Als Investor haben Sie wahrscheinlich schon von verschiedenen Kennzahlen gehört, die Ihnen helfen, das Potenzial eines Unternehmens richtig zu bewerten. Eine der relevantesten, aber unscheinbarsten Börsenindikatoren sind die ausstehenden Aktien, auch bekannt als „Shares Outstanding“. Sie geben Auskunft darüber, wie viele Aktien eines Unternehmens insgesamt ausgegeben wurden und wie viele davon derzeit im Umlauf sind. Warum sollten Sie sich als Investor für diese Zahl interessieren? Nun, sie kann Ihnen einen Einblick darüber geben, wie stark ein Unternehmen verwässert ist und wie viel Einfluss Sie als Aktionär tatsächlich haben.
Was sind ausstehende Aktien, ausgegebene Aktien und autorisierte Aktien?
Ausstehende Aktien beschreiben die Anzahl der Aktien, die von einem Unternehmen ausgegeben wurden und sich derzeit im Umlauf befinden. Hierbei werden die Aktien, die das Unternehmen selbst hält, nicht mitgezählt. Die ausstehenden Aktien stellen somit die gesamte Anzahl der Aktien dar, die von Aktionären gehalten werden.
Ausgegebene Aktien bezeichnen alle Aktien, die von einem Unternehmen ausgegeben wurden, unabhängig davon, ob sie sich noch im Umlauf befinden oder bereits zurückgekauft oder eingezogen wurden. Die ausgegebenen Aktien können sich im Besitz von Aktionären, dem Unternehmen selbst oder anderen Parteien befinden.
Autorisierte Aktien sind die maximale Anzahl von Aktien, die ein Unternehmen gemäß seinen Gründungsdokumenten ausgeben kann. Dies bedeutet, dass das Unternehmen nicht mehr Aktien ausgeben kann, als es autorisiert hat. Befindet sich ein Unternehmen aber in einer Notlage und muss Aktien verkaufen, um liquide Mittel zu beschaffen, kann es sein, dass das Management Aktien über die autorisierte Aktienanzahl hinaus ausgeben möchte. In diesem Fall stimmen die Aktionäre in der Regel über eine Satzungsänderung ab, um die Zahl der autorisierten Aktien zu erhöhen.
Autorisierte Aktien sind nicht unbedingt gleichzusetzen mit ausstehenden Aktien. Ein Unternehmen kann autorisierte Aktien haben, die weit über der Anzahl ausstehender Aktien liegen. In diesem Fall hat das Unternehmen die Möglichkeit, in Zukunft zusätzliche Aktien auszugeben, wenn es dies für notwendig hält.
Warum sind ausstehende Aktien relevant?
Die Anzahl der ausstehenden Aktien ist relevant, da sie Aufschluss darüber gibt, wie viele Aktien eines Unternehmens im Umlauf sind. Je höher die Anzahl der ausstehenden Aktien, desto geringer ist der Anteil, den Sie als Aktionär an dem Unternehmen besitzen. Wenn beispielsweise ein Unternehmen 10 Millionen Aktien ausgegeben hat und Sie 1 Million Aktien besitzen, besitzen Sie 10 % des Unternehmens. Wenn das Unternehmen jedoch weitere 10 Millionen Aktien ausgibt und Sie weiterhin 1 Million Aktien besitzen, besitzen Sie nur noch 5 % des Unternehmens.
Daher kann die Zahl der ausstehenden Aktien ein Hinweis darauf sein, wie stark ein Unternehmen bereits verwässert ist. Eine hohe Anzahl von ausstehenden Aktien kann bedeuten, dass das Unternehmen in der Vergangenheit viele Aktien emittiert hat, um Kapital zu beschaffen, was zu einer stärkeren Verwässerung führt. Wenn das Unternehmen weiterhin Aktien ausgibt, kann dies Ihren Anteil an dem Unternehmen weiter reduzieren. Parallel dazu fällt in der Regel der Aktienkurs des Unternehmens. Als Investor sollten Sie daher auf die Anzahl der ausstehenden Aktien achten, um zu beurteilen, wie stark ein Unternehmen bereits verwässert ist.
Wo finde ich die Anzahl der ausstehenden Aktien?
Die Anzahl der ausstehenden Aktien ist in der Regel in den Unternehmensberichten und -bilanzen aufgeführt, die auf der Website des Unternehmens oder bei Finanzseiten wie Bloomberg, Yahoo Finance und Investing.com zu finden sind. Es gibt auch spezialisierte Research-Tools wie unser hauseigenes InvestingPro, das Ihnen alle wichtigen Kennzahlen zu einem Unternehmen auf einen Blick liefert.
