Nachdem sich die Suche nach einem Käufer oder starken Partner für die Stahlsparte von thyssenkrupp (DE:TKAG) lange als schwierig gestaltete, ist seit Ende der vergangenen Woche Bewegung in den Prozess gekommen. Die Hoffnung auf einen Verkauf hat auch die Aktie kurzfristig angetrieben, doch noch ist nichts in trockenen Tüchern. Neben den Verhandlungen mit der britischen Liberty Steel prüft das Management weitere Optionen.
Klar ist: Bei thyssenkrupp muss jetzt etwas passieren. Die Neunmonatszahlen des Düsseldorfer Industriekonzerns für das Geschäftsjahr 2019/20 (per 30.9.) waren von den Auswirkungen der Pandemie geprägt. Nachfragerückgänge in wichtigen Abnehmerbranchen, darunter die Automobilindustrie und der Maschinenbau, ließen den Umsatz um 12 Prozent auf rund 27,5 Mrd. Euro sinken. Das Periodenergebnis nach Steuern reduzierte sich weiter auf nahezu -2 Mrd. Euro (9M 2018/19: 0,2 Mrd. Euro).
Wenngleich sich die Lage im 4. Quartal etwas stabilisiert haben dürfte, ist das Unternehmen angeschlagen. Ein zu Beginn der Pandemie gewährter KfW-Kredit über 1 Mrd. Euro sicherte die Liquidität, bilanziell sieht es dagegen düster aus: Der im 4. Quartal gebuchte Erlös aus dem Verkauf der Aufzugssparte von rund 17 Mrd. Euro dürfte überwiegend in die Tilgung der Verbindlichkeiten fließen. Diese lagen per 30. Juni bei über 34 Mrd. Euro.
Ein Verkauf der Stahlsparte würde dem Unternehmen beim aktuellen Umbauprozess in die Karten spielen. Beim Werkstoffhandel und bei Industriekomponenten sieht das Unternehmen beispielsweise Chancen und will diese aus eigener Kraft weiterentwickeln. Derzeit erscheint uns ein Investment aber noch zu spekulativ. Wir werden daher zunächst die weitere Entwicklung bei thyssenkrupp beobachten!