Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Dieser Ausspruch kann dem Leser in den Sinn kommen, wenn er die jüngste Headline der Nachrichtenagentur Bloomberg zur Entwicklung der chinesischen Goldimporte über Hong Kong betrachtet. Nicht, dass Bloomberg irgendetwas gefälscht hätte – Gott bewahre. Doch die Bloomberg-Interpretation der Daten fällt – nicht zum ersten Mal – negativ aus, während man auch ganz anders titeln könnte. Statt „Chinas Goldlieferungen aus Hong Kong gehen zurück, da die Nachfrage sinkt.” könnte man nämlich mit der gleichen Berechtigung schreiben „Chinas Goldimporte über Hong Kongo explodieren im Jahresvergleich um mehr als 300%”.
Schauen wir uns die Fakten an. Laut Bloomberg wurden aus der Sonderverwaltungszone Daten des Hong Kong Census and Statistics Department zufolge im Januar netto 83,6 Tonnen Gold auf das chinesische Festland geschafft. Natürlich ist das ein – wenn auch moderater – Rückgang von 9% zum Vormonat, wie Bloomberg ganz richtig erklärt. Denn im Dezember lag die Menge des von Hong Kong nach China gelieferten Goldes noch bei 91,9 Tonnen.
Doch der Goldhandel zwischen Festlandchina und Hong Kong kann saisonale Schwankungen aufweisen, sodass ein Vergleich mit dem Vorjahresmonat vielleicht angebrachter wäre. Schließlich ist die Goldnachfrage in China im Dezember traditionell hoch, da viele Chinesen sich im Vorfeld des Neujahrsfestes mit dem gelben Metall eindecken. Nun, im Januar vergangenen Jahres wurden lediglich 19,6 Tonnen Gold von Hong Kong nach China exportiert. Da bedeuten die neuen Zahlen aus dem Januar 2014 also einen Anstieg von rund 326%.
Und interessanterweise lagen die Goldimporte über Hong Kong im Dezember 2012 bei 96,7 Tonnen und damit ungefähr im Bereich des Wertes aus dem Dezember 2013. Während das im Januar so gar nicht der Fall war…
Was man nun daraus schließen kann? Vielleicht nicht sehr viel, obwohl es fortlaufend Anekdoten in der Presse über die gewaltige Goldnachfrage unter den chinesischen Bürgern gibt, die in Geschäften Schlange stehen. Wie man es aber auch betrachtet, 83,6 Tonnen sind eine Menge Gold. Australien beispielsweise, das Land liegt auf Platz 37 der Liste der Länder mit den weltweit größten Goldreserven, verfügt über 3,7 Tonnen weniger des gelben Metalls als in China im Januar importiert wurde.
Hinzu kommt, dass die meisten Goldkäufe außerhalb der Börse in China im Gramm- und nicht im Kilogramm- oder Tonnenbereich liegen und 83,6 Tonnen 83,6 Mio. Gramm entsprechen, deutet das darauf hin, dass eine gewaltige Anzahl von Chinesen ihre Goldbestände auffüllen. Wenn das also ein „Sinken der Nachfrage” bedeutet, dann sollten sich Goldanleger nicht an der Bloomberg Titelzeile stören, mag sie auch noch so negativ klingen.
Die Analysten der UBS haben sich vor kurzem die Mühe gemacht, und sich die monatliche Entwicklung des Goldpreises seit den 1970er Jahren angeschaut. Dabei fiel ihnen auf, dass der Februar 2014 mit seinem bislang positiven Verlauf im Durschnitt eher eine Ausnahme ist. Die Bank weist explizit darauf hin, dass die chinesische Goldnachfrage auch nach den Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr entgegen den Erwartungen hochgeblieben sei. Man darf gespannt sein, welche Schlagzeile Bloomberg dazu einfällt.
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