Funds from Operations (FFO) ist eine der zentralen Kennzahlen im Bereich Immobilien und speziell bei Real Estate Investment Trusts (REITs). Während klassische Gewinnkennzahlen (wie zum Beispiel der Nettogewinn) in vielen Branchen aussagekräftig genug sind, verzerren sie bei Immobilienunternehmen oft das tatsächliche Bild. Warum? Weil Faktoren wie Abschreibungen bei Gebäuden oder einmalige Gewinne aus dem Verkauf von Immobilien für große Schwankungen sorgen können, die nicht immer etwas über die eigentliche Ertragskraft aussagen.
Genau hier kommt FFO ins Spiel: Diese Kennzahl zeigt, was ein REIT wirklich an operativem Cashflow beziehungsweise Erträgen erwirtschaftet, indem sie bestimmte nicht zahlungswirksame Posten wie Abschreibungen wieder hinzurechnet und einmalige Gewinne aus Immobilienverkäufen herausrechnet.
Wie berechnet man die Funds from Operations (FFO)?
Die Grundformel sieht so aus:
FFO = Nettogewinn + Abschreibungen + Amortisation – Gewinne aus Immobilienverkäufen
Nettogewinn (Net Income): Ausgangspunkt ist immer das Ergebnis nach allen Aufwendungen, wie es in der Gewinn- und Verlustrechnung (Income Statement) steht.
Abschreibungen und Amortisation (Depreciation & Amortization): Da Immobilien in der Bilanz über die Jahre abgeschrieben werden, entstehen hohe nicht zahlungswirksame Aufwendungen. Im Immobiliensektor verzerren sie jedoch oft das Bild, weil Gebäude tendenziell eher an Wert gewinnen oder zumindest wertstabil bleiben. Diese nicht zahlungswirksamen Aufwendungen werden dem Nettogewinn daher wieder hinzugerechnet.
Gewinne aus Immobilienverkäufen (Gains on Property Sales): Wenn ein REIT ein Gebäude verkauft, kann es zu einmaligen, hohen Gewinnen kommen, die aber nichts mit dem normalen Tagesgeschäft zu tun haben. Um die rein operative Ertragskraft zu zeigen, werden diese Einmaleffekte wieder abgezogen.
Warum ist FFO für REITs so wichtig?
Bei REITs handelt es sich um Unternehmen, die in Immobilien investieren und den Großteil ihrer Einnahmen durch Mieteinnahmen und ähnliche Erlösquellen generieren. REITs sind zudem verpflichtet, einen hohen Anteil ihrer Gewinne in Form von Dividenden an die Aktionäre auszuschütten.
Der Clou:
- Realistische Bewertung der Erträge: Da Immobilien im Laufe der Zeit (theoretisch) abgeschrieben werden, spiegelt der Nettogewinn oft nicht wider, wie viel Geld ein REIT tatsächlich verdient.
- Branchenvergleich: FFO ist in der Branche standardisiert (vor allem durch das Gremium NAREIT in den USA). Dadurch kann man verschiedene REITs besser miteinander vergleichen.
- Aussage über Dividendenniveau: Da REITs hohe Dividenden zahlen müssen, gibt FFO Aufschluss darüber, ob das Unternehmen auch langfristig in der Lage ist, diese Ausschüttungen zu tragen.
Praktisches Beispiel zur FFO-Berechnung
Nehmen wir eine fiktive Gesellschaft namens XYZ Properties. Die Zahlen:
- Nettogewinn: 120 Mio. US-Dollar
- Abschreibungen und Amortisation: 40 Mio. US-Dollar
- Gewinn aus dem Verkauf von Immobilien: 10 Mio. US-Dollar
Die FFO-Berechnung läuft dann so:
FFO = 120 + 40 – 10 = 150 Mio. US-Dollar
FFO pro Aktie
Angenommen, XYZ Properties hat 30 Mio. Aktien im Umlauf. Dann berechnet sich die Kennzahl pro Aktie wie folgt:
FFO pro Aktie = 150 Mio. US-Dollar / 30 Mio. Aktien = 5 US-Dollar pro Aktie
Dieser Wert von 5 US-Dollar pro Aktie ist ein guter Indikator dafür, wie viel operativer Gewinn auf jeden Anteilsschein entfällt – und damit auch eine spannende Zahl, wenn es darum geht, zukünftige Dividenden und Wachstum zu beurteilen.
Was ist Adjusted Funds from Operations (AFFO)?
Manchmal stößt du im Zusammenhang mit REITs auch auf die Kennzahl AFFO (Adjusted Funds from Operations). Sie ist eine Weiterentwicklung der FFO und geht noch einen Schritt weiter, indem sie beispielsweise:
- Wiederkehrende Investitionen (Capital Expenditures) einbezieht: Das können Renovierungskosten, Instandhaltungsmaßnahmen oder Ausgaben für kleinere Modernisierungen sein, die in regelmäßigen Abständen anfallen und somit einen echten Einfluss auf die verfügbare Liquidität haben.
- Straight-Lining of Rent berücksichtigt: Dabei wird Mieteinnahmen, die häufig über die Laufzeit eines Mietvertrags zeitlich geglättet werden, angepasst, um den realen Mittelzufluss zu zeigen.
Die Formel für AFFO sieht typischerweise so aus:
AFFO = FFO – (Wiederkehrende CapEx) – (Straight-Lining-Anpassungen)
Was bringt das Ganze?
AFFO spiegelt noch genauer wider, wie viel Geld unterm Strich übrig bleibt, nachdem alle notwendigen Ausgaben abgezogen sind. Damit gewinnen Investoren eine bessere Einschätzung, ob der REIT langfristig seine Dividenden aufrechterhalten und wachsen kann.
