von Pinchas Cohen aus dem Englischen übersetzt
Der Euro ist am vierten Tag in Folge gefallen, seine längste Serie von Kursverlusten seit Mitte Februar. Sie begann am 24. Mai, als EZB-Präsident Marion Draghi in Madrid eine Rede hielt, in der er ausführte, er sehe keinen Grund von der derzeitigen Politik abzuweichen.
Das legte einen Streit zwischen zwei seiner Stellvertreter über den richtigen Weg angesichts der wirtschaftlichen Erholung in der Eurozone bei. Gestern ging Draghi noch weiter und sagte, die Eurozone benötige nach wie vor “ein außerordentlich hohes Maß an Unterstützung durch die Geldpolitik.” Und dies nur eine Woche vor der EZB-Sitzung. Das lässt kaum offene Fragen.
Als wären die Fundamentaldaten nicht genug für die Händler, steigen die Risiken nun ebenfalls. Die wachsende Wahrscheinlichkeit eines griechischen Zahlungsausfalls, wegen gescheiterter Verhandlungen zu den Hilfskrediten hat die alte Frage, eine Rettung Griechenlands oder ein Grexit wiederaufkommen lassen. Ein weiterer Ausstiegskandidat aus dem Euro ist Italien, wo der frühere Premier Matteo Renzi sich für vorgezogene Neuwahlen stark macht.
Was uns zu der Frage bringt: Ist der 1,20 prozentige Kursverlust des Euros seit Draghis erster Rede eine Delle in einem Aufwärtstrend und gibt den Händlern eine Kaufgelegenheit, oder wird sich die Talfahrt des Euros fortsetzen.
Euro vs. Pfund
Nach dem 15 prozentigen Anstieg im Gefolge der Abstimmung für den Brexit ist der Euro-Pfund Kurs unser Favorit für Leerverkäufe, da der Preis wieder auf den unterbrochenen Aufwärtstrend zurückgekehrt ist. Das trifft zusammen mit der Spitze eines Abwärtskanals, die gestern bei einem Hoch von 0,8751 und einem Schlusskurs von 0,8734 erreicht wurde.
Der heutige Rückgang legt nahe, dass der Widerstand der gebrochenen Trendlinie, verbunden mit dem Abwärtskanal halten könnte.
Unten ein genauerer Blick auf den fallenden Kurs am zweiten Tag, nachdem die unterbrochene Linie des seit November 2015 anhaltenden Aufwärtstrends erreicht wurde.
Außerdem, im Gegensatz zu den potentiell positiven gleitenden Durchschnittskursen über die Woche, gibt es im Tagesvergleich ein Abwärtssignal. Der gleitende Durchschnitt über 200 Tage liegt derzeit über dem der letzten 100 Tage, der seinerseits den der vergangenen 50 Tage übertrifft. Diese Muster hält trotz der Rallye um 5,25% von Mitte April bis zum letzten Freitag.
Zu guter Letzt, der RSI hat nach einem Überkauft-Niveau gedreht und signalisiert damit verkaufen.
Händler sollten sich jedoch darüber klar sein, dass auf dem stündlichen Chart, der RSI das Niveau von überverkauft erreicht hat und demzufolge der Preis in einer Gegenbewegung steigen könnte, um den Widerstand des unterbrochenen Aufwärtstrends zu testen. Das könnte den Kurs höher als den Schnittpunkt mit der Trendlinie bringen - bis zum bisherigen Gipfel von 0,8750.
Handelsstrategien
Konservative Händler würden mit einem Leerverkauf auf eine Rückbewegung warten bis der vorangegangenen Gipfel eingestellt wurde oder sich Schwäche zeigt, nachdem der Durchbruch der Linie des Aufwärtstrends bei 87,00 erreicht wurde.
Moderate Händler sollten sich mit einem Short bis zu einer möglichen Rückkehr auf das Kursniveau von 87,00 gedulden, bei dem der Aufwärtstrend gebrochen wurde.
Aggressive Händler, die das Zusammentreffen einer lockeren Geldpolitik und politischer Risiken in der Eurozone berücksichtigen, die von einer charttechnischen Wende und einem attraktiven Risiko-Gewinn-Verhältnis, mit dem Kurs in der Nähe er doppelten Widerstandslinie des unterbrochenen Aufwärtstrends und des Abwärtskanals, sollten lieber nicht warten. Sie sollten sofort Short-Positionen eingehen und darauf sitzen bleiben, bis der Kurs das Niveau von 0,8300 testet, sein Tief in der vergangenen Delle Mitte April.