NOPAT steht für „Net Operating Profit After Tax“ und zeigt dir, wie viel Gewinn ein Unternehmen nach Abzug von Steuern aus seinem Kerngeschäft erwirtschaftet – dabei wird so getan, als hätte das Unternehmen keine Schulden. Das ist besonders hilfreich, wenn du wissen willst, wie gut das eigentliche Geschäft läuft, ohne dass Zinsen oder verschiedene Finanzierungsmodelle das Ergebnis verwässern.
Anders als der Nettogewinn (Net Income), der auch Zinsaufwendungen für Kredite oder andere Fremdkapitalkosten berücksichtigt, fokussiert sich der NOPAT nur auf die reine operative Leistung nach Steuern. Deshalb eignet sich diese Kennzahl hervorragend, um Unternehmen mit unterschiedlichen Kapitalstrukturen zu vergleichen.
Wie berechnet man NOPAT?
Die Formel ist recht simpel:
NOPAT = Betriebsergebnis (EBIT) × (1 − Steuersatz)
- Betriebsergebnis (Operating Income/EBIT): Das ist der Gewinn aus dem Hauptgeschäft des Unternehmens. Hier sind Zinsen und Steuern noch nicht berücksichtigt.
- Steuersatz (Tax Rate): Der Prozentsatz, den das Unternehmen an Steuern zahlt.
Tipp:
Du findest die relevanten Zahlen für das Betriebsergebnis meist in der Gewinn- und Verlustrechnung. Der genaue Steuersatz kann unterschiedlich ausfallen, je nachdem, in welchem Land das Unternehmen aktiv ist und ob es bestimmte steuerliche Vorteile nutzt.
Allerdings kann man diese Kennzahl auch noch detaillierter berechnen, besonders wenn man nicht operative Erträge und Aufwendungen herausrechnen möchte. In diesem Fall lautet eine ausführlichere Formel:
NOPAT = (Net Income + Steuern + nicht operative Aufwendungen – nicht operative Erträge) × (1 – Steuersatz)
Hier fügst du dem Net Income (Nettogewinn) wieder die gezahlten Steuern hinzu und korrigierst um nicht-operative Aufwendungen und Erträge. Anschließend multiplizierst du das Ganze mit (1 – Steuersatz). So erhältst du einen Wert, der möglichst nah an der tatsächlichen operativen Leistung nach Steuern liegt – ohne verzerrende Einflüsse etwa aus Finanzanlagen, Veräußerungserlösen oder sonstigen Sondereffekten.
Warum ist NOPAT so wichtig?
1. Performance-Messung
Der NOPAT konzentriert sich ausschließlich auf das Kerngeschäft und blendet Fremdkapitalkosten (Zinsen) aus. Wenn du zwei Unternehmen vergleichen willst – eines mit viel Fremdkapital und eines, das überwiegend eigenfinanziert ist – hilft dir der NOPAT, Unterschiede in der operativen Effizienz offenzulegen.
2. Bewertung von Unternehmen
Anleger und Analysten nutzen den NOPAT gerne für Unternehmensbewertungen. Er liefert ein realistischeres Bild der reinen Geschäftstätigkeit. So kannst du Firmen aus unterschiedlichen Branchen und mit verschieden hohem Schuldenanteil fairer vergleichen.
3. Interne Steuerung
Auch im Management dient der NOPAT als Gradmesser dafür, wie effektiv Geschäftsentscheidungen sind. Durch das Ausklammern von Finanzierungs- und Zinskosten können Führungskräfte besser einschätzen, ob bestimmte Strategien oder neue Projekte auf reiner Betriebsebene sinnvoll sind.
Beispiele für NOPAT-Berechnungen
Fall 1: Nach-Steuer-Gewinn aufdecken
Ein Unternehmen meldet ein Betriebsergebnis (EBIT) von 15.000 US-Dollar und zahlt 25 % Steuern. Mit unserer Formel:
NOPAT = 15.000 × (1 − 0,25) = 11.250 US-Dollar
Das Ergebnis: Das Unternehmen nimmt nach Steuern 11.250 US-Dollar aus dem Kerngeschäft ein, wenn man die Fremdfinanzierung ausklammert.
