Frankfurt, 21. Apr (Reuters) - Immer mehr Aufsichtsräte deutscher Großkonzerne werden nicht mehr nach dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bezahlt. Bei 17 der 30 Unternehmen im Leitindex Dax .GDAXI bekamen sie schon im vergangenen Jahr eine reine Fix-Vergütung, in diesem Jahr steigt ihre Zahl sogar auf 19, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Erhebung der Vergütungsberatung hkp hervorgeht. Die Unternehmen folgen damit einer geänderten Empfehlung der Kommission für gute Unternehmensführung, die Erfolgsboni für die Mitglieder der Aufsichtsgremien nicht mehr für sinnvoll hält.
Trotzdem müssen die Aufsichtsräte kaum finanzielle Abstriche machen, da die festen Vergütungen bei vielen Firmen angehoben wurden. Zwar ergibt sich für die Aufsichtsratschefs im Dax für das vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 2009 ein Rückgang der durchschnittlichen Vergütung um 8,7 Prozent auf 356.000 Euro. Das lag aber allein daran, dass der mit Abstand bestbezahlte Aufsichtsratschef 2015 gehen musste: VW VOWG_p.DE -Großaktionär Ferdinand Piech hatte für 2014 insgesamt 1,48 Millionen Euro kassiert. Für seinen Nachfolger Hans Dieter Pötsch liegen noch keine Zahlen vor, weil Volkswagen seinen Geschäftsbericht für 2015 wegen des Diesel-Skandals noch nicht veröffentlicht hat.
Neuer Spitzenreiter in der Rangliste ist Deutsche-Bank DBKGn.DE -Oberaufseher Paul Achleitner, der - auch wegen eines Sitzungsmarathons im Aufsichtsrat und den Ausschüssen - 2015 auf 808.000 Euro kam. Auf Rang zwei lag Gerhard Cromme von Siemens SIEGn.DE mit 608.000 Euro. Werner Wenning kommt mit drei Aufsichtsratsmandaten im Dax - darunter den Vorsitzen bei Bayer BAYGn.DE und E.ON EONGn.DE - auf 1,2 Millionen Euro, mehr als Achleitner (1,15 Millionen Euro).
Die größten Entgeltsprünge machten im vergangenen Jahr die Aufsichtsratschefs von HeidelbergCement HEIG.DE , Fritz Heckmann (plus 56 Prozent), und von Adidas ADSGn.DE , Igor Landau (plus 30). Die Unternehmen haben jeweils auf Fixbeträge umgestellt.
Bei der Commerzbank CBKG.DE sorgte die Umstellung schon für Ärger. Die Bundesregierung als Großaktionär verweigerte der Verdoppelung der fixen Vergütung auf der Hauptversammlung ihre Zustimmung, blockierte sie aber mit ihrer Enthaltung nicht. Somit kann Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller ab 2016 mit einem Fixbetrag von 240.000 statt 120.000 Euro rechnen. Müller sucht seit längerem nach einem Nachfolger, hat sich aber nach eigenen Angaben wegen des geringen Verdienstes schon einige Körbe geholt.