Von Peter Nurse
Investing.com - Gewinnmitnahmen nach zuletzt deutlichen Kursanstiegen dürften den europäischen Aktienmarkt am Donnerstag belasten. Die Covid-19-Fälle nehmen weltweit weiter zu und der Optimismus über die baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffs nimmt ab.
Gegen 8.05 Uhr MEZ notierte der DAX-Future in Deutschland um 0,7% tiefer, der CAC 40-Future in Frankreich verlor 0,6% und der FTSE 100-Future in Großbritannien büßte 0,8% ein.
Die Weltbörsen sind diese Woche nach den positiven Meldungen des US-amerikanischen Pharmariesen Pfizer (NYSE:PFE) über den Impfstoff Covid-19, den er zusammen mit dem deutschen Biotech-Unternehmen Biontech (NASDAQ:BNTX) entwickelt, in die Höhe geschossen.
Ein Teil dieser Hoffnung lässt jedoch allmählich nach, da die Investoren skeptisch bezüglich der logistischen Herausforderungen der Massenproduktion und des Transports des Impfstoffs sind und die Zahl der Covid-19-Fälle in ganz Europa keine Anzeichen einer Verlangsamung zeigt.
Die offizielle Zahl der Coronavirus-Todesfälle im Vereinigten Königreich lag am Mittwoch bei über 50.000. Das ist die höchste Zahl in ganz Europa. Mehr als 300.000 Menschen starben auf dem ganzen Kontinent bereits an den Folgen der neuartigen Krankheit.
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, warnte am Mittwoch vor zu hohen Erwartungen an einen Impfstoff gegen Covid-19.
"Auch wenn die neuesten Nachrichten über einen Impfstoff ermutigend klingen, könnten wir immer noch mit wiederkehrenden Zyklen einer beschleunigten Virusverbreitung und verschärften Restriktionen konfrontiert sein, bis eine weit verbreitete Immunität erreicht ist", sagte Lagarde auf einem EZB-Forum.
Konjunkturseitig zeigte sich am Donnerstag, dass die britische Wirtschaft im abgelaufenen Quartal um 15,5% gewachsen ist, nach dem Rekordrückgang im Vorquartal um 19,8%. Allerdings verlangsamte sich das Wachstum von 2,1% im August auf 1,1% im September.
Unternehmensseitig steht Aktie der Deutschen Telekom (OTC:DTEGY) im Fokus. Das Telekommunikationsunternehmen hebt seine Gewinnprognose angesichts der über den Prognosen liegenden Ergebnisse für das dritte Quartal an. Grund dafür ist die bessere Geschäftsentwicklung der kürzlich fusionierten US-Einheit T-Mobile US (NASDAQ:TMUS).
Auch der deutsche Maschinenbaukonzern Siemens (DE:SIEGn) hat in seinem Industriegeschäft einen unerwartet hohen Gewinn erzielt. Der britische Luxusmodekonzern Burberry (LON:BRBY) sagte, er werde seine Preise erhöhen, nachdem seine Umsätze im zweiten Quartal fast wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht hätten, während der Versicherer und Vermögensverwalter Legal & General (LON:LGEN) eine neue, auf fünf Jahre angelegte Dividendenwachstumspolitik ankündigte.
Die Ölpreise kletterten am Donnerstag leicht nach oben, beflügelt durch die Nachricht über einen möglichen Coronavirus-Impfstoff und Anzeichen fallender US-Rohöllagerbestände.
Zudem gibt es Spekulationen, dass die großen Ölproduzenten, die OPEC+, die Angebotsbeschränkungen aufrechterhalten wollen. Die OPEC+ trifft sich Ende des Monats, um eine für Januar geplante Fördererhöhung um 2 Millionen Barrel pro Tag zu besprechen. Analysten erwarten, dass dieser Schritt verschoben wird.
Die Energy Information Administration gibt später am Tag die Rohöllagerbestandsdaten bekannt.
Der Preis für die US-Sorte WTI stieg 0,1% auf 41,50 Dollar pro Barrel, während die Nordseesorte Brent um 0,2% auf 43,84 Dollar zulegte. Beide Kontrakte erhöhten sich in dieser Woche um mehr als 12%.
Der Gold-Future gewann 0,3% auf 1.867,30 Dollar je Unze, während der EUR/USD 0,1% auf 1,1772 Dollar abgab.