovationen gehören unter anderem Sparkling Protein Water, Creaflow, Blackstak sowie Creatine Gummies. Spannend ist auch die Kollaboration mit Coleen Rooney, deren Wellness-Supplements ins Sortiment integriert werden und ab März in allen Filialen von Holland & Barrett erhältlich sein sollen. Damit will das Unternehmen gezielt eine andere Kundengruppe ansprechen – jenseits der „Hardcore-Gym-Community“.
International geht es ebenfalls voran:
- Kanada: Start in mehreren großen Fachhandelsketten
- Südamerika: Vertrieb in sechs neuen Ländern
- Asien: Erste Lieferungen nach Singapur sind unterwegs
- USA: Über 700 Standorte von „The Vitamin Shoppe“ führen jetzt eine Produktreihe namens „AN Performance“. Daneben gibt es eine Promo-Kooperation mit der Fruchtmarke Chiquita.
Auf dem Marketing-Schlachtfeld hat man sich prominente Unterstützung gesichert: Schwergewichtsboxer Daniel Dubois fungiert fortan als Markenbotschafter, zudem lief die erste TV-Kampagne rund um das Coleen-Produkt-Launch. Passend dazu wurde das Messe-Engagement massiv hochgefahren – etwa im Nahen Osten, in Großbritannien und in den nächsten Wochen auch in Kolumbien und den USA.
Zu guter Letzt hat das Unternehmen seine Produktionskapazitäten erweitert, sodass nun theoretisch Umsätze in Höhe von rund 160 Millionen Pfund gestemmt werden können, ohne größere neue Investitionen. Damit dürfte sich der Capex in Zukunft nicht wesentlich von den derzeitigen 1,2 % entfernen, das Umsatzpotenzial aber deutlich erhöhen.
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CEO Thomas Ryder sieht sein Team damit für die zweite Jahreshälfte gut aufgestellt und spricht von einem „vielversprechenden nächsten Schritt“ auf dem Weg zur „weltweit vertrauenswürdigsten und innovativsten Marke für Sporternährung, Gesundheit und Wellness“.
Bewertung & Potenzielle Kursziele
Die Frage, die nun alle umtreibt: Ist die Aktie jetzt günstig, fair oder zu teuer bewertet? Nach den zur Verfügung stehenden Schätzungen für 2025 und 2026 kann man eine DCF-Analyse fahren. Heraus käme ein fairer Wert von etwa 1,78 Pfund – rund 21 Prozent über dem aktuellen Kurs von 1,47 Pfund. Das klingt nicht nach einem Mondsprung, aber immerhin nach einer attraktiven Prämie.
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Doch, so das Management weiter, seien die Prognosen konservativ. Wenn APN weiterhin mit 15 Prozent pro Jahr wächst, während die Nettomarge bei 22 Prozent liegen bleibt, könnte das Unternehmen innerhalb der nächsten drei Jahre auf einen Nettoertrag von rund 29 Millionen Pfund kommen. Legt man darauf ein erwartetes KGV von 20 an – was für schnell wachsende Konsumgütermarken im Gesundheitssektor nicht ungewöhnlich ist –, errechnet sich ein Marktwert von um die 580 Millionen Pfund. Das wäre ein Plus von über 55 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau und eine schöne jährliche Rendite von über 18 Prozent. Natürlich sind solche Annahmen keine Garantie, aber es demonstriert, welches Potenzial APN theoretisch hat, sollten sich die Wachstumsraten halten und das Marktumfeld kooperativ bleiben.
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Zu bedenken ist außerdem: Andere Wettbewerber, etwa THG mit MyProtein, kämpfen derzeit mit negativen Margen und ziehen sich teilweise aus Wachstumsmärkten zurück, um profitabler zu werden. Wenn APN hingegen weiter solide Margen einfährt und „Organisches Wachstum plus internationaler Expansionsdrive“ durchzieht, könnte der Markt das Unternehmen irgendwann mit einem höheren Multiples bewerten. Schließlich mögen Anleger hochmargige, wachstumsstarke Firmen – das sieht man an diversen Beispiel-Firmen aus dem Konsumsektor.
