von Robert Zach
Investing.com - Nach der Talfahrt der letzten Tage gelingt dem Goldpreis am Donnerstag eine Stabilisierung. Das liegt vor allem an einem etwas schwächeren US-Dollar, der nach seiner Rallye auf den höchsten Stand seit 2002 etwas den Fuß vom Gas nimmt.
Der Gold-Future zur Lieferung im August verteuerte sich bis 11.34 Uhr MEZ um 0,36 Prozent oder 6,25 Dollar. Zuletzt wechselte der Terminkontrakt für 1.742,70 Dollar den Besitzer. Mit 1.730 Dollar hatte das Edelmetall am Vortag den tiefsten Stand seit September 2021 erreicht.
Für einige Analysten ist die jüngste Erholung aber nicht viel mehr als ein klassischer "Dead-Cat-Bounce", also einer Erholung, die zum Scheitern verurteilt ist.
"Die Richtung ist klar: Die Bären haben die Kontrolle und werden den Preis voraussichtlich so tief nach unten treiben, bis physische Käufer einen neuen Boden etablieren", zitierte Reuters den unabhängigen Analysten Ross Norman.
"Der Goldpreis erfährt etwas Entspannung durch die Korrektur beim US-Dollar, der anscheinend vor einem Gipfel steht", fügte Norman hinzu.
Der US-Dollar-Index, der die Wertentwicklung des Greenbacks gegenüber einem Korb von sechs anderen Währungen misst, gab am Donnerstag 0,21 Prozent auf 106,65 nach. Gestern hatte die Weltreservewährung mit 107,06 Punkten den höchsten Stand seit 2002 erreicht.
Das Zusammenspiel aus Konjunktur- und Inflationsängsten sowie die Aussicht auf höhere Leitzinsen in den USA hat den US-Dollar, den Anleger in turbulenten Börsenzeiten auch gerne als sicheren Hafen ansteuern, seit Jahresanfang um 11,5 Prozent aufwerten lassen.
Aus dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll der Juni-Sitzung der Fed, auf der die Notenbanker die Zinsen um 75 Basispunkte anhoben, geht hervor, dass sie wegen der galoppierenden Inflation besorgt sind, die das Vertrauen der Amerikaner in die Fähigkeit der Zentralbank zur Bekämpfung der Teuerung erschüttern könnte.
Vorerst bleibt das Hauptaugenmerk der Fed-Banker auf der Eindämmung der Inflation, ohne Rücksicht darauf, ob sich die US-Wirtschaft abkühlt. Für die Sitzung Ende Juli erwartet der Markt eine weitere Anhebung der Leitzinsen um 75 Basispunkte.
Ein stärkerer Dollar belastet tendenziell den Goldpreis, da das Edelmetall außerhalb des Dollarraums teurer wird.
Eigentlich profitiert Gold von höheren Inflationsraten. Doch angesichts des höheren Zinsniveaus kommt das zinslose Metall nicht so recht in die Gänge. Die Anleger suchen dann lieber Zuflucht in Anleihen.
Auf dem Wirtschaftskalender stehen heute neue Daten vom US-Arbeitsmarkt. Auch die Handelsbilanz dürfte für Bewegung sorgen. Am Abend äußern sich dann die Fed-Mitglieder Waller und Bullard.
Im übrigen Metallsektor erholen sich die Preise am Donnerstag ebenfalls. Kupfer gewinnt 3,46 Prozent, Palladium 2,57 Prozent und Platin 1,75 Prozent. Silber verteuert sich gegenüber gestern um 1,09 Prozent.