Das PEG Ratio (Price/Earnings to Growth Ratio) ist eine Kennzahl, mit der du herausfinden kannst, ob eine Aktie in Relation zu ihrem erwarteten Gewinnwachstum günstig oder teuer bewertet ist. Während das herkömmliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV bzw. P/E) nur den Aktienkurs zum Gewinn pro Aktie ins Verhältnis setzt, berücksichtigt das PEG Ratio zusätzlich die Wachstumsrate des Gewinns.
Anders gesagt: Das PEG Ratio will beantworten, ob ein (vielleicht hohes oder niedriges) KGV durch entsprechendes zukünftiges Gewinnwachstum gerechtfertigt ist – oder eben nicht.
Verwandte Artikel
- Was ist NOPAT (Net Operating Profit After Tax)?
- Was ist der WACC (Weighted Average Cost of Capital)?
- Was ist der Return on Capital Employed (ROCE)?
- Was ist Levered Free Cash Flow (LFCF)?
- Enterprise Value: Was ist das eigentlich?
- Was ist der Piotroski F-Score?
- Rule of 40: So findest du starke Tech-Aktien
- Owner Earnings: Die von Warren Buffett bevorzugte Kennzahl
Warum ist das PEG Ratio sinnvoll?
Mehr als nur P/E (KGV): Das klassische KGV lässt das zukünftige Gewinnwachstum außer Acht. Eine Aktie mit hohem KGV kann trotzdem attraktiv sein, wenn das Gewinnwachstum hoch genug ist.
Besserer Vergleich: In Wachstumsbranchen (z. B. Technologie, E-Commerce) kann ein reiner Blick aufs KGV sehr trügerisch sein. Das PEG Ratio schafft zusätzliche Klarheit.
Schneller Überblick: Wenn du viele Aktien screenen möchtest, gibt dir das PEG Ratio rasch eine „Ampel“, ob sich ein genauerer Blick lohnt.
Wie berechnet man das PEG Ratio?
Die Formel ist relativ einfach:
PEG = (KGV) / (jährliche Gewinnwachstumsrate in %)
- KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis): Aktienkurs ÷ Gewinn pro Aktie (EPS)
- Jährliche Gewinnwachstumsrate: Oft eine Schätzung für das kommende Jahr oder ein Mehrjahresdurchschnitt. Sie wird üblicherweise in Prozent angegeben. Bei 20 % Wachstum setzt du die Zahl 20 in die Formel ein, nicht 0,20.
Wichtig: Weil wir das KGV (eine absolute Zahl) durch eine prozentuale Rate teilen, musst du die Wachstumsrate in Prozent (z. B. 15) und nicht in dezimaler Form (0,15) verwenden.
Konkretes Rechenbeispiel
Nehmen wir an, ein fiktives Unternehmen weist folgende Daten auf:
- Aktueller Aktienkurs: 100 Euro
- Gewinn pro Aktie (EPS): 5 Euro
- Erwartetes Gewinnwachstum pro Jahr: 15 %
1. KGV (P/E) ermitteln
KGV = 100 ÷ 5 = 20
Der Markt zahlt also das 20-fache des jährlichen Gewinns pro Aktie.
2. Wachstumsrate
Wachstumsrate = 15 (entspricht 15 %)
3. PEG Ratio berechnen
PEG = 20 ÷ 15 = 1,33
Interpretation:
- Ein PEG von 1,33 heißt, dass das Unternehmen zwar solide wächst, aber der Aktienkurs in Relation zum erwarteten Wachstum eher im teureren Bereich liegt.
- Viele Analysten setzen PEG = 1 als „fair“ an. Ein Wert darunter könnte auf Unterbewertung hindeuten, ein Wert darüber auf Überbewertung – sofern die Wachstumsprognosen realistisch sind.
Unterschied zwischen Forward PEG Ratio und Trailing PEG Ratio
Hier nutzt du das erwartete Gewinnwachstum für die kommenden Jahre. Es stützt sich also auf Prognosen, etwa von Analysten oder dem Management. Das ist der häufigste Ansatz, weil das PEG Ratio vor allem in die Zukunft schauen soll.
Dieser Wert basiert auf vergangenen Wachstumsraten (z. B. den letzten 12 Monaten oder den vergangenen 3 Jahren). Das kann hilfreich sein, um einen Eindruck zu bekommen, wie das Unternehmen tatsächlich gewachsen ist. Allerdings sagt das nur bedingt etwas über die Zukunft aus, besonders wenn das Geschäftsmodell starken Schwankungen unterliegt.
Merke
Die Forward-Variante ist gängiger, kann jedoch sehr ungenau sein, wenn sich die Wachstumsprognosen als falsch herausstellen. Die Trailing-Variante ist ein Blick in den Rückspiegel, der allein die kommenden Entwicklungen nicht abbildet.
Wie interpretiere ich das PEG Ratio?
Grundsätzlich
- PEG < 1: Oft interpretiert als „Unterbewertung“ – das erwartete Gewinnwachstum ist (relativ) hoch im Vergleich zum Preis der Aktie.
- PEG ≈ 1: Spricht für eine „faire“ Bewertung.