Wie bei allen jungen Aktien gibt es natürlich die Unsicherheit, ob APN in den großen Märkten (insbesondere Nordamerika) dauerhaft reüssieren kann. Gelingt die Eroberung der US-Sportnährregale, wäre das ein gewaltiger Umsatzhebel. Falls nicht, könnte sich der Aktienkurs länger in einer Seitwärtsbewegung verlieren.
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Chancen & Risiken
Chancen:
- Wachstumsmarkt: Gesundheit und Wellness sind längst mehr als ein kurzfristiger Trend. Das Segment expandiert global mit hohen Wachstumsraten und APN ist dabei, weltweit Fuß zu fassen.
- Schnelle Innovation: APNs eigenes Entwicklungs- und Produktionsteam ermöglicht rasche Produkt-Rollouts. Wer schnell auf neue Geschmacksrichtungen, neue Zutaten (z. B. Pilzextrakte) oder neue Verbrauchertrends reagieren kann, gewinnt oft an Marktanteilen.
- Starke Finanzen: Kaum Schulden, hohe Margen, guter Cashflow – die „heilige Dreifaltigkeit“ für viele Value- und Growth-Investoren.
- Expansion in den USA: Sollte die Marke in Nordamerika breiter aufgestellt werden, wartet dort ein riesiger, wenn auch umkämpfter Markt.
Risiken:
- Harter Wettbewerb: In kaum einer Branche tummeln sich so viele Player wie in der Sportnahrung. Gelingt es nicht, die Markengeschichte und Qualität zu vermitteln, könnte APN in der Masse untergehen.
- Rohstoffkosten: Whey-Preise oder Frachtkosten schwanken gern und können die Margen schmälern. Manchmal lässt sich das an Kunden weitergeben, manchmal aber auch nicht.
- Hoher Working-Capital-Bedarf: Aktuell bindet APN viel Geld in Vorräten und Forderungen. Bleibt das so, könnte es das Wachstumspotenzial einengen.
- Regulatorische Unsicherheiten: Nahrungsergänzungsmittel unterliegen in vielen Ländern strengeren Kontrollen. Ein Fehler oder ein negativer Vorfall könnte dem Image schaden.
- Abhängigkeit vom Erfolg in Schlüsselmärkten: Der US-Markt ist groß, aber auch schwierig zu knacken. Sollten Costco und Walmart ihre Partnerschaft nicht ausweiten, könnte das erhoffte Umsatzplus ausbleiben.
Schlusswort
Applied Nutrition plc hat sich innerhalb eines Jahrzehnts von einem kleinen britischen Start-up mit einem einzigen Mass-Gainer-Produkt zu einer internationalen Marke entwickelt, die in über 80 Ländern vertreten ist und überall dort Fuß fasst, wo Menschen mehr Protein, mehr Ausdauer oder generell einen gesünderen Lifestyle anstreben. Das Tempo zeigt sich auch in den Finanzkennzahlen: Umsätze verfünf- bis verzehnfacht, Margen stabil, kaum Schulden und ein solides Managementteam an der Spitze.
Natürlich ist der Markt für Sportnahrung und -supplements hart umkämpft. Die Hürden für neue Wettbewerber sind nicht unbedingt hoch, und die Platzhirsche haben teils tiefe Taschen. Doch APN bietet eine interessante Kombination aus Innovationskraft, Vertriebsstärke, Fokus auf B2B und einer klaren Roadmap für Produktneuheiten. Hinzu kommt, dass der Konzern finanziell in der Lage ist, auch mal schwächere Phasen zu überstehen und sich international breiter aufzustellen.
Anlegerinnen und Anleger, die sich für Wachstumstitel im Konsumgüter- und Gesundheitsbereich interessieren, könnten hier fündig werden. Wer an die steigende Bedeutung von Fitness und Wellness glaubt und sich ein Investment mit internationalem Touch wünscht, kann sich APN durchaus näher anschauen. Ein Selbstläufer ist es freilich nicht: Ob das Unternehmen zum globalen Champion reift oder an den USA und anderen Märkten scheitert, wird erst die Zeit zeigen. Immerhin: Das Chancen-Risiko-Verhältnis scheint angesichts der ambitionierten, aber machbaren Expansionsziele durchaus attraktiv.
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