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Deutsche Bank unter Druck - "Sparen ist keine Strategie"

Veröffentlicht am 27.07.2016, 14:49
Aktualisiert 27.07.2016, 14:49
© Reuters. A Deutsche Bank logo adorns a wall at the company's headquarters in Frankfurt

- von Kathrin Jones und Alexander Hübner

Frankfurt (Reuters) - Gerade ein Jahr im Amt, droht Vorstandschef John Cryan bei der Deutschen Bank (DE:DBKGn) eine neue Grundsatzdebatte über die Strategie.

Denn sein Sparkurs greift nicht. Nur mit Mühe hielt sich Deutschlands größtes Geldhaus im zweiten Quartal in den schwarzen Zahlen: Der Nettogewinn schmolz auf 20 Millionen Euro von 800 Millionen vor einem Jahr, weil die Erträge in allen Sparten wegbrechen. Die größten Rückschläge gab es im wichtigen Kapitalmarktgeschäft, wo die Deutsche Bank nur knapp an einem Verlust vorbeischrammte, obwohl sie diesmal kaum Geld für Rechtsstreitigkeiten zur Seite legen musste.

Cryan räumte ein, dass die Not groß sei, auch weil sich die Niedrigzinsen tief in die Bilanz fressen: "Sollte das derzeit schwache wirtschaftliche Umfeld anhalten, müssen wir bei Geschwindigkeit und Intensität unseres Umbaus noch ehrgeiziger werden." Wie die Bank das bewerkstelligen will, sagte er nicht. "Spätestens im Herbst muss die Deutsche Bank jetzt Klartext reden, wie die Kosten noch weiter runter sollen", forderte ein Großinvestor. "Da ist auch beim Jobabbau im Ausland noch Luft drin." Bisher will Cryan 9000 der weltweit gut 100.000 Stellen streichen, davon 4000 in Deutschland. Der Abbau im Heimatmarkt läuft gerade an.

An der Börse sorgte die Bilanz für Enttäuschung. "Das sind alles nur Lippenbekenntnisse", schimpfte einer der zehn größten Investoren der Bank. "Wenn die Erträge abtauchen, muss man nachlegen, das Jahr ist zur Hälfte vorbei." Was der Bank fehle, sei ein Plan für Wachstum. "Immer nur sparen, sparen, sparen haben die Leute satt. Das ist keine überzeugende Strategie." Auch andere große Anleger haben das Vertrauen verloren. Einzig der Golfstaat Katar stockte auf, um als größter Aktionär mehr mitreden zu können.

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Am Mittwoch war die Deutsche-Bank-Aktie mit einem Minus von vier Prozent schwächster Dax-Wert. Da half auch nicht die Zuversicht des Vorstands, die größten und teuersten Skandale - US-Hypothekenklagen und der Geldwäsche-Skandal in Russland - sehr bald aus der Welt schaffen zu können. Seit Cryan vor einem Jahr das Ruder übernommen hat, büßte das Papier die Hälfte seines Wertes ein und kostet 12,28 Euro.

EIN LOCH VON SIEBEN MILLIARDEN EURO?

Eine Kapitalerhöhung wäre bei diesem Kurs ein Kraftakt. Cryan schließt sie bislang auch aus - Analysten dagegen nicht, weil die Deutsche Bank hier aus eigener Kraft nicht vorankommt: Die harte Kernkapitalquote verbesserte sich Ende Juni minimal auf 10,8 (Ende März: 10,7) Prozent. Das liegt unter dem, was sich die Europäische Zentralbank künftig vorstellt. Selbst die kleinere Commerzbank (DE:CBKG) kommt auf 11,5 Prozent. Mit Blick auf den Stresstest sorgt das zusätzlich für Nervosität.

Die Analysten von Barclays (LON:BARC) haben bereits gerechnet: Würde man den weniger strengen Stresstest von 2014 wiederholen, stünde nur die italienische Krisenbank Monte dei Paschi schlechter da. "Die Deutsche Bank hat eine Kapitallücke von sieben Milliarden Euro - eine Lücke, die zu schließen angesichts einer sich verschlechternden Konjunktur immer schwieriger wird." Ein schlechtes Abschneiden beim europäischen Banken-Stresstest, dessen Ergebnisse am Freitag bekanntgegeben werden sollen, könnte das Institut zum Handeln zwingen.

Für Monte dei Paschi schmieden die europäischen Behörden einem Insider zufolge bereits Notfallpläne. Andere Großbanken in Europa geben ihren Kapitalbedarf offen zu. Die italienische Unicredit (MI:CRDI) will nach einem Agenturbericht fünf Milliarden Euro bei den Aktionären einsammeln.

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IM VERTEIDIGUNGSMODUS

Die Deutsche Bank ließ sich am Mittwoch nicht in die Karten schauen. Stattdessen verteidigten Cryan und Finanzchef Marcus Schenck abermals das Geschäftsmodell. Mit der "Strategie 2020" hatte sich die laut IWF gefährlichste Bank der Welt vor einem Jahr dafür entschieden, weiterhin alle Geschäftsfelder zu bedienen: Investmentbanking, Privatkundengeschäft und Vermögensverwaltung. Die Bilanz soll schrumpfen, indem Kapitalmarkt-Risiken abgebaut werden und die Postbank wieder verkauft wird. Dabei bleibe es, betonte Schenck, auch wenn ein Börsengang der Bonner Tochter - der bevorzugte Weg - 2016 unrealistisch sei. Die Bank habe dafür mindestens bis 2018 Zeit.

Investoren kritisieren den "Gemischwarenladen". Im Investmentbanking könne die Deutsche Bank nicht mit den US-Rivalen wie JP Morgan und Goldman Sachs (NYSE:GS) mithalten, in der Vermögensverwaltung nicht mit Schweizer Größen wie der UBS (SIX:UBSG). Das wurde im zweiten Quartal offensichtlich, in dem die Bank quasi null Rendite erwirtschaftete: Im Wertpapierhandel fielen die Erträge gegen den Branchentrend um 28 Prozent, im Anleihehandel allein um 19 Prozent. "Ja, wir haben schlechter abgeschnitten als unsere US-Wettbewerber", räumte Cryan ein. Doch das liege daran, dass die US-Märkte besser liefen und die Deutsche Bank wegen ihres Umbaus bewusst auf Geschäft verzichte. Doch bei Unternehmensfinanzierungen und in der Fusionsberatung, wo die Frankfurter eigentlich angreifen wollen, verlieren sie ebenfalls an Boden. Auch im Geschäft mit Privatkunden und der institutionellen Vermögensverwaltung ging der Gewinn zurück. Die Postbank profitierte nur von einem Sondereffekt.

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