AFFO steht für „Adjusted Funds from Operations“ und ist eine zentrale Kennzahl in der Immobilienwelt, insbesondere bei Real Estate Investment Trusts (REITs). Im Gegensatz zu herkömmlichen Gewinnkennzahlen (z. B. Nettogewinn) oder selbst zu FFO (Funds from Operations) berücksichtigt AFFO auch wiederkehrende Ausgaben, die direkt mit der Instandhaltung und Modernisierung der Immobilien zusammenhängen. Damit gibt AFFO einen präziseren Blick darauf, wie viel Cash langfristig für Dividenden oder Ausschüttungen tatsächlich übrig bleibt.
Warum ist AFFO für REITs so wichtig?
REITs sind in erster Linie für Anleger interessant, die Wert auf regelmäßige Einkünfte durch Dividenden legen. Da REITs ihre Gewinne zu einem großen Teil ausschütten müssen (mindestens 90 % des steuerpflichtigen Einkommens, um den REIT-Status zu behalten), ist es entscheidend zu wissen, ob genügend Bargeld vorhanden ist, um diese Ausschüttungen nachhaltig zu sichern.
- Echter Einblick in die Liquidität: Anders als Nettoergebnis oder gar Umsatz zeigt AFFO, wie viel Geld nach allen operativen und wiederkehrenden Investitionen (CapEx) wirklich verfügbar bleibt.
- Nachhaltigkeit von Dividenden: Anleger möchten sicher sein, dass hohe Dividenden nicht nur eine Momentaufnahme sind, sondern langfristig gestützt werden können. AFFO liefert einen detaillierten Einblick in genau diesen Aspekt.
Wie wird AFFO berechnet?
Die Formel kann je nach REIT leicht variieren, in der Regel wird jedoch folgendes Grundschema verwendet:
AFFO = FFO
– wiederkehrende Kapitalausgaben (Recurring Capital Expenditures)
– Anpassungen für Mieteffekte (z. B. Straight-Line Rent Adjustments)
± weitere nicht zahlungswirksame Posten (je nach REIT-Reporting)
Bestandteile im Detail:
FFO (Funds from Operations):
- Grundlage ist das Nettoergebnis (Net Income).
- Hinzugerechnet werden Abschreibungen (Depreciation) und Amortisation, da sie nicht zahlungswirksam sind.
- Gewinne oder Verluste aus dem Verkauf von Immobilien (bzw. außerordentliche Posten) werden herausgerechnet, weil sie nicht zum Kerngeschäft zählen.
Wiederkehrende Kapitalausgaben (Recurring CapEx):
- Das sind Investitionen, die regelmäßig anfallen, um die Substanz und Ertragskraft der Immobilien zu erhalten (z. B. Renovierung, Austausch von Anlagen).
Straight-Line Rent Adjustments:
- Hier wird das Mieteinkommen geglättet, wenn es z. B. zeitliche Staffelungen oder Mieteranreize (z. B. Freimonate) gibt, damit man eine realistische Sicht auf den Cashflow hat.
Weitere nicht zahlungswirksame Posten (sofern relevant):
- Manchmal werden Aufwendungen wie aktienbasierte Vergütungen oder bestimmte einmalige Kosten ebenfalls adjustiert.