FFO vs. andere Kennzahlen
1. FFO vs. Nettogewinn
Nettogewinn bezieht alle Aufwendungen ein, inklusive Abschreibungen und eventueller Einmaleffekte (z. B. Immobilienverkäufe).
FFO konzentriert sich auf das operative Kerngeschäft und rechnet nicht zahlungswirksame Posten heraus.
Kurz gesagt: Nettogewinn kann bei REITs stark schwanken, FFO zeigt eher den wahren operativen Kern.
2. FFO vs. Adjusted Funds from Operations (AFFO)
FFO ist die Basisvariante.
AFFO zieht darüber hinaus regelmäßige CapEx und weitere Anpassungen ab.
Für Langfristinvestoren gilt oft: AFFO ist die verlässlichere Größe, um die echte Ausschüttungskraft eines REITs zu beurteilen.
3. FFO vs. EBITDA
EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) ist im Allgemeinen für viele Branchen relevant.
Bei Immobilien und REITs ist FFO jedoch gängiger, weil sie branchenspezifische Besonderheiten besser abbildet.
Warum schauen Investoren so genau auf FFO?
Dividendenfähigkeit
REITs müssen gesetzlich (z. B. in den USA) 90 % ihres steuerpflichtigen Gewinns ausschütten. Die FFO hilft einzuschätzen, ob ein REIT genug Cashflow erwirtschaftet, um diese Dividenden langfristig zu zahlen und womöglich sogar zu erhöhen.
Performance-Vergleich
Da FFO branchenweit standardisiert ist, kann man schnell erkennen, wie ein REIT im Vergleich zu anderen dasteht – ähnlich wie man KGVs in anderen Branchen vergleicht.
Zukunftsprognosen
FFO-Wachstum zeigt, ob ein REIT seine Mieterlöse steigert, neue Immobilien erfolgreich integriert oder Kosten effizient hält. Steigt die FFO, hat man als Investor oft Grund zur Freude, weil dadurch auch mehr Spielraum für Dividenden besteht.
Vorteile und Grenzen von FFO
Vorteile
- Fokus auf Kerngeschäft: Nicht zahlungswirksame Aufwendungen (z. B. Abschreibungen) werden herausgerechnet.
- Standardisiert: Dank NAREIT ist FFO für REITs ziemlich einheitlich definiert.
- Hohe Aussagekraft für Dividenden: Wer auf regelmäßige Ausschüttungen setzt, findet mit der FFO eine relevante Kennzahl.
Grenzen
- Kein GAAP-Standard: Da FFO eine Non-GAAP-Kennzahl ist, gibt es keine offizielle regulatorische Kontrolle.
- Ignoriert notwendige CapEx: Kosten für Instandhaltung und Sanierung werden in der Basisform (FFO) nicht berücksichtigt. Hier hilft often der Blick auf AFFO.
- Einmalige Kosten / Erträge können mitunter den Blick verzerren, wenn sie nicht korrekt ausgewiesen oder umgerechnet werden.
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Häufig gestellte Fragen (FAQs) zur FFO
Ist FFO nur für REITs relevant?
Ja, in erster Linie. FFO wurde speziell für die Immobilienbranche entwickelt, da die üblichen GAAP-Regeln bei Immobilienwerten zu Verzerrungen führen.
Wie unterscheidet sich FFO vom Nettogewinn?
Der Nettogewinn kann durch Abschreibungen und einmalige Ereignisse stark beeinflusst werden. FFO rechnet diese Faktoren heraus, um das operative Ergebnis besser darzustellen.
Wieso wird Abschreibung im Immobilienbereich als Verzerrung gesehen?
Immobilien verlieren laut Buchhaltung jährlich an Wert (Abschreibung). Tatsächlich steigen sie oft oder bleiben wertstabil, sodass reine Abschreibungen nicht die wirtschaftliche Realität widerspiegeln.
Wie verbessert AFFO die Aussagekraft von FFO?
AFFO geht ins Detail: Zusätzlich zu Abschreibungen werden auch wiederkehrende Instandhaltungsinvestitionen und andere Faktoren berücksichtigt. Damit ist AFFO oft noch realistischer für die langfristige Dividendenaussicht.
Kann FFO die zukünftige Aktienperformance vorhersagen?
FFO ist eine wichtige Kennzahl für die Beurteilung der Ertragskraft und Dividendensicherheit, doch für eine umfassende Einschätzung solltest du auch weitere Kennzahlen, Markttrends und die allgemeine Wirtschaftslage berücksichtigen.
Schlusswort
Funds from Operations (FFO) ist das Herzstück der Analyse von REITs und spielt eine zentrale Rolle, um die wahre Ertragskraft einer Immobiliengesellschaft zu bewerten. Indem es nicht zahlungswirksame Posten wie Abschreibungen eliminiert und einmalige Effekte wie Immobilienverkäufe herausfiltert, vermittelt FFO ein realistisches Bild davon, wie viel Cash ein REIT tatsächlich aus seinem Kerngeschäft erwirtschaftet.
Für Investoren, die auf stabile Ausschüttungen setzen und verstehen möchten, wie solide die operative Basis eines REITs wirklich ist, führt kaum ein Weg an FFO vorbei. Wer es noch genauer wissen will, schaut sich AFFO an, das auch regelmäßige Instandhaltungskosten und weitere Feinheiten berücksichtigt.
Unterm Strich hilft dir FFO dabei, Dividendenniveau und Wachstumsperspektiven besser einzuschätzen – eine wesentliche Entscheidungshilfe, wenn du in REITs investieren möchtest.