Stell dir vor, du willst wissen, wie effizient ein Unternehmen sein eingesetztes Kapital nutzt, um Gewinne zu erzielen. Genau dabei hilft dir der Return on Capital Employed (ROCE). Diese Kennzahl zeigt, wie viel Gewinn (EBIT) im Verhältnis zum gesamten eingesetzten Kapital (Capital Employed) erwirtschaftet wird – und kann daher viel über die Rentabilität und das Management des Unternehmens aussagen.
Warum ist ROCE so wichtig?
Klares Signal für Investoren: Ein hoher ROCE weist darauf hin, dass ein Unternehmen sein Geld besonders effektiv einsetzt. Das ist attraktiv für Anleger, da sie sich bessere Renditen erhoffen können.
Blick auf Kapitalintensive Branchen: Gerade in Bereichen wie Industrie, Energie oder Maschinenbau wird viel Kapital benötigt. Hier kann der ROCE zeigen, wer sein Kapital wirklich clever einsetzt.
Mehr als nur ein reiner Gewinnblick: Anders als reine Gewinn- oder Umsatzkennzahlen zeigt der ROCE, wie gut ein Unternehmen tatsächlich mit seinen Ressourcen umgeht.
Wie berechnet man den ROCE?
Die Formel ist relativ geradlinig:
ROCE = (EBIT / Capital Employed) × 100
- EBIT (Earnings Before Interest and Taxes): Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, findest du in der Gewinn- und Verlustrechnung.
- Capital Employed: Meist definiert als Gesamtvermögen minus kurzfristige Verbindlichkeiten. Alternativ kann man auch Eigenkapital + langfristige Schulden nehmen, um zum eingesetzten Kapital zu kommen.
Schritt-für-Schritt:
- EBIT herausfinden: In der Regel in der GuV (Earnings Before Interest & Taxes).
- Capital Employed bestimmen:
- Variante A: Gesamtvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten
- Variante B: Eigenkapital + langfristige Schulden
- Formel anwenden und das Ergebnis mit 100 multiplizieren, um den Prozentsatz zu erhalten.
Was sagt dir der ROCE konkret?
Vergleich mit Branchenstandards: Ob ein ROCE von 15 % gut ist, hängt stark davon ab, ob andere Unternehmen im gleichen Sektor 5 %, 10 % oder 20 % haben.
Zeitliche Entwicklung: Steigt der ROCE über mehrere Quartale oder Jahre hinweg, deutet das oft auf bessere Kosteneffizienz oder erfolgreiche Investitionen hin. Sinkt er dagegen, kann das auf wachsende Probleme hindeuten.
Kapitalrendite verstehen: Im Grunde genommen zeigt der ROCE, wie viel Gewinn pro investiertem Euro (oder Dollar) erwirtschaftet wird. Das hilft zu beurteilen, ob neue Projekte oder Anschaffungen sich wirklich lohnen.
Grenzen und mögliche Probleme beim ROCE
Wie jede Kennzahl hat auch der ROCE seine Tücken:
Vergleichbarkeit zwischen Branchen
Manche Sektoren, etwa Software oder andere Dienstleister, kommen mit deutlich weniger Kapital aus. Da hinken Vergleiche mit kapitalintensiven Branchen (z. B. Petrochemie, Automobil) schnell.
Vergangenheit ≠ Zukunft
Da der ROCE auf vergangenen Zahlen basiert, kann er aktuelle Markttrends oder neue Investitionen noch nicht widerspiegeln.
Manipulationsgefahr
Genau wie andere Finanzkennzahlen kann auch der ROCE durch diverse Bilanzierungs- und Finanztricks geschönt werden. Ein kurzer Blick in die Bilanz reicht meist nicht aus; du solltest das Unternehmen etwas genauer durchleuchten.
Kein Alleskönner
Der ROCE blendet wichtige Aspekte wie Cashflow, Margenentwicklung oder künftige Umsatzchancen aus. Er ist eine wertvolle Ergänzung – aber eben nicht die ganze Geschichte.
So kann ein Unternehmen seinen ROCE verbessern
Effiziente Kapitalnutzung: Weniger ungenutzte Maschinen, Lagerbestände oder leerstehende Flächen.
Kostensenkung: Durch rationalisierte Prozesse und schlankere Administration steigt das EBIT im Verhältnis zum eingesetzten Kapital.
Umsatzsteigerung: Wenn die Verkaufszahlen und Preise hochgehen, ohne dass das benötigte Kapital überproportional wächst, tut das dem ROCE gut.
Wie finde ich den ROCE eines Unternehmens?
Du kannst den ROCE aus den Geschäftsberichten selbst berechnen. Oder du nutzt Plattformen wie InvestingPro, um nicht nur ROCE-Werte, sondern auch Vergleiche mit Wettbewerbern und Branchenbenchmarks zu erhalten.
Tipp: InvestingPro bietet dir:
- Sofortiger Zugriff auf ROCE-Daten direkt in der Plattform
- Über 1.200 zusätzliche Finanzkennzahlen
- Wettbewerbsvergleich leicht gemacht
- 14+ erprobte Finanzmodelle für umfassende Aktienbewertungen
Häufige Fragen zum ROCE
1. Wieso ist der ROCE oft aussagekräftiger als andere Profitabilitätskennzahlen?
Weil der ROCE zeigt, wie viel Gewinn tatsächlich im Verhältnis zum eingesetzten Kapital entsteht – und damit eine umfassendere Sicht auf die Kapitalrentabilität bietet.
2. Kann der ROCE negativ sein?
Ja. Wenn das EBIT negativ ist oder das eingesetzte Kapital die Erträge übersteigt, kann der ROCE unter null rutschen. Das deutet oft auf unprofitable Geschäfte oder zu hohe Kapitalbindung hin.
3. Wie oft sollte man den ROCE überprüfen?
Ein Blick pro Quartal oder pro Jahr ist sinnvoll, um Trends zu erkennen. Gerade beim Vergleich mit anderen Unternehmen oder dem Branchendurchschnitt kann das helfen, Performance und Managementqualität zu beurteilen.
4. Ist der ROCE in allen Branchen gleich aussagekräftig?
Besonders in kapitalintensiven Branchen (z. B. Energie, Maschinenbau) ist der ROCE wertvoll. In Dienstleistungs- oder Softwarebranchen mit geringem Kapitaleinsatz kann die Aussagekraft jedoch begrenzt sein.
Schlusswort
Der Return on Capital Employed (ROCE) ist eine Kernkennzahl, wenn du verstehen möchtest, wie gut ein Unternehmen sein Kapital nutzt. Er liefert einen guten Blick darauf, ob die eigenen Investitionen in Produktionsanlagen, Maschinen oder Technologie sich tatsächlich lohnen – oder ob Geld unproduktiv gebunden ist. Allerdings ist es wichtig, den ROCE nicht isoliert zu betrachten. Kombiniere ihn mit anderen Kennzahlen und qualitativen Faktoren, um ein umfassendes Bild von der finanziellen Stärke und Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens zu bekommen.