Rechenbeispiel für AFFO
Stell dir einen REIT namens XYZ Realty vor, der folgende Daten für sein jüngstes Geschäftsjahr angibt:
- Nettoergebnis (Net Income): 3.000.000 US-Dollar
- Abschreibungen (Depreciation): 80.000 US-Dollar
- Amortisation: 120.000 US-Dollar
- Gewinn aus Immobilienverkäufen: 600.000 US-Dollar
- Verlust aus Immobilienverkäufen: 150.000 US-Dollar
- Straight-Line-Rent-Anpassung: 200.000 US-Dollar
- Wiederkehrende Kapitalausgaben (Recurring CapEx): 250.000 US-Dollar
Schritt 1: FFO berechnen
Die Formel für Funds from Operations lautet:
FFO = Nettoergebnis
+ Abschreibungen
+ Amortisation
– (Gewinn aus Immobilienverkäufen − Verlust aus Immobilienverkäufen)
- Nettoergebnis: 3.000.000
- Abschreibungen + Amortisation: 80.000 + 120.000 = 200.000
- Gewinn – Verlust: 600.000 − 150.000 = 450.000
Also:
FFO = 3.000.000 + 200.000 − 450.000
FFO = 3.200.000 − 450.000
FFO = 2.750.000 US-Dollar
Schritt 2: AFFO berechnen
Um das AFFO zu erhalten, ziehst du die wiederkehrenden Kapitalausgaben und die Anpassungen der Mieterlöse (Straight-Line Rent) vom FFO ab:
AFFO = FFO
– Recurring CapEx
– Straight-Line-Rent-Anpassungen
In Zahlen:
AFFO = 2.750.000
– 250.000
– 200.000
AFFO = 2.300.000 US-Dollar
Ergebnis: XYZ Realty hat einen AFFO von 2.300.000 US-Dollar. Das ist das Geld, das dem REIT realistisch für Dividendenzahlungen oder andere Ausschüttungen zur Verfügung steht.
AFFO vs. FFO: Die wichtigsten Unterschiede
- Konzentriert sich auf die operativen Erträge, bereinigt um Abschreibungen und Veräußerungsgewinne/-verluste.
- Zeigt die grundsätzliche Ertragskraft eines REITs ohne die Verzerrung durch nicht zahlungswirksame Posten.
AFFO (Adjusted Funds from Operations)
- Geht einen Schritt weiter und rechnet regelmäßige Ausgaben für den Immobilienerhalt heraus, ebenso wie bestimmte Mieteffekte (Straight-Line Rent).
- Somit bietet AFFO einen noch realistischeren Einblick in den tatsächlich verfügbaren Cashflow, der für Dividendenausschüttungen genutzt werden kann.
Kurz gesagt: FFO dient als solider Ausgangspunkt, AFFO ist die feinjustierte Version, um die langfristige Dividendensicherheit genauer abzubilden.
Warum ist AFFO für Investoren entscheidend?
Dividenden-Nachhaltigkeit
REITs zahlen traditionell hohe Dividenden. AFFO zeigt dir, ob die Ausschüttungen langfristig aus echten, erwirtschafteten Cashflows stammen und somit tragfähig sind.
Bewertung und Vergleich
- Kurs-zu-AFFO (P/AFFO): Ähnlich wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei normalen Aktien ermöglicht das P/AFFO, den Aktienkurs eines REITs ins Verhältnis zu dessen Cashflow zu setzen.
- Branchenbenchmark: AFFO ist ein guter Maßstab, um verschiedene REITs innerhalb einer Branche zu vergleichen, da wiederkehrende Kosten standardisiert berücksichtigt werden.
Kapitalallokation und Wachstum
Wenn viel AFFO übrig bleibt (nach Dividendenzahlungen), kann ein REIT in neue Projekte investieren, Immobilien zukaufen oder Schulden tilgen. Eine solide AFFO-Quote legt oft den Grundstein für langfristiges Wachstum.
Anwendungsbeispiele für AFFO
High-Yield-REITs
REITs, die hohe Dividenden ausschütten, führen in der Regel ein detailliertes AFFO-Reporting durch. Anleger können so überprüfen, ob das ausgeschüttete Kapital wirklich durch laufende Mieterträge gedeckt ist.
Wachstumsorientierte REITs
Manche REITs reinvestieren stärker in neue Immobilienprojekte oder Modernisierungen. Das kann kurzzeitig den AFFO schmälern, auf lange Sicht aber das Immobilienportfolio aufwerten und damit künftige Cashflows steigern.