Hier bei Investing.com ist es ganz einfach, die ausstehenden Aktien in der Gewinn- und Verlustrechnung zu finden, die unter dem Reiter „Finanzprofil“ für jede Aktie kostenfrei verfügbar ist. Hier zum Beispiel die verfügbaren Informationen aus der Gewinn- und Verlustrechnung von Tesla (NASDAQ:TSLA):
Das InvestingPro-Dashboard zu TSLA bietet sogar noch mehr Details:
Typischerweise werden die Informationen dazu in der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung oder im Anhang des Jahresberichts veröffentlicht.
Die Bilanz eines Unternehmens gibt Auskunft über die finanzielle Position des Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt. Hier findet man normalerweise die Anzahl der ausgegebenen Aktien und die Anzahl der ausstehenden Aktien. Die Differenz zwischen diesen beiden Zahlen ergibt die Anzahl der eigenen Aktien des Unternehmens, auch „Treasury Shares“ genannt.
Die Gewinn- und Verlustrechnung (auch Ergebnisrechnung genannt) gibt Auskunft über die Umsätze, Kosten und Gewinne des Unternehmens während eines bestimmten Zeitraums. Hier wird normalerweise auch das Ergebnis pro Aktie (EPS) berechnet, das auf der Anzahl der ausstehenden Aktien basiert.
Im Anhang des Jahresberichts werden oft weitere Informationen zur Anzahl der ausstehenden Aktien eines Unternehmens bereitgestellt. Hier finden sich oft detaillierte Informationen zu Aktienrückkäufen, Kapitalerhöhungen und anderen Veränderungen der Anzahl der ausstehenden Aktien während des Berichtszeitraums.
Berechnung der ausstehenden Aktien
Die Berechnung der ausstehenden Aktien ist recht simple. Sie müssen lediglich die Anzahl der ausgegebenen Aktien und die Anzahl der Treasury Shares subtrahieren. Treasury Shares sind Aktien, die ein Unternehmen selbst hält und nicht in der Anzahl der ausstehenden Aktien berücksichtigt werden.
Die Formel für die Berechnung der ausstehenden Aktien lautet:
Ausstehende Aktien = Ausgegebene Aktien – Treasury Shares (eigene Aktien)
Angenommen, ein Unternehmen hat insgesamt 10 Millionen Aktien ausgegeben, von denen es 1 Million als Treasury-Aktien hält. Die Berechnung der ausstehenden Aktien würde wie folgt aussehen:
Ausstehende Aktien = 10 Millionen Aktien – 1 Million Treasury Shares
Ausstehende Aktien = 9 Millionen Aktien
In diesem Fall beläuft sich die Anzahl der ausstehenden Aktien auf 9 Millionen. Die Anzahl der ausstehenden Aktien kann sich ändern, wenn ein Unternehmen weitere Aktien ausgibt oder Treasury Shares zurückkauft oder einzieht.
Optionen und Warrants sind ein Aspekt der Differenz zwischen Basic Shares Outstanding und Diluted Shares Outstanding.
Die Basic Shares Outstanding stellen die tatsächliche Anzahl der in einer Periode ausgegebenen Aktien dar. Diluted Shares Outstanding umfassen „verwässernde“ Wertpapiere, die die Anzahl der Aktien erhöhen könnten – dazu gehören Optionen, Warrants und Wandelanleihen.
Options- und Warrant-Shares werden nach der Treasury-Stock-Methode hinzugerechnet. Wandelschuldverschreibungen werden „wie gewandelt“ behandelt, wenn die Aktien des Unternehmens über dem Wandlungspreis gehandelt werden.
Hier ein Beispiel. Unternehmen A hat 100 Millionen Aktien im Umlauf. Die Zahl seiner Basisaktien beträgt 100 Millionen.
Das Unternehmen hat jedoch 5 Millionen Aktien, die an Optionen und Warrants gebunden sind. Stellen wir uns weiter vor, das Unternehmen besitzt auch 500 Millionen Dollar an Wandelanleihen mit einem Wandlungspreis von 5 Dollar.
