Die Aktie von IBM (NYSE:IBM) (WKN:851399) legte in diesem Jahr um mehr als 20 % zu, da ein besser als erwartet ausgefallener Bericht für das vierte Quartal im Januar und der Optimismus über die Übernahme von Red Hat (WKN:923989) substanzorientierte Anleger zurückbrachten. IBM sieht nach wie vor billig aus, wenn wir das 2019er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 10 betrachten (Stand 15.03.), und zahlt voraussichtlich eine hohe Dividendenrendite von 4,6 %.
Machen das niedrige KGV und die hohe Rendite IBM zu einem überzeugenden Kauf? Oder sollte IBM – das in den letzten fünf Jahren um etwa 25 % zurückgegangen ist – auf der Strafbank bleiben, bis es weitere Anzeichen einer Verbesserung zeigt?
Was ist bei IBM schief gelaufen? Unter CEO Sam Palmisano, der IBM zwischen 2002 und 2011 leitete, konzentrierte sich IBM stark auf die Veräußerung von Geschäften, die Senkung der Kosten und den Rückkauf von Aktien, um die Erträge zu steigern. Infolgedessen fiel IBM in mehreren Bereichen hinter der technologischen Entwicklung zurück und das Umsatzwachstum blieb flach.
Palmisanos Nachfolgerin, Ginni Rometty, hat IBM von der Abhängigkeit von Rückkäufen befreit und stattdessen zukunftsweisende Akquisitionen vorangetrieben. Diese Übernahmen, insbesondere die Übernahme von SoftLayer im Jahr 2013, ermöglichen es IBM, sich auf das Wachstum seiner „strategischen Imperative“ (also die Geschäftsbereiche Cloud, Analytics, Security, Mobile und Social) zu konzentrieren, um das langsamere Wachstum seiner bestehenden IT-Services, Soft- und Hardwaregeschäfte auszugleichen.
IBM integrierte eine Vielzahl von Technologien der nächsten Generation – darunter seine KI-Plattform Watson, einen Blockchain-Service und Quantencomputer-Tools – in dieses Ökosystem. Sie betonte auch ihr Ziel, ein Marktführer im hybriden Cloud-Markt zu werden, der den offenen und privaten Cloud-Markt für diejenigen Unternehmen überbrückt, welche nicht bereit sind, alle ihre Daten in Public-Cloud-Dienste wie AWS von Amazon.com (NASDAQ:AMZN) (WKN:906866) oder Azure von Microsoft (NASDAQ:MSFT) (WKN:870747) zu übertragen.
Der Turnaround-Plan von IBM klang vielversprechend, aber das Wachstum der strategischen Imperative, die in den letzten 12 Monaten die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet haben, hat sich im vergangenen Jahr verlangsamt:
Strategische Imperative | Q1 2018 | Q2 2018 | Q3 2018 | Q4 2018 |
Umsatz letzte 12 Monate | 37,7 Mrd. USD | 39,0 Mrd. USD | 39,5 Mrd. USD | 39,8 Mrd. USD |
Wachstum ggü. Vorjahresquartal | 12% | 15% | 13% | 9% |
IBM | Q1 2018 | Q2 2018 | Q3 2018 | Q4 2018 |
Wachstum ggü. Vorjahresquartal | 5% | 4% | -2% | -3% |
Gewinn pro Aktie (non-GAAP) ggü. Vorjahresquartal | 4% | 5% | 5% | -5% |
Diese verhaltene Prognose ist auf drei Hauptfaktoren zurückzuführen: – Erstens kämpft IBM gegen AWS und Azure im Bereich der Cloud-Services. Der Cloud-Service-Umsatz von IBM stieg im vergangenen Quartal um 18 % im Vorjahresvergleich, aber diese Rate verblasst im Vergleich zu den Wachstumsraten von AWS und Azure. – Zweitens ist die Nachfrage nach den Z-Mainframe-Systemen von IBM derzeit auf einem zyklischen Tiefpunkt. – Drittens dämpft der starke Dollar das Wachstum von IBM. Auf Basis konstanter Wechselkurse sank der Umsatz im vierten Quartal nur um 1 %.
Große Wetten auf Red Hat IBM ist der Ansicht, dass die Übernahme von Red Hat, die in der zweiten Jahreshälfte 2019 abgeschlossen sein sollte, den Umsatz in den nächsten fünf Jahren um eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 2 Prozentpunkten steigern wird. Mit anderen Worten, der Kauf von Red Hat könnte IBM in die Lage versetzen, wieder ein nachhaltig positives Umsatzwachstum zu erzielen.
Darüber hinaus könnte die Integration von Red Hats Open-Source-Linux-Betriebssystem, JBoss Enterprise Middleware und Cloud-basierten Virtualisierungsdiensten die Geschäftssoftware- und Cloud-Ökosysteme von IBM deutlich stärken. Diese Strategie erscheint auf dem Papier solide, aber es könnte schwierig sein, sie im harten Wettbewerb mit Amazon, Microsoft und anderen Konkurrenten umzusetzen.
Immer noch auf der Strafbank Die IBM-Aktie ist billig, da Investoren noch keine vielversprechenden Anzeichen für eine Trendwende sehen. Wenn sich das Wachstum der strategischen Imperative nicht wieder beschleunigt, wird IBM wahrscheinlich auf der Strafbank bleiben, bis man den Kauf von Red Hat abschließt und erfolgreich deren Produkte integrieren kann.
Investoren, die eine hohe Dividende wollen, sollten wahrscheinlich eher in Erwägung ziehen, andere klassische Dividendenwerte zu kaufen, bevor sie ein Engagement bei IBM wagen, während Investoren, die auf hohes Cloud-Wachstum setzen wollen, voraussichtlich bei Amazon oder Microsoft besser aufgehoben sind.
John Mackey, CEO von Whole Foods Market (NASDAQ:WFM), einer Amazon-Tochter, ist Teil des Aufsichtsrats von The Motley Fool. Teresa Kersten, eine Mitarbeiterin von LinkedIn (NYSE:LNKD), einer Microsoft-Tochter, ist Teil des Aufsichtsrats von The Motley Fool. Leo Sun besitzt Aktien von Amazon. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon. The Motley Fool besitzt Aktien von Microsoft. The Motley Fool hat eine Short-Position auf IBM.
Dieser Artikel wurde von Leo Sun auf Englisch verfasst und am 15.03.2019 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.
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