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Japanischen Liquiditätswesen und die Genesung

Veröffentlicht am 21.11.2014, 13:38
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32

Offensichtlich macht Geld alleine nicht glücklich. Diese Erfahrung hat auch die japanische Wirtschaft machen müssen. Denn trotz massiver geldpolitischer Stimulationsaktivitäten ist Japans Volkswirtschaft zwei Quartale hintereinander geschrumpft und befindet sich damit definitionsgemäß in der Rezession. An diesem Schrumpfungsszenario insgesamt ändert auch die stabile Situation in der japanischen (Export-)Industrie wenig, obwohl der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe mit einem Wert von 52,1 klar über der Expansion anzeigenden Schwelle von 50 liegt.

Das Grundübel der japanischen Wirtschaft ist die schwache Binnennachfrage, die zu immerhin 60 Prozent die japanische Wirtschaftsleistung trägt. Das zinsgünstige Zentralbankgeld erreicht nicht die Inlandskonjunktur, die zudem durch die im April von fünf auf acht Prozent erhöhte Mehrwertsteuer belastet ist.

Schulterschluss von japanischer Geld- und Finanzpolitik

Um die konjunkturelle Trendwende Japans zu erreichen, wird zukünftig die (Finanz-)Politik noch mehr mit der Geldpolitik zusammenarbeiten. Die geplante nächste Mehrwertsteuererhöhung wurde bereits auf 2018 verschoben. Ein Konjunkturpaket zur Belebung des Privatkonsums von umgerechnet 21 Mrd. Euro ist ebenfalls in Arbeit.

Diese Summe ist allerdings völlig unzureichend, um die japanische Binnenwirtschaft kalt zu starten, die mit Überalterung, Überschuldung, Umweltverschmutzung und einem dramatisch geschrumpften Mittelstand ohnehin mit erheblichen Strukturdefiziten zu kämpfen hat. Es ist zu erwarten, dass die japanische Neuverschuldung in den nächsten Jahren deutlich dramatischere Ausmaße annehmen wird. Dabei kommen auf die Bank of Japan zwei elementare Aufgaben zu.

Erstens sorgt sie mit der Ausweitung ihrer Anleihenaufkäufe im Volumen von jährlich 80 Bill. Yen (umgerechnet ca. 550 Mrd. Euro) für den reibungslosen, finanzmarktverträglichen Absatz neuer Staatsschuldtitel. Bei einer Staatsschuldenquote von über 250 Prozent zur Wirtschaftsleistung drohten ansonsten Finanzierungsengpässe, die die Tragfähigkeit der Staatsschulden unmöglich machten und Japan in die Nähe des Staatsbankrotts brächte.

Durch ihre Schuldendeckung verhindert die japanische Notenbank zweitens einen Anstieg der Zinszahlungen auf die japanische Schuldenlast, der die Finanzstabilität des Landes ebenso gefährden würde. Trotz Vervierfachung der japanischen Staatsverschuldung von 1990 bis projiziert 2016 werden sich über die geldpolitische Renditedrückung die Zinszahlungen - bei Annahme eines gleichgünstigen Zinsumfelds wie aktuell - im gleichen Zeitraum gefünfzehntelt haben.

Yen-Abwertung als erklärtes Ziel der Bank of Japan

Mit ihrer Geldpolitik setzt die japanische Notenbank nicht zuletzt auf die konsequente Schwächung des Yen zur Stützung der Exportindustrie. Für seine radikalen Liquiditätsschritte hat der japanische Notenbankpräsident Kuroda ohnehin einen äußerst günstigen Zeitpunkt gewählt. Er fällt zusammen mit dem Ende des Anleihenaufkaufprogramms der US-Notenbank. Diese gegenläufigen Effekte haben seit Oktober zu einer merklichen Abwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar geführt. Eine wenn auch weniger starke Abschwächung zeigt der Yen auch gegenüber seinen asiatischen Exportkonkurrenzwährungen und sogar gegenüber dem Euro, obwohl auch die EZB eine deutliche Liquiditätsausweitung bekanntgegeben hat.

Durch den die japanische Neuverschuldung kompensierenden Staatsanleihenaufkauf seitens der japanischen Notenbank sind zukünftig massive Investitionen des japanischen Pensionsfonds in japanische Staatsanleihen nicht mehr erforderlich. Das verleiht ihm die Möglichkeit, Finanzmittel - er ist der größte staatliche Pensionsfonds der Welt - in japanische Aktien umzulenken.