Diese Schulden müssen auf einer „wie-gewandelt“-Basis behandelt werden. Unser Unternehmen hat also eine Basisaktienzahl von 100 Millionen – aber eine verwässerte Aktienzahl von 205 Millionen (100 Millionen Basisaktien + 5 Millionen Optionen und Warrants + 100 Millionen Aktien aus den 500 Millionen Dollar Wandelanleihen).
Allerdings gibt es hier einen potenziellen Fallstrick. Ein wesentliches Ziel der Zahl der verwässerten Aktien ist die angemessene Berechnung des Gewinns je Aktie unter Berücksichtigung aller potenziellen Aktien, unabhängig davon, ob sie derzeit existieren oder anderen Instrumenten zugrunde liegen. Problematisch wird es jedoch, wenn das Unternehmen einen Verlust macht.
Bei einem Unternehmen, das Verluste macht, verringert die Anzahl der verwässerten Aktien den Verlust je Aktie, weil sich der Nettoverlust auf eine größere Anzahl von Aktien verteilt. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Wenn Unternehmen A im ersten Quartal einen Verlust von 100 Millionen Dollar erlitten hat, würde der nicht verwässerte Verlust 1,00 Dollar pro Aktie betragen (100 Millionen Dollar geteilt durch 100 Millionen nicht verwässerte Aktien) – allerdings würde der verwässerte Verlust 0,49 Dollar pro Aktie betragen (100 Millionen Dollar geteilt durch 205 Millionen verwässerte Aktien).
Daher lassen sich bei einem defizitären Unternehmen potenziell verwässernde Aktien ausklammern, wenn sie einen „Anti-Verwässerungsschutz“ haben. Mit anderen Worten, wie in diesem Beispiel würden diese Aktien nicht gezählt, wenn sie das Ergebnis positiv beeinflussen, was am häufigsten (wenn auch nicht immer) der Fall ist, wenn das Unternehmen nicht profitabel ist.
So berechnen Sie den gewichteten Durchschnitt ausstehender Aktien
Die Kennzahl berücksichtigt Veränderungen in der Anzahl der ausstehenden Aktien während des Berichtszeitraums, um eine genauere Berechnung der Finanzkennzahlen zu ermöglichen.
Im Gegensatz zur Berechnung der Anzahl der ausstehenden Aktien zum Ende des Berichtszeitraums, berücksichtigt der gewichtete Durchschnitt der ausstehenden Aktien Veränderungen in der Anzahl der ausstehenden Aktien, die während des Berichtszeitraums stattgefunden haben. Dies kann aufgrund von Aktienrückkäufen, Kapitalerhöhungen oder der Ausgabe von Aktienoptionen der Fall sein.
Um den gewichteten Durchschnitt der ausstehenden Aktien zu berechnen, multipliziert man die Anzahl der ausstehenden Aktien in jedem Berichtszeitraum mit der Anzahl der Tage, an denen sie ausstehend waren, und addiert sie anschließend. Diese Summe wird dann durch die Anzahl der Tage im Berichtszeitraum dividiert, um den gewichteten Durchschnitt der ausstehenden Aktien zu erhalten.
Der gewichtete Durchschnitt der ausstehenden Aktien wird oft verwendet, um den Gewinn pro Aktie (EPS) oder das Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital (D/E) zu berechnen. Durch die Berücksichtigung von Veränderungen in der Anzahl der ausstehenden Aktien während des Berichtszeitraums ermöglicht der gewichtete Durchschnitt der ausstehenden Aktien eine genauere Berechnung dieser Kennzahlen und eine bessere Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Berichtsperioden.
Unterschiede zwischen ausstehende Aktien vs. Float und Free Float vs. ausstehende Aktien
Der Float ist die Anzahl der ausstehenden Aktien, die tatsächlich für den Handel zur Verfügung stehen. Hierbei werden die Aktien, die von Führungskräften und Insidern gehalten werden, abgezogen. Der Float ist somit die Anzahl der Aktien, die für den Handel auf dem offenen Markt verfügbar sind.
Der Free Float geht noch einen Schritt weiter und bezieht sich auf die Anzahl der Aktien, die für den Handel auf dem offenen Markt verfügbar sind, abzüglich der Aktien, die von strategischen Investoren, wie zum Beispiel institutionellen Anlegern, gehalten werden. Der Free Float ist somit die Anzahl der Aktien, die für den Handel auf dem offenen Markt verfügbar sind und nicht in festen Händen gehalten werden.