Fall 2: Operative Effizienz beleuchten
Ein anderes Beispiel: Operating Income von 300.000 US-Dollar, Steuersatz 35 %. Rechne es aus:
NOPAT = 300.000 × (1 − 0,35) = 195.000 US-Dollar
Diese 195.000 US-Dollar spiegeln die operative Kernprofitabilität wider – also was übrig bliebe, wenn das Unternehmen keine Zinsen zahlen müsste.
Ausführliches Beispiel (zweite Formel)
- Nettogewinn: 60.000 Euro
- Gez. Steuern: 20.000 Euro
- Nicht-operative Aufwendungen: 5.000 Euro (z. B. einmalige Restrukturierungskosten)
- Nicht-operative Erträge: 2.000 Euro (z. B. Gewinn aus dem Verkauf einer Immobilie)
- Steuersatz: 30 %
Rechnung:
Das Ergebnis (58.100 Euro) zeigt den Nach-Steuer-Gewinn aus der eigentlichen Geschäftstätigkeit. Wir haben hier z. B. die Einmaleffekte (nicht operative Kosten/Erträge) herausgerechnet und anschließend den Steuersatz angewendet.
Wie interpretiert man NOPAT?
Analysten schauen sich gerne verschiedene Kennzahlen an, etwa das Umsatzwachstum oder den Nettogewinn. Letzterer umfasst jedoch auch Effekte von Fremdkapital (Zinszahlungen) und kann daher verzerrt sein.
Der NOPAT bleibt dagegen fokussiert auf die operative Leistungsfähigkeit: Wie gut wirtschaftet das Unternehmen wirklich, ohne dass Kreditkosten oder steuerliche Vorteile das Bild verändern? Gerade wenn du zwei Firmen in derselben Branche vergleichen willst, aber eine davon stark fremdfinanziert ist, bekommst du mit dem NOPAT eine solidere Basis.
- Mehr Transparenz: Der NOPAT befreit dich von verzerrenden Zinseffekten.
- Besserer Vergleich: Besonders hilfreich, wenn du Unternehmen mit ganz unterschiedlichen Kapitalstrukturen vergleichst.
- Kritischer Blick: Ein hoher NOPAT deutet auf ein starkes operatives Geschäft hin. Ein niedriger oder gar negativer NOPAT kann auf schwache Kernaktivitäten oder zu hohe operative Kosten hindeuten.
Grenzen und Nachteile von NOPAT
1. Wachstumsphasen werden nicht abgebildet
Unternehmen durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen. Der NOPAT allein sagt wenig darüber aus, ob eine Firma gerade stark expandiert oder sich in einer Reifephase befindet. Ein junges, schnell wachsendes Start-up könnte trotz starker Zukunftsaussichten einen niedrigen NOPAT haben.
2. Vernachlässigung strategischer Kapitalmaßnahmen
Der NOPAT ignoriert sämtliche Entscheidungen der Treasury-Abteilung, die zum Beispiel eine andere Kapitalstruktur einführt oder Anleihen zu günstigen Konditionen aufnimmt. Das kann das Zahlenbild verfälschen und bei einem Vergleich mit Wettbewerbern zu falschen Schlüssen führen.
3. Unvollständiges Leistungsbild
Auch wenn der NOPAT sehr hilfreich ist, bekommst du dadurch nicht das komplette Bild. Andere Kennzahlen wie der Free Cash Flow oder die Operating Cash Flow Margin können zusätzliche wertvolle Einblicke liefern.
Merke:
Der NOPAT ist kein Allheilmittel. Er sollte immer in Kombination mit weiteren Kennzahlen betrachtet werden.
NOPAT vs. NOPLAT: Wo ist der Unterschied?
Neben NOPAT stößt du oft auf NOPLAT (Net Operating Profit Less Adjusted Taxes). Beide Konzepte sind sich sehr ähnlich, unterscheiden sich aber in der Regel in der genauen Behandlung und Anpassung von Steuern. Während NOPAT den pauschalen Steuersatz anwendet, geht NOPLAT oft noch einen Schritt weiter und justiert die Steuerlast genauer, etwa um sogenannte Deferred Taxes (latente Steuern) oder andere Steuerpositionen.
Kurz gesagt:
- NOPAT: Fokus auf möglichst einfache Darstellung der Nach-Steuer-Performance aus dem operativen Geschäft.