Die geldpolitische Strategie des Schuldenaufkaufs und der Währungsabwertung - um Schocks an den japanischen Finanzmärkten zu verhindern, wird die Bank of Japan aus dieser Geldpolitik wohl nie mehr entkommen können - wird vom japanischen Aktienmarkt honoriert. Indexstände auch jenseits der Marke von 18.000 Nikkei-Punkten sind bis Jahresende möglich.

Diese Prognose lässt sich nicht zuletzt auch aus der Entwicklung von US-Aktien ableiten. Ähnlich wie die Anleihenaufkaufprogramme der Fed dürfte auch die sich verbessernde Liquiditätsausstattung in Japan eine sich fortsetzende Liquiditätshausse bei japanischen Aktien begünstigen.

Die starke Kursentwicklung des Nikkei 225 in der zweiten Jahreshälfte 2014 gleicht sogar die Währungsverluste des Yen deutlich aus. Für Euro-Anleger bleibt ein Kursgewinn von mehr als 17 Prozent seit dem Jahrestief des Index im April übrig.

Auf der Branchenseite zeigen sich zunächst die typischen exportsensitiven Branchen Technologie und Industrie von den ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen positiv beeindruckt. Aber auch die Konsumbranche profitiert von den beabsichtigten fiskalpolitischen Maßnahmen der Konjunkturstabilisierung.

Japan finanziert die Finanzwelt

Die japanische Liquiditätshausse kommt der gesamten Finanzwelt zugute. Insbesondere die liquiditätsgetriebene Währungsabwertungspolitik der Bank of Japan macht den Yen zu einer attraktiven Carry Trade-Währung: Internationale Anleger nehmen in Japan zinsgünstig Finanzmittel in einer schwachen Währung auf und investieren diese in höher rentierlichen Fremdwährungen. Damit erhält der Abwertungseffekt des Yen noch mehr Dynamik.

Von dem zunehmenden Volumen der EUR/JPY-Carry Trades profitieren u.a. auch deutsche Fundamentaltitel aus dem DAX.

Mehr Zuflüsse an Finanzmitteln in außer-japanische Finanzmärkte sind auch seitens einer veränderten Anlagestrategie des japanischen Pensionsfonds zu erwarten. Denn der weltweit größte Pensionsfonds hat zuletzt seine Anlage-Gewichtung neben japanischen auch für ausländische Aktien insgesamt von 12 auf 25 Prozent erhöht.

Mehr Staatsschulden - verbesserte Konjunkturstimmung - stabile Aktienmärkte

Trotz der in der Eurozone abgeschlagenen Konjunkturstimmung schätzten die vom ZEW befragten Finanzanalysten die zukünftige Entwicklung der deutschen Wirtschaft überraschend stabil ein. Insgesamt konnten die ZEW Konjunkturerwartungen mit einem Wert von 11,5 nach zuvor -3,6 deutlich in positives Terrain vordringen. Bei Berechnung der Differenz aus den ZEW Konjunkturerwartungen und der aktuellen Lage ergibt sich wieder ein positiver Wert, der historisch betrachtet mit zeitlicher Verzögerung zu einer tatsächlichen Verbesserung bei deutschen Auftragseingängen führte.

Hintergrund hierfür ist auch, dass die prekären Euro-Staaten von der EU-Kommission in punkto Sparvorgaben weiter geschont werden. Mit mehr Schulden z.B. in Italien und Frankreich soll der konjunkturellen Stagnation entgegengewirkt werden. So peilt Italien ein Budgetdefizit von 3 Prozent zur Wirtschaftsleistung wie bereits 2013 an. In Frankreich findet sogar eine Budgetausweitung von 4,3 auf 4,4 Prozent statt.

Neben der konjunkturellen Stützung kommt den Aktienmärkten zugute, dass die nachlassende Bonität der Staatshaushalte durch das geldpolitische Eingreifen der EZB ohne negative Folgen für die Staatsanleiherenditen bleibt. Die Äußerungen von EZB-Chef Draghi über den sich in Vorbereitung befindenden Aufkauf von Euro-Staatsanleihen sind an Klarheit nicht mehr zu überbieten. Der Wink mit dem Zaunpfahl ist dagegen hohe Diplomatie.