Peer-Vergleich
Angenommen, du vergleichst zwei REITs derselben Branche. Beide können denselben FFO haben, doch wenn einer deutlich höhere wiederkehrende Instandhaltungskosten aufweist, wird sein AFFO niedriger sein – ein wichtiges Warnsignal für die Dividende.
Grenzen und Herausforderungen von AFFO
Keine einheitliche Standardisierung
Jede Gesellschaft kann etwas andere Posten in ihre AFFO-Berechnung einbeziehen. Deshalb ist es wichtig, in den Geschäftsberichten genau nachzulesen, wie das Management zu seinem AFFO-Wert gelangt.
Ausklammerung ungewöhnlicher Ausgaben
Einmalige oder besonders hohe Investitionen können in der AFFO-Berechnung herausfallen. Das kann zu einem optimistischeren Bild führen, wenn solche Ausgaben in Zukunft wieder auftreten.
Schwankende Kapitalausgaben
Gerade bei Instandhaltungsmaßnahmen oder Modernisierungen kann es von Jahr zu Jahr größere Unterschiede geben. Als Investor solltest du deshalb nicht nur den aktuellen AFFO betrachten, sondern auch Trends und Durchschnittswerte mehrerer Perioden.
Wo finde ich AFFO-Daten?
Viele REITs veröffentlichen in ihren Quartals- und Jahresberichten neben dem FFO auch die AFFO-Zahl. Möchtest du darüber hinaus strukturiert mehrere REITs miteinander vergleichen, bieten professionelle Plattformen wie InvestingPro umfassende Finanzdaten:
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Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu AFFO
Worin unterscheidet sich AFFO von FFO?
AFFO berücksichtigt zusätzlich wiederkehrende Investitionen und glättet Mieterträge. Damit ist es eine genauere Kennzahl dafür, wie viel Geld wirklich für Ausschüttungen verfügbar ist.
Warum ist eine steigende AFFO so wichtig?
Ein kontinuierlicher Anstieg signalisiert, dass sich die Immobilien und Mieteinnahmen eines REITs positiv entwickeln und langfristig höhere Dividenden ermöglicht werden können.
Kann der AFFO-Wert negativ sein?
Ja, wenn die Ausgaben oder notwendigen Instandhaltungskosten sehr hoch sind oder die Mieteinnahmen stark zurückgehen, kann AFFO unter null rutschen – ein Warnsignal für die Dividendenstabilität.
Ist AFFO nur für REITs relevant?
Hauptsächlich ja. AFFO kommt vor allem im Zusammenhang mit Immobiliengesellschaften zum Einsatz, da hier Abschreibungen, Mieteffekte und wiederkehrende CapEx besonders relevant sind.
Wie oft wird AFFO üblicherweise berichtet?
Die meisten REITs veröffentlichen ihre AFFO-Zahlen vierteljährlich, in jedem Fall aber im Geschäftsbericht zum Jahresende.
Schlusswort
AFFO („Adjusted Funds from Operations“) ist die Kennzahl, wenn du genauer wissen möchtest, wie viel echter Cashflow einem REIT für Dividenden und Wachstum zur Verfügung steht. Sie baut auf dem bekannteren FFO auf, geht jedoch einen Schritt weiter, indem sie notwendige Instandhaltungskosten und glättende Mieteffekte mit einbezieht. Für REIT-Investoren ist das essenziell, um die finanzielle Stabilität und Nachhaltigkeit der Dividendenzahlungen zu beurteilen.
Wer langfristig in REITs investieren möchte – sei es, um von Dividenden zu leben oder um ein stabiles Einkommen neben anderen Anlagen zu sichern – sollte sich unbedingt mit AFFO auseinandersetzen. So vermeidest du böse Überraschungen und kannst gezielt REITs herausfiltern, die nicht nur auf dem Papier gut aussehen, sondern auch wirklich solide Cashflows generieren.