- PEG > 1: Könnte auf eine Überbewertung hinweisen – die Wachstumsraten rechtfertigen den Preis eventuell nicht vollständig (oder es wurden zu niedrige Wachstumsannahmen getroffen).
Vergleich zweier Unternehmen
Stell dir vor, wir haben Unternehmen A und Unternehmen B aus derselben Branche:
- Unternehmen A:
- KGV: 30
- Erwartetes Gewinnwachstum pro Jahr: 30 %
- PEG = 30 ÷ 30 = 1,0 (fair bewertet)
- Unternehmen B:
- KGV: 40
- Erwartetes Gewinnwachstum pro Jahr: 20 %
- PEG = 40 ÷ 20 = 2,0 (möglicherweise überbewertet)
Hier kannst du sofort erkennen: Obwohl Unternehmen A ebenfalls ein hohes KGV hat, liegt das erwartete Wachstum auf demselben Niveau. Das macht A, zumindest vom PEG-Gedanken her, attraktiver.
Unternehmen B hat zwar ein hohes KGV, aber nur ein durchschnittliches Wachstum von 20 % – was zu einem hohen PEG führt.
Wichtig: Diese Kennzahl ist nicht alles. Ob die Wachstumsprognosen wirklich eintreten und ob andere Faktoren (Schulden, Cashflow, Konkurrenz) stimmig sind, musst du gesondert prüfen.
Tipp: InvestingPro bietet dir…
- Sofortigen Zugriff auf PEG-Daten
- Über 1.200 weitere Finanzkennzahlen
- Tools für den Wettbewerbsvergleich
- 14+ erprobte Modelle zur Aktienbewertung
Sonderfälle beim PEG Ratio
1. Negatives PEG
Ein PEG Ratio kann negativ werden, wenn entweder das KGV negativ ist oder die Gewinnwachstumsrate negativ.
- Negatives KGV: Das Unternehmen macht Verluste; die Kennzahl ist ohnehin kaum sinnvoll.
- Negatives Wachstum: Die Gewinnerwartungen sind rückläufig. Ein negatives PEG sagt oft aus, dass das Unternehmen in einer Krise steckt (z. B. schrumpfende Gewinne) und sich das Kursniveau damit schwer beurteilen lässt.
In beiden Fällen hilft dir ein negatives PEG wenig bei der Bewertung. Hier solltest du auf andere Kennzahlen wie KUV, Free Cashflow oder Bilanzkennzahlen schauen und klären, warum genau das Unternehmen schrumpft oder Verluste schreibt.
2. PEG von 5 (oder noch höher)
Wenn du auf ein PEG Ratio von 5 oder mehr stößt, heißt das zunächst einmal, dass das KGV sehr hoch ist im Vergleich zur Wachstumsrate. Beispiel:
- KGV = 100, Wachstumsrate = 20 ⇒ PEG = 5
- Oder ein KGV von 50 bei einer Wachstumsrate von 10 ⇒ PEG = 5
Solche Werte kommen vor allem bei sehr hoch bewerteten Unternehmen vor, bei denen die Anleger extrem hohe Erwartungen an zukünftiges Wachstum oder Disruption haben. Ob man solchen Zahlen vertrauen kann, hängt stark vom Geschäftsmodell und der Marktposition ab. Oft sind das „Hype-Aktien“, bei denen viele Anleger auf einen massiven Durchbruch spekulieren.
Fazit: Ein PEG von 5 bedeutet schlichtweg: „KGV ist fünfmal so hoch wie die Wachstumsrate.“ Das kann ein Warnsignal für Überbewertung sein – oder bedeuten, dass der Markt ein gigantisches Wachstum jenseits der bisher genannten Zahlen erwartet. In jedem Fall solltest du hier besonders vorsichtig sein und tiefer in die Fundamentaldaten eintauchen.
Fallstricke & Kritikpunkte
Wachstumsraten sind Schätzungen
Eine Prognose für die nächsten Jahre ist immer unsicher. Ändert sich die Wirtschaftslage oder macht das Unternehmen Fehler, kann das erwartete Wachstum schnell schwanken. Dein PEG Ratio wird dann obsolet.
Kurzfristige Wachstumsschübe
Manche Firmen erleben kurzzeitig ein enormes Wachstum, etwa nach einer neuen Produktankündigung. Doch wenn dieses Wachstum nicht nachhaltig ist, führt das PEG Ratio in die Irre.
Cyclical Stocks
Zyklische Unternehmen (z. B. in der Auto- oder Chemiebranche) können sprunghafte Gewinnentwicklungen haben. Wenn das Wachstum im nächsten Jahr zufällig sehr hoch ist, kommt ein verführerisch niedriges PEG heraus, das jedoch nicht lange anhält.
Verwässerung durch Kapitalerhöhungen
Gibt das Unternehmen neue Aktien aus, verändert sich der Gewinn pro Aktie (EPS). Das kann das KGV und damit auch das PEG Ratio verzerren.
Kein Ersatz für Fundamentalanalyse
Nur weil eine Aktie ein niedriges PEG Ratio hat, bedeutet das nicht automatisch, dass alles super ist. Qualität, Schulden, Cashflow und viele weitere Faktoren bleiben unberücksichtigt.