Die verbesserten Konjunkturperspektiven lassen sich bereits in leicht erhöhten ZEW Konjunkturerwartungen für die Eurozone ablesen. Nutznießer sind die konjunktur- und exportsensitiven Aktien in Deutschland: Zuletzt entwickelte sich der deutlich konjunkturzyklisch ausgerichtete MDAX wieder besser als der deutsche Leitindex DAX.

Aktuelle Marktlage

Die Liquiditätsoffensiven der EZB und der Bank of Japan verfehlen ihre Wirkung auf die Aktienmärkte nicht. Zwar ist die freizügige Liquiditätsausstattung nicht mehr das über alle Zweifel erhabene Aktienargument. Ihr kommt in Form einer verstärkten Konjunkturstützung aber immer mehr indirekte, fundamentale Bedeutung für Aktien zu.

Auch China setzt auf Konjunkturstützung. Nachdem sich der von der HSBC Bank veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für das chinesische Verarbeitende Gewerbe auf 50 nach zuvor 50,4 eingetrübt hat, setzt Peking weiter auf gezielte Wirtschaftsstimuli gegen einen Konjunktureinbruch. Der erfolgreiche Übergang Chinas von einer blasenanfälligen, schwerpunktmäßig export- und immobilienseitig dominierten zu einer nachhaltig, wenn auch weniger dynamisch wachsenden Volkswirtschaft soll nicht gefährdet werden. Für die Weltwirtschaft und die an ihr orientierten Aktien sind das gute Nachrichten.

Dagegen spielen die Krisenfaktoren IS-Terror und Ebola zurzeit eine weniger große Rolle.

Anlegerstimmung und Charttechnik

Die Kursschwankungen des DAX - gemessen am VDAX New Index - zeigen sich weiter sehr entspannt. Gemessen am niedrigen Volatilitätsniveau ist in den nächsten 30 Tage mit einer Schwankungsbreite im DAX zwischen etwa 9.100 und 10.1008 zu rechnen. Das Erreichen des oberen Schwankungsendes ist wahrscheinlicher.

Aus charttechnischer Sicht drohen im DAX weitere Verluste, sobald die Unterstützung bei 9.400 Punkten und darunter die wichtige Unterstützungszone zwischen 9.200 und 9.150 Punkten signifikant durchbrochen werden. Darunter müssen weitere Abgaben in Richtung der Auffangzone um die 8.900 Punkte einkalkuliert werden. Weitere Unterstützungen warten schließlich bei 8.700, im Bereich um die 8.500 und bei 8.354 Punkten.

Auf dem Weg nach oben trifft der DAX bei aktuell 9.507 Punkten auf den ersten signifikanten Widerstand. Weitere Hürden liegen schließlich bei 9.600 und 9.800 Punkten.

Und was passiert in KW 48?

Auf Unternehmensebene dürfte Infineon im Rahmen der Berichtsaison zum III. Quartal solide Zahlen präsentieren und von der Erholung im Halbleitergeschäft profitiert haben.

Unabhängig von dem Ergebnis der anstehenden OPEC-Sitzung dürfte kein merklicher Aufwärtsdruck bei Rohöl ausgehen. Dazu sind die weltweiten Förderalternativen zu umfangreich.

Auf Makroebene deutet in den USA der Einkaufsmanagerindex der Region Chicago auf ein anhaltend freundliches Wirtschaftsklima hin. Darüber werden auch die schwächeren Auftragseingänge langlebiger Güter nicht hinwegtäuschen. Unterstützung erhält die US-Wirtschaft vom Konsum. Das vom Conference Board veröffentlichte Verbrauchervertrauen ist vermutlich erneut gestiegen.

In der Eurozone unterstreichen die schwachen Inflationszahlen die schwache Konjunkturverfassung in der Eurozone ebenso wie die anstehende Konjunktureinschätzung der OECD.

In Deutschland liegt der Fokus der Anleger insbesondere auf den ifo Geschäftsklimazahlen. Eine Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau ist zu erwarten. Ähnliches gilt für den GfK Konsumklimaindex.

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Aktuelle Kommentare

Robert. Erst einmal viele Grüße und Glückwünsche zu Deinen gekonnten Beiträgen. Sie sind immer sehr interessant zu lesen. Schon beim ersten Mal konnte ich schon lachen. Weiter so. Ich melde mich in Kürze bei Dir!
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