Rückblick auf das Börsenjahr 2014
Das Börsenjahr 2014 war von zahlreichen Krisen geprägt und befindet sich nun in den letzten beiden Handelswochen. Neue Dax-Höchststände wurden in den Handelsphasen der Euphorie verzeichnet, häufig unterbrochen durch panisch einsetzende starke Kursrückschläge. Im Oktober notierte der DAX dann sogar unter der Marke von 8400 Zählern. Auf den Anzeigetafeln der Deutschen Börse leuchteten oft rote Zahlen auf, der Index hatte zwischenzeitlich einen Verlust in Höhe von 17 Prozent verbucht.
Es war ein schwieriges Jahr, eingebettet in ein problematisches politisches und globales Umfeld. Ob die Ukrainekrise, das Erstarken der ISIS, der furchterregende Ebola-Ausbruch oder die explodierenden Staatsverschuldungsquoten, die in der Presse dargelegten Gründe für die Gewinnmitnahmen waren zahlreich. Mehr noch, sie kamen oft aus dem heiteren Himmel, überrannten die Handelssäle dieser Welt und erwischten auch den einen oder anderen Händler auf dem falschen Fuß.
Viel Liquidität, viele Krisen und noch mehr Schulden
Noch nie zuvor wurden die Märkte von so viel Liquidität überflutet, die Zentralbanken stemmten sich mit nahezu dem kompletten geldpolitischen Arsenal gegen die Krise. Die Zinsen verblieben weiterhin in der Nähe der Null-Prozent-Schwelle, der Ölpreis fiel und der US-Dollar erstarkte, was insbesondere die US-Investoren scharenweise nach Europa gelockt hat. Ohnehin war das Börsenjahr 2014 sehr stark durch die Geschehnisse in den Vereinigten Staaten geprägt. Nicht umsonst hat man beim S&P 500 gegenwärtig ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 16. Auch an den globalen Rentenmärkten ist es zu der Herausbildung einer deutlichen Blase gekommen.
Sehr oft mag sich das Gefühl einstellen, dass einige Investoren durch die ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken etwas zu viel Leichtsinn an den Tag gelegt haben. Keine Frage, der Spielraum der globalen politischen Regierungselite wurde eingeschränkt, die Optionen hinsichtlich der fiskalpolitischen Mittel sind mehr als nur ausgereizt. So liegt die Schuldenquote im gemeinsamen europäischen Währungsraum bei etwa 90 Prozent, der Sprung über den Atlantik legt sogar US-amerikanische 115 Prozent offen.
Doch wie es geht es nun weiter? - Börsengeschehen 2015
Markus Fugmann, Chefanalyst actior AG
Herr Fugmann geht davon aus, dass die amerikanische Notenbank in 2015 nicht die Zinsen anheben wird, „da bereits die Bank of Japan, die EZB und nun auch China expansiv agieren. Da jedoch die Vereinigten Staaten an zu großer Dollar-Stärke nicht interessiert sind, könnte die allseits erwartete Zinsanhebung ausfallen. Das wird positiv sein für den Dow Jones Industrial, der neue Allzeithochs erreichen wird.“
Herr Fugmann erwartet dafür im Herbst 2015 eine mehr als heftige Korrektur. Für den WTI-Öl-Preis sieht der Analyst einen Rückgang auf 50 US-Dollar, zumindest im ersten Halbjahr 2015, bevor sich die Preise dann erneut bei 75 US-Dollar einpendeln sollten (US-Öl).
Der bekannte Analyst der Baader Bank, Herr Halver, verschaffte uns das große Vergnügen und gab uns einen Einblick in seine Ansichten. „Der Dax hat die Kraft der drei Herzen.“ Herr Halver lieferte gleich drei gute Gründe für einen Anstieg des deutschen Aktienindex auf 11.000 Punkte, die hier zitiert werden sollen:
- Erstens wird die europäische Geldpolitik über den Aufkauf von Staatsanleihen noch offensiver und macht damit Alternativanlagen im Zinsbereich noch unattraktiver.
- Zweitens bleibt die Weltwirtschaft u.a. wegen den USA und China, aber auch wegen schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen in der Eurozone stabil.
- Drittens verbessern sich die Umsatzperspektiven und die Gewinnmargen der Unternehmen auch wegen des sich abschwächenden Euros und günstiger Energiepreise. Insgesamt kommen insbesondere deutsche konjunktursensitive und exportorientierte Aktien zunehmend in den Genuss von fundamentalen und nicht nur geldpolitischen Argumenten.
Im Euro-Bund-Future hält Halver Kurse um 155 weiterhin für wahrscheinlich. „Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die EZB im Jahr 2015 anfangen, QEE - Quantitative Easing Eurozone - zu betreiben und somit Staatsanleihen der Euro-Länder aufzukaufen. Tut sie das nach dem Schlüssel der Beteiligung der einzelnen Euro-Länder an der EZB, kommen deutsche Staatspapiere hier in einen ganz besonderen „Genuss“.“
Für 10-jährige US-Staatsanleihen erwartet der renommierte Analyst eine Rendite von etwa 2,6 Prozent.
„Die robuste US-Konjunktur und einsetzende Leitzinserhöhungen der Fed sorgen für einen Renditeanstieg in Amerika. Vom aktuellen Stand aus betrachtet wird dieser jedoch eher gering ausfallen, da eine vergleichsweise weniger dynamisch wachsende Weltwirtschaft, die prekäre Situation beim weltkonjunkturellen Sorgenkind „Eurozone“ und ein weltweit schwacher Inflationsausblick dem entgegenstehen. Zudem wird die US-Notenbank zur Beruhigung der Weltwirtschaft und zur Stabilisierung insbesondere der Emerging Markets nur eine sanfte Zinswende einleiten.“
Karsten Kagels, Kagels Trading
Der private Trader Karsten Kagels erwartet für die beiden Edelmetalle Gold und Silber im kommenden Jahr keinen besonders großen Preisanstieg, jedoch spekuliert er auch nicht auf zusätzliche sehr starke Kursverluste. In seinen Augen dürfte sich Silber insgesamt gesehen nuanciert besser als Gold entwickeln.
Für Goldmarkt-Preisspanne gibt Herr Kagels eine Trading-Range von 1.050 bis 1.350 US-Dollar an. Der Silberpreis dürfte sich in der Trading-Spanne zwischen 15 und etwa 22 US-Dollar einpendeln. Bezüglich der langfristigen Investments würden die Wertpapiere der Gold- und Silberminen einen interessanten Eindruck hinterlassen, so dass „der massive Bärenmarkt der letzten vier Jahre tatsächlich beendet sein“ könnte.
Investing.com bedankt sich bei allen Analysten für die gute Zusammenarbeit und wünscht ihnen und alles Lesern für das Jahr 2015 alles Gute und eine glückliche Hand bei Geldangelegenheiten!