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Russland-Sanktionen: Die Reaktion an den Energiemärkten fällt anders aus als gedacht

Veröffentlicht am 22.07.2022, 06:29
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  • Mit der Einführung der Sanktionen wurde kein russisches Öl vom Markt genommen
  • Tatsächlich stieg die Nachfrage nach russischem Öl
  • Wachsender Unwille in Europa, sein Wirtschaftswachstum zugunsten der Ukraine zu opfern
  • Fast fünf Monate ist es her, dass westeuropäische Länder als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine den Transport russischer Energieressourcen erstmals behindert haben. Am 22. Februar setzte Bundeskanzler Olaf Scholz die Zertifizierung der Nord Stream 2-Pipeline aus. Diese war sogar schon betriebsbereit, um das Gas zu liefern, das für das energiehungrige Deutschland so wichtig ist.

    Seitdem wurden zahlreiche Sanktionen gegen Russland auf den Weg gebracht, die westliche Öl- und Gasunternehmen dazu zwangen, ihre Projekte in Russland aufzugeben. Es wurden Exportkontrollen für Produkte eingeführt, die die russische Öl- und Gasindustrie unterstützen könnten. Und die USA haben die Einfuhr von russischem Öl, Erdgas und Kohle gleich ganz verboten. Das Vereinigte Königreich und die EU haben sich ihrerseits verpflichtet, den Import von russischem Öl, Erdölprodukten und Kohle schrittweise auslaufen zu lassen oder zu verbieten.

    Wie haben sich diese Maßnahmen auf den Markt ausgewirkt und was können wir in Bezug auf russisches Öl und Gas in Zukunft erwarten?

    1. Umleitung von Öl- und Gasströmen

    Wie ich bereits prognostiziert hatte, wurde das russische Öl nicht vom Markt genommen. Nach einer kurzen Zeit, in der Russland die Produktion teilweise drosselte, fanden russische Ölunternehmen neue Kunden in Indien und China. Sie boten Raffinerien, die bereit waren, das Öl zu bezahlen, zu transportieren und zu versichern, erhebliche Rabatte an. Als die Ölpreise in den dreistelligen Bereich stiegen, machten diese Rabatte russisches Öl noch attraktiver. Russland hat in Indien einen riesigen neuen Markt für sein Öl erschlossen und seine Exporte nach China erheblich gesteigert. Tatsächlich hat Russland Saudi-Arabien als wichtigsten Lieferanten Chinas jetzt überholt. Unterdessen sind die Exporte Saudi-Arabiens nach China zurückgegangen. Im Mai wurde Russland Indiens zweitgrößter Öllieferant und lieferte 819.000 Barrel Öl pro Tag an indische Raffinerien. Das ist ein enormer Anstieg, wenn man bedenkt, dass im gesamten letzten Jahr nur 75.000 Barrel russisches Öl pro Tag nach Indien transportiert wurde. Unter dem Strich lässt sich also festhalten: Es geht weniger russisches Öl nach Europa, dafür aber umso mehr nach Asien.

    Der Appetit Indiens und Chinas auf günstiges russisches Öl wird wahrscheinlich so lange anhalten, wie die Ölpreise hoch bleiben (oder höher sind als die Rabatte, die sie von Russland erhalten). Es gibt derzeit einige Diskussionen darüber, dass die USA versuchen könnten, sekundäre Sanktionen gegen Unternehmen zu verhängen, die russisches Öl importieren. Die Umsetzung solcher Sanktionen gilt allerdings als schwer umsetzbar. Daher werden die erhöhten Ölflüsse von Russland nach Indien und China wohl noch eine Weile anhalten. Dagegen könnte das plötzlich links liegen gelassene saudische Öl verstärkt nach Europa fließen.

    2. Nicht nur die russische Produktion, sondern auch die russischen Einnahmen sind gestiegen

    Ziel der Sanktionen und Verbote war es, Russlands Öleinnahmen zu kappen. Die Sanktionen, von denen die meisten erst im Dezember in Kraft treten, haben jedoch genau das Gegenteil bewirkt. Als die Ölpreise (teilweise aufgrund dieser Maßnahmen) stiegen, wurde russisches Öl mit Preisnachlässen für nicht-westliche Länder attraktiver. Sie fanden Wege, die Sanktionen im Bankgeschäft und bei Schiffsversicherungen zu umgehen. Und bald war die Nachfrage nach russischem Öl tatsächlich höher als das Angebot. Als Reaktion darauf haben die russischen Ölgesellschaften ihre Produktion erhöht und im Juli durchschnittlich 10,78 Millionen Barrel pro Tag gefördert. Das ist ein Anstieg von fast 1 Million Barrel pro Tag im Vergleich zur russischen Produktion im Juni. Laut Platts lag die durchschnittliche russische Produktion damals bei 9,75 Millionen Barrel pro Tag. Laut US-Beamten sind Russlands Öleinnahmen seit Anfang 2022 um 50 % gestiegen. Es ist zu erwarten, dass die russischen Öleinnahmen so lange hoch bleiben werden, wie die Sanktionen bestehen bleiben. Es sei denn, es kommt zu einer ernsthaften globalen Rezession. Die G7-Staaten haben bereits Pläne zur Einführung einer „Preisobergrenze“ für russisches Öl diskutiert. Noch ist allerdings unklar, wie sich eine solche Preisobergrenze durchsetzen ließe. Und es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ein solcher Mechanismus vor Dezember umgesetzt wird.

    3. Europas Durst nach russischer Energie ist größer als irgendwelche politischen Narrative

    Auf der einen Seite sprechen europäische Politiker gerne davon, die russischen Energieeinnahmen kappen zu wollen, damit die russische Kriegskasse für den Krieg in der Ukraine geschmälert wird. Doch auf der anderen Seite kauft Europa weiterhin russische Öl- und Gasprodukte. Im Juli stammten 60 % der europäischen Dieselkraftstoffimporte aus Russland. Allerdings lässt sich hier einwenden, dass die EU sich im Mai darauf geeinigt hat, seine Erdölimporte aus Russland bis Ende 2022 um 90 % zu kürzen. Zudem sind alle europäischen Nationen dazu aufgefordert, ihren Erdgasverbrauch von August 2022 bis März 2023 um 15 % zu senken. Die Idee dahinter ist, die Abhängigkeit Europas von russischem Erdgas zu verringern, um dadurch die russischen Erdgaseinnahmen empfindlich zu treffen. Im Falle eines Versorgungsengpasses könnte die Europäische Union die Kürzung verpflichtend machen. Doch in einigen europäischen Ländern formiert sich bereits der nächste Widerstand. Spanien zum Beispiel, das über andere Erdgasquellen verfügt, unterstützt den Vorschlag nicht. Aus Sicht der Spanier fordert dieser Vorschlag ein wirtschaftliches Opfer, dass aus ihrer Sicht ungerechtfertigt ist. Man sollte daher nicht davon ausgehen, dass diese Kürzungen, Verbote und Sanktionen alle wie geschrieben umgesetzt werden. Auch angesichts der wachsenden mangelnden Bereitschaft in Europa, zugunsten der Ukraine Opfer zu bringen. In der kommenden Zeit wird also weiterhin der Bedarf Europas den Wunsch einer geringeren Abhängigkeit von Russland überwiegen.

    Haftungsausschluss: Ich habe keine Positionen zu den in diesem Artikel erwähnten Rohstoffen.

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