Das Verständnis der Unterschiede zwischen ausstehenden Aktien, Float und Free Float ist wichtig, weil dies Auswirkungen auf den Aktienkurs eines Unternehmens haben kann. Wenn beispielsweise eine große Anzahl von Aktien in festen Händen gehalten wird, kann dies zu einer begrenzten Aktienanzahl führen, die auf dem freien Markt gehandelt werden kann. Dadurch kann der Preis der verfügbaren Aktien steigen, weil die Nachfrage größer ist als das Angebot.
Wie wirken sich Aktiensplits auf die Anzahl der ausstehenden Aktien aus?
Ein Aktiensplit ist eine Maßnahme, bei der ein Unternehmen seine vorhandenen Aktien in mehrere Aktien aufteilt, wodurch die Anzahl der ausstehenden Aktien erhöht wird, während sich der Gesamtwert der Aktien nicht ändert. Bei einem Aktiensplit kann eine Aktie beispielsweise in zwei, drei oder vier neue Aktien aufgeteilt werden.
Wenn ein Unternehmen einen Aktiensplit durchführt, wird die Anzahl der ausgegebenen Aktien erhöht, während der Nennwert pro Aktie entsprechend reduziert wird. Beispielsweise kann ein 2-zu-1-Split bedeuten, dass für jede vorhandene Aktie zwei neue Aktien ausgegeben werden. In diesem Fall würde sich die Anzahl der ausgegebenen Aktien verdoppeln, während sich der Aktienkurs halbiert. Bei einem sogenannten „Reverse Split“ vollzieht sich das genaue Gegenteil von einem Aktiensplit.
Die Auswirkungen eines Aktiensplits auf die Anzahl der ausgegebenen Aktien sind rein mathematisch und haben keine Auswirkungen auf den Gesamtwert des Unternehmens. Der Aktiensplit erhöht einfach nur die Anzahl der ausgegebenen Aktien und senkt den Nennwert pro Aktie.
Ein Aktiensplit kann für Unternehmen vorteilhaft sein, da er die Liquidität der Aktien erhöhen und die Handelbarkeit verbessern kann. Wenn der Aktienkurs eines Unternehmens sehr hoch ist, kann ein Aktiensplit auch dazu beitragen, dass die Aktie für Kleinanleger erschwinglicher wird.
Ein Aktiensplit führt aber nicht automatisch zu einer höheren Marktkapitalisierung. Der Gesamtwert des Unternehmens bleibt gleich, da der Aktienkurs entsprechend angepasst wird. Der Wert der einzelnen Aktien ändert sich jedoch, wodurch die Aktie für eine größere Anzahl von Anlegern zugänglich wird.
FAQ Sektion
F: Wie unterscheiden sich ausstehende Aktien von gehaltenen Aktien?
A: Gehaltene Aktien sind Aktien, die ein Unternehmen selbst hält. Sie werden häufig als Treasury Shares bezeichnet und nicht in der Anzahl der ausstehenden Aktien berücksichtigt. Diese Aktien können später verkauft oder eingezogen werden, was die Anzahl der ausstehenden Aktien beeinflusst.
F: Können Unternehmen die Anzahl der ausstehenden Aktien reduzieren?
A: Ja, Unternehmen können die Anzahl der ausstehenden Aktien reduzieren, indem sie Aktien zurückkaufen oder einziehen. Wenn ein Unternehmen beispielsweise 10 Millionen Aktien ausgegeben hat und 1 Million Aktien zurückkauft, beträgt die Anzahl der ausstehenden Aktien nur noch 9 Millionen. Dies kann dazu beitragen, die Verwässerung zu reduzieren und den Wert der verbleibenden Aktien zu steigern.
F: Wie beeinflusst die Anzahl der ausstehenden Aktien den Aktienkurs?
A: Die Anzahl der ausstehenden Aktien allein hat keinen direkten Einfluss auf den Aktienkurs. Es gibt jedoch andere Faktoren wie Angebot und Nachfrage, Unternehmensleistung und Marktbedingungen, die den Aktienkurs beeinflussen können. Eine hohe Anzahl von ausstehenden Aktien kann jedoch dazu führen, dass das Unternehmen stärker verwässert ist und somit weniger attraktiv für Investoren.
Schlusswort
Die Anzahl der ausstehenden Aktien ist ein wichtiger Indikator für die Verwässerung und die Beteiligung von Aktionären an einem Unternehmen. Investoren können die Anzahl der ausstehenden Aktien in den Unternehmensberichten und -bilanzen finden oder spezialisierte Research-Tools wie InvestingPro verwenden.
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