- NOPLAT: Noch detailliertere Steueranpassungen, oft im Rahmen anspruchsvoller Bewertungsmodelle oder spezieller Branchenstandards.
NOPAT als Teil des Economic Value Added (EVA)
Eine der bekanntesten Anwendungen für NOPAT (oder eben NOPLAT) ist die EVA-Berechnung (Economic Value Added). EVA ist ein Konzept, bei dem das Betriebsergebnis nach Steuern (NOPAT) ins Verhältnis zum eingesetzten Kapital (Capital Employed) gesetzt wird. So entsteht eine Messgröße, die zeigt, ob ein Unternehmen tatsächlich mehr erwirtschaftet, als es das gebundene Kapital „kostet“ (den sogenannten Weighted Average Cost of Capital, WACC).
Die Grundidee:
- NOPAT: Was bleibt vom Kerngeschäft nach Steuern wirklich übrig?
- Kapitalbasis (Capital Employed): Wie viel Kapital ist operativ gebunden?
- Kapitalverzinsung (WACC): Welche Renditeerwartung gibt es an dieses eingesetzte Kapital?
Wenn das Ergebnis aus NOPAT – (Capital Employed × WACC) positiv ist, erzeugt das Unternehmen echten Mehrwert für seine Anteilseigner. Liegt es im Minus, wird Kapital vernichtet. In vielen großen Konzernen ist EVA deshalb eine interne Steuerungsgröße: Manager sollen nicht nur Gewinne erzielen, sondern sicherstellen, dass diese Gewinne auch über den Kapitalkosten liegen.
Wie finde ich die NOPAT-Daten eines Unternehmens?
Tools wie InvestingPro liefern dir detaillierte Informationen zur NOPAT einzelner Firmen, inklusive Branchen-Benchmarks und Konkurrenzvergleichen.
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Häufige Fragen zum NOPAT
Was unterscheidet NOPAT vom Nettogewinn?
Der Nettogewinn berücksichtigt Zinsen und andere nicht-betriebliche Aufwendungen oder Erträge. Der NOPAT blendet Zinsen und Fremdkapitalkosten aus, um die reine operative Stärke eines Unternehmens zu zeigen.
Warum ist NOPAT für Investoren so interessant?
Weil der NOPAT eine Vergleichbarkeit schafft, selbst wenn Unternehmen unterschiedlich verschuldet sind. Das erleichtert es, zu erkennen, wer operativ wirklich stärker ist.
Wie hängt NOPAT mit dem Free Cash Flow zusammen?
Der NOPAT ist einer der Ausgangspunkte für die Ermittlung des Free Cash Flow (FCF). Vom NOPAT werden dann etwa Investitionen (CapEx) und Veränderungen im Working Capital abgezogen, um zu sehen, wie viel Cash tatsächlich frei verfügbar ist.
Kann der NOPAT negativ sein?
Ja, wenn die betrieblichen Aufwendungen (EBIT) so hoch sind, dass selbst nach Steuern nichts übrig bleibt oder Verluste entstehen. Das ist ein Zeichen für ein nicht profitables Kerngeschäft.
Was hat NOPAT mit Return on Invested Capital (ROIC) zu tun?
NOPAT ist zentral für die Berechnung des ROIC (Return on Invested Capital), der misst, wie effizient ein Unternehmen sein eingesetztes Kapital in Gewinne ummünzt. Hier teilst du NOPAT durch das gesamte investierte Kapital.
Schlusswort
Der NOPAT ist eine enorm hilfreiche Kennzahl, wenn du ermitteln möchtest, wie profitabel ein Unternehmen tatsächlich arbeitet – ohne den Einfluss von Fremdkapitalkosten. Vor allem bei Vergleichen zwischen Firmen mit unterschiedlicher Verschuldung bietet dir der NOPAT eine klare Sicht auf die operative Leistung. Doch wie immer gilt: Eine Kennzahl allein macht noch keine Gesamtanalyse. Nutze den NOPAT daher als wichtigen Baustein in deinem größeren Bewertungsmodell und sieh dir unbedingt auch Kennzahlen wie Free Cash Flow oder EBITDA an, um ein komplettes Bild zu bekommen.