Vom kleinen Szenetreff zu einer der wichtigsten und vor allem angesagtesten Branchenveranstaltungen Europas mit 850 Rednern: Die Digitalkonferenz Republica feiert in Berlin von Montag bis Mittwoch ihre zehnte Ausgabe. Die Konferenz zum Thema Internet und Gesellschaft würdigt das Jubiläum mit ihrem bislang aufwändigsten Programm. Selbstbewusst präsentiert sich das Event als Aushängeschild der deutschen Internet- und Medienwirtschaft.
Die Themen der Internetgemeinde sind vielfältig und vor allem breit gestreut: Wie verändern Roboter die Arbeitswelt? Welche Rolle spielen soziale Medien in afrikanischen Diktaturen? Wie funktionieren Sexblogs? Sollen Medien ertrunkene Flüchtlinge zeigen? Und wie steht es um die Zukunft frei zugänglicher sogenannter Open-Source-Software?
Als ein von den Blogs Spreeblick und Netzpolitik.org ins Leben gerufenes Treffen ging die Republica im Jahr 2007 an den Start. Schon damals kamen immerhin 700 Menschen in die Berliner Kalkscheune, um über die Wechselbeziehung zwischen Gesellschaft und Web 2.0 zu diskutieren.
Von Beginn an sprengte die Republica den üblichen Konferenzrahmen: Mit der Beteiligung von Künstlern, Medienschaffenden, Politikern und Unternehmern lenkten die Internetpioniere den Blick weit über den eigenen Tellerrand. Neben den zahlreichen eingeladenen Gästen kann sich praktisch jeder für einen Vortrag oder eine Performance bewerben. In diesem Jahr mussten die Veranstalter aus mehr als tausend eingegangenen Bewerbungen, sogenannten Papers, wählen.
Hinzukommen die Teilnehmer der Media Convention Berlin, die inzwischen unter dem Dach der Republica stattfindet. So erklärt sich auch die Zahl von rund 850 Rednern, die zusammen mehr als 500 Stunden Programm füllen. Weil die Republica nur drei Tage dauert, müssen die 7000 erwarteten Besucher gezielt wählen: Auf den 16 Bühnen in der Station am Gleisdreieckspark laufen