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Halvers Kolumne - Ein wichtiges Ziel der EZB

Veröffentlicht am 23.01.2015, 14:36
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32

Alle Währungssysteme mit zumindest in Bandbreiten fixierten Wechselkursen sind Vergangenheit: Das Bretton-Woods-System, das Europäische Währungssystem (EWS) und zuletzt auch der Automatismus der Schweizer Notenbank, der eine Aufwertung des Frankens gegenüber Euro unterhalb von 1,20 verhinderte. Solche Währungsfixierungen machten aus den daran beteiligten Notenbanken erzwungene Bruderschaften der gegenseitigen Fairness. Denn selbstsüchtige, die eigene Exportwirtschaft schützende Abwertungsbemühungen der Notenbank X wurden durch die anderen Notenbanken A bis Z konterkariert.

Wer Export-Sorgen hat, hat auch geldpolitischen Likör

So gibt es spätestens seit der Schweizer Notenbankkapitulation am 15. Januar also keine Leitplankensysteme mehr für Währungspaare. Die Wechselkurse sind - befreit vom festgezurrten Korsett - jetzt dem freien Spiel der Marktkräfte ausgesetzt. Und wer hat die meiste Kraft an den Devisenmärkten? Richtig, die Notenbanken, die jetzt statt einer miteinander abgestimmten, internationalen Geldpolitik einen egoistischen Währungs-Darwinismus gemäß dem Motto betreiben „Wer die schwächste Währung hat, hat auch die wettbewerbsfähigste Exportwirtschaft“. Jeder ist sich selbst der Nächste.

Frage nicht, was die EZB, sondern was du für die Eurozone tun kannst

Wettbewerbsfähigkeit könnte man selbstverständlich auch über den steinigen Weg von Strukturreformen hinbekommen. In der Eurozone zeigen sich die nationalen Finanz- und Wirtschaftsminister in dieser Disziplin jedoch so beweglich wie Eisenbahnschwellen. Sie fürchten den Fluch der Euro-Politik: Wer reformiert, wird abgewählt. Und überhaupt, warum sich selbst bewegen, wenn sich andere regen. Wenn die EZB doch währungsabwertungsseitig etwas für die Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone tut, ist doch die Notwendigkeit alternativer, finanz- und wirtschaftspolitischer Reformen gar nicht mehr nötig, oder?

So ist Mario Draghi - an dieser Stelle muss man ihn durchaus in Schutz nehmen - als erzwungener Erfüllungsgehilfe reformfauler Politiker in der Zwangslage, seinerseits einem Abdriften der Eurozone in die deflationäre Rezession entgegenzuwirken. Jene Politiker, die im Augenblick heuchlerisch mit Krokodilstränen der verloren gegangenen geldpolitischen Stabilität nachweinen, sollten sich an die eigene Nase fassen und sich fragen, was sie denn zur Verbesserung der nationalen Standortfaktoren getan haben. Viele von ihnen sind doch heilfroh, dass ihnen die „Drecksarbeit“ einer beim Wähler zunächst Schmerzen verursachenden Reformpolitik von der Happy Hour der EZB abgenommen wird.

Aus dem Währungsabwertungskrieg zwischen Japan und der Eurozone…

Und tatsächlich sorgt Mario Draghi ab sofort höchstpersönlich für einen abwertenden Euro. Er schaut nicht mehr nur zu, wie die japanische Notenbank mit ihrem Yen-abwertenden Anleiheaufkauf der Euro-Exportwirtschaft Knüppel zwischen die Beine wirft. Auch die EZB setzt jetzt auf Käufe von Anleihen, konkret in Höhe 1,14 Bill. Euro bis September 2016. Nennen wir seine Aktion QEE: Quantitative Easing Eurozone. Damit hat das Namenskürzel der EZB ab jetzt eine besondere Bedeutung: Einer Zahlt Bonds. Und das muss überhaupt nicht das Ende der Fahnenstange sein. Denn Mario Draghi will aufkaufen bis die Inflation kommt. Zur Erinnerung: Auch die US-Notenbank hat ihr Kaufprogramm mehrfach verlängert. Dass die EZB damit ihre letzten Stabilitätshüllen verliert und in ihrer nackten Schönheit vor uns steht, stört sie nicht weiter. Immerhin betreiben die anderen Notenbanken doch schon lange stabilitätspolitische Freikörperkultur.

Druck erzeugt also Gegendruck. Und dieser sorgt wiederum für Gegengegendruck. Denn Japan wird seine Handelsbilanz nicht durch eine Euro-Abwertung gegenüber Yen in Gefahr bringen wollen. Die Bank of Japan wird also nachlegen. Schließlich werden sich beide Notenbanken mit Anleiheaufkäufen gegenseitig hochschaukeln.

…könnte ein Währungsabwertungsweltkrieg werden

Sollten zum Schluss beide Währungen gemeinsam gegenüber anderen Exportkonkurrenzwährungen abwerten, werden auch Chinesen, Inder, Schweden, Südkoreaner, Schweizer und Briten - die dann exportseitig bluten - ebenso in den liquiditätspolitischen Abwertungswettlauf eintreten. Der Währungsabwertungsweltkrieg wäre ausgebrochen.

„Geschädigt“ im Sinne einer Währungsaufwertung wäre vor allem der US-Dollar. Denn die USA haben ihr Anleiheaufkaufprogramm im letzten Jahr eingestellt und die Fed denkt über die Leitzinswende nach. Da sich aber Amerika nicht mehr nur als Konsumnation, sondern als wiedergeborene Industrie- und Exportnation sieht, wird Fed-Chefin Yellen keine scharfe, Dollar-begünstigende Zinswende vollziehen. Das eigene Export-Hemd - oder besser gesagt die Export-Bluse - ist auch ihr näher als der internationale Export-Rock. Irgendwo haben ihre Mutti-Qualitäten für die anderen auch Grenzen.

Die Liquiditätshausse ist alles, aber nicht beendet!

Wenn alle Notenbanken ihre Währung zum Zwecke der Exportstützung mit dem vollen Instrumentarium des geldpolitischen Handwerkskastens schwächen wollen, kann am Ende allerdings keine Währung wirklich abwerten. Und dennoch wird man es auf Teufel komm raus versuchen

Zumindest hat dieser Währungsabwertungsweltkrieg eine für die Aktienmärkte sehr angenehme Konsequenz: Die Aktienmärkte werden sich über die fortgesetzte Liquiditätshausse der internationalen Geldpolitik freuen. Sie ist ein Marathonläufer, sie läuft und läuft und läuft wie der VW Käfer in seinen besten Zeiten. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann läuft sie auch noch morgen.

Liebe Anlegerinnen und liebe Anleger, bleiben Sie Aktien treu!

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG finden Sie auf unserer Webpräsenz.

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