Was sind Alternativen zum PEG Ratio?
KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis): Simpler, aber blendet das künftige Wachstum aus.
KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis): Besonders beliebt bei Unternehmen, die noch keine Gewinne erwirtschaften (z. B. junge Tech-Firmen).
KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis): Gerade in klassischen Branchen (z. B. Banken, Versicherungen) ein sinnvoller Indikator.
DCF-Analyse (Discounted Cash Flow): Eine detaillierte Methode, um den inneren Wert eines Unternehmens zu ermitteln. Dauerhaft zuverlässiger, aber sehr aufwendig.
EV/EBITDA: (Enterprise Value / Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) – berücksichtigt die Verschuldung, kann also aussagekräftiger sein als das KGV.
Tipp
Eine DCF-Berechnung klingt kompliziert? Nicht mit InvestingPro! Hier bekommst du Zugriff auf 6 verschiedene DCF-Modelle, die dir die Arbeit erleichtern. Das Beste: Du kannst die komplette Berechnung ganz einfach in Excel oder Google Sheets exportieren und dort mit deinen eigenen Annahmen zu Cashflows, Diskontierungsraten und Co. anpassen und erweitern. So behältst du die volle Kontrolle! Hol dir Investing jetzt!
Tipps für den praktischen Einsatz
Mehrere Datenquellen
Analysten haben oft unterschiedliche Einschätzungen zum Gewinnwachstum. Vergleiche mehrere und bilde dir eine eigene Meinung.
Langfristige Durchschnittswerte
Ein Jahreswert kann extrem sein; schau auf 3–5 Jahre Prognose (sofern verfügbar), um Schwankungen auszugleichen.
Branchenkontext
In High-Growth-Sektoren wie Tech sind KGVs oft hoch, aber das Wachstum auch. In der Versorgerbranche sind KGV und Wachstum eher niedrig.
PEG Ratio + andere Kennzahlen
Kombiniere das PEG Ratio mit Faktoren wie Verschuldungsgrad, Cashflow, Marktanteil und Qualitätsmerkmalen (z. B. Management) für ein volleres Bild.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum PEG Ratio
Ist ein niedriges PEG Ratio automatisch gut?
Nicht zwingend. Es kann bedeuten, dass das Unternehmen unterbewertet ist – oder dass die Wachstumsschätzungen zu optimistisch sind oder das Geschäftsmodell schwächelt.
Wie genau sind Wachstumsraten-Prognosen?
Meist nicht besonders genau. Selbst Profis können damit falschliegen. Es ist ratsam, mehrere Szenarien (optimistisch, realistisch, pessimistisch) anzuschauen.
Was passiert mit dem PEG, wenn das Unternehmen Verluste macht?
Dann ist das PEG Ratio kaum anwendbar, weil du kein sinnvolles KGV bilden kannst. Schau dir stattdessen KUV oder EV/Sales an.
Kann ich das PEG Ratio auch rückwirkend anwenden (Trailing PEG)?
Ja, manche Investoren betrachten historische Wachstumsraten, um Trends zu erkennen. Aber die Zukunft (Forward PEG) ist meist entscheidender für die Kursbewertung.
Was bedeutet ein PEG von 5 oder mehr?
Hier ist das Verhältnis von Preis und Wachstum extrem hoch. Das kann ein Zeichen für eine starke Überbewertung sein – oder der Markt rechnet mit noch viel höheren Wachstumsraten, als offiziell prognostiziert. In jedem Fall ist Vorsicht geboten.
Was ist, wenn das PEG Ratio negativ ist?
Ein negatives PEG entsteht entweder bei Verlusten (negatives KGV) oder negativem Wachstum. In beiden Fällen sagt es wenig Brauchbares aus, weil die Firma oft in einer schwierigen Phase steckt. Da hilft eine tiefergehende Analyse mehr als eine einzelne Kennzahl.
Schlusswort: Das PEG Ratio gezielt einsetzen
Das PEG Ratio ist ein praktischer Indikator, wenn du einschätzen willst, ob eine Aktie ihren Preis durch (erwartetes) Gewinnwachstum rechtfertigt.
- Forward PEG Ratio für eine vorausschauende Analyse mit Schätzungen
- Trailing PEG Ratio für einen Rückblick auf bisheriges Wachstum
Ein niedriger Wert kann auf Unterbewertung hinweisen, ein hoher Wert auf Überbewertung – aber nur im Kontext realistischer Wachstumserwartungen. Vor allem bei stark schwankenden oder schwer vorhersehbaren Gewinnen (etwa in zyklischen Branchen) solltest du besonders vorsichtig sein.
Nutze das PEG Ratio daher immer in Verbindung mit weiteren Kennzahlen wie KUV, EV/EBITDA, Free Cashflow oder einer DCF-Analyse. Und behalte im Hinterkopf: Prognosen können sich rasch ändern. Ein guter Analyst verlässt sich deshalb nie auf eine einzige Zahl, sondern betrachtet das Unternehmen ganzheitlich.