FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt haben die Optimisten am Donnerstag die Oberhand. Der Dax (DAX) baute seine deutlichen Vortagesgewinne aus und überwand die 50-Tage-Linie, die als Indikator für den mittelfristigen Trend gilt. Zuletzt stieg der Leitindex um 0,59 Prozent auf 12 096,16 Punkte. Damit bewegte sich das Börsenbarometer weiter auf dem Niveau von Anfang August.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen gewann 0,56 Prozent auf 25 889,11 Punkte. In Europa ging es für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ähnlich deutlich nach oben.
Weitere Abstimmungsschlappen für den britischen Premier Boris Johnson und seine No-Deal-Brexit-Pläne erfreuten die Investoren ebenso wie neue Gespräche im Handelsstreit zwischen den USA und China. "Lange depressive Anleger saugen alle auch nur im Ansatz positiven Nachrichten begierig auf", sagte ein Händler.
Wie chinesische Staatsmedien berichteten, sollen neue direkte Gespräche zwischen den beiden Handelsstreitparteien USA und China Anfang Oktober im Rahmen des regelmäßigen strategischen Wirtschafts- und Handelsdialogs beider Länder in Washington stattfinden. Auf der Arbeitsebene sollen "bedeutende Fortschritte" bereits Mitte September vorbereitet werden.
"Die Nachrichten müssen mit besonderer Vorsicht genossen werden", sagte Analyst Neil Wilson vom Handelshaus Markets.com. Vor nicht allzu langer Zeit seien die Märkte bereits mit der Hoffnung auf einen kurz bevorstehenden Deal in den Rally-Modus übergegangen, und nun reagierten sie schon allein darauf positiv, dass wie erwartet tatsächlich bald weitere Gespräche stattfinden sollen.
Mit Blick auf den Brexit gab die britische Regierung ihren Widerstand gegen ein Gesetz auf, das einen ungeregelten Brexit verhindern soll, wie die britische Nachrichtenagentur PA berichtete. Demnach einigte sich die Regierung mit der Opposition, den Gesetzentwurf im Oberhaus nicht länger durch Verfahrenstricks aufzuhalten. Das Gesetz scheint damit so gut wie sicher rechtzeitig vor dem Beginn der Zwangspause des Parlaments nächste Woche in Kraft treten zu können.
Hierzulande standen Autobauer in der Gunst der Anleger recht weit oben. Volkswagen (4:VOWG_p), BMW (4:BMWG) und Daimler (4:DAIGn) hatten im August starke Absatzanstiege auf dem wichtigen US-Markt erzielt. Die Aktien der Unternehmen gewannen jeweils mehr als 1 Prozent. Der anhaltende SUV-Boom und die rabattträchtige Verkaufsschlacht rund um das "Labor Day"-Feiertagswochenende spielten der Branche in die Karten.
In dem freundlichen Umfeld erholten sich die Papiere von Thyssenkrupp (4:TKAG) etwas von ihren monatelangen Verlusten und stiegen um mehr als 2 Prozent. Allerdings muss der Essener Industrie- und Stahlkonzern wegen seines drastisch gesunkenen Aktienkurses den Dax mit Wirkung zum 23. September verlassen. Ersetzt wird das Traditionsunternehmen wie zuvor erwartet durch den Triebwerksbauer MTU (4:MTXGn). Dessen Anteilsscheine traten auf der Stelle.
Der Energiekonzern Eon (4:EONGn) bereitet derweil die Integration der RWE-Tochter (4:RWEG) Innogy (4:IGY) vor. Sobald die EU-Kommission den Deal zwischen den beiden Stromriesen freigegeben hat, wird Eon die Zwangsabfindung der übrigen Innogy-Aktionäre in die Wege leiten. Analyst Werner Eisenmann von der DZ Bank geht allerdings davon aus, dass Eon nicht bereit ist, den Innogy-Aktionären eine sehr hohe Abfindung zu zahlen. Damit fielen die Innogy-Aktien unter den schwächsten Werten im MDax um rund 2 Prozent.
Bei dem Windanlagenhersteller Nordex (4:NDXG) schließlich ist die Auftragslage weiter positiv. Die Anteilsscheine zogen im Nebenwerte-Index SDax (SDAX) um gut 2 Prozent an.