* Investoren halten sich weiter zurück
* Industriewerte wieder gefragt
* Verpflichtung von neuem Finanzchef treibt Merck hoch
(neu: Merck, Lanxess, US-Daten, Nokia, US Steel)
Frankfurt, 25. Jan (Reuters) - Der Rekordgewinn des
Industrieriesen Siemens hat Anleger am deutschen
Aktienmarkt am Dienstag nicht aus der Reserve gelockt. "Gute
Zahlen werden derzeit nur als Bestätigung für den jüngsten
Aufwärtstrend gesehen, und ob der in den kommenden Monaten
tatsächlich anhält, bleibt die große Unbekannte", sagte ein
Börsianer. Der Dax<.GDAXI> dümpelte um seinen Vortagesschluss
herum und schloss 0,1 Prozent tiefer bei 7059 Punkten. "Keiner
weiß so recht, wo an den Aktienmärkten derzeit der Zug
hinfährt", sagte ein anderer Börsianer. Der Dax hielt sich am
Dienstag allerdings besser als der EuroStoxx50<.STOXX50E> für
die Euro-Zone, der 0,8 Prozent auf 2955 Zähler einbüßte.
Auch der unerwartet kräftige Anstieg des
US-Verbrauchervertrauens zu Jahresbeginn überzeugte Anleger
nicht. Die US-Börsen<.DJI> lagen bei Handelsschluss in Europa im
Minus. Händlern zufolge enttäuschten einige Geschäftsberichte
wie die von U.S. Steel Corp und 3M. Die Aktien von
US Steel reagierten mit einem Minus von einem Prozent auf rote
Zahlen. Die Papiere des größten deutschen Stahlkochers
ThyssenKrupp schlossen unverändert bei 29,40 Euro.
In Frankfurt legte die Aktien von Dax-Schwergewicht Siemens
in der Spitze zwar bis zu 2,3 Prozent zu, schlossen aber 0,3
Prozent tiefer bei 93,61 Euro. Die Papiere hatten zuletzt
allerdings schon Vorschusslorbeeren bekommen und waren alleine
am Montag um 1,6 Prozent gestiegen. "Die Zahlen sehen solide
aus. Allerdings hatte das Unternehmen schon vor einigen Wochen
eine Orientierung für das Quartal gegeben. Deshalb ist die
Überraschung begrenzt", erklärte ein Börsianer. Der Gewinn aus
dem fortgeführten Geschäft stieg bei den Münchenern von Oktober
bis Dezember um fast ein Fünftel.
Unabhängig von den Siemens-Zahlen waren Industrie-Aktien
wieder gefragt. "Die Anleger trauen sich wohl ein bisschen mehr
und kaufen die an den Vortagen unter Druck stehenden
konjunktursensiblen Werte wieder zurück", sagte ein Händler. Von
diesem Trend profitierten der Chipkonzern Infineon,
dessen Aktien 4,8 Prozent gewannen, und Autowerte. Die Papiere
von BMW und Daimler verteuerten sich um bis
zu 1,5 Prozent. Die Papiere des Nutzfahrzeug- und
Maschinenbaukonzerns MAN legten drei Prozent zu.
"Insbesondere nach der guten Kursentwicklung der reinen
Pkw-Hersteller in 2010 erwarten wir nun eine stärkere
Fokussierung auf die Nutzfahrzeughersteller", begründete die DZ
Bank ihre Kaufempfehlung.
Die Verpflichtung von Matthias Zachert als neuen
Merck-Finanzchef gab den Papieren des Darmstädter
Pharma- und Chemieunternehmens Schwung. Sie legten 2,5 Prozent
zu. Zachert ist bei Analysten und Investoren als Finanzexperte
hoch angesehen. Die Aktien seines bisherigen Arbeitgebers
Lanxess verloren im MDax<.MDAXI> 3,4 Prozent.
BANKENWERTE EUROPAWEIT AUF TALFAHRT
Zu den schwächsten Aktien in Frankfurt zählten wie auch an
anderen europäischen Handelsplätzen Finanzwerte. Die Papiere der
Deutschen Bank und der Commerzbank verloren
2,7 beziehungsweise 1,6 Prozent, der europäische
Stoxx-Bankenindex<.SX7P> gab 1,8 Prozent nach. "Das hat mit
aufkeimenden Befürchtungen zu tun, dass die Europäer den
Euro-Rettungsschirm EFSF nicht richtig einsetzen und dort weiter
Unstimmigkeit zwischen den Regierungen herrscht", sagte
Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research.
Auf Talfahrt gingen besonders spanische Bankenwerte: In
Madrid<.IBEX> gaben Bankinter, Banco de
Valencia, Santander und BBVA zwischen
drei und gut fünf Prozent nach. Den Analysten der Matrix Group
zufolge könnte die von der spanischen Regierung geforderte
Kernkapitalquote von über acht Prozent womöglich zu niedrig
sein, um das Vertrauen in den spanischen Bankensektor zu
stärken. In Helsinki drückten Spekulationen über eine
Gewinnwarnung die Aktien von Nokia um 3,2 Prozent. Das
Unternehmen wollte sich dazu nicht äußern.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Andreas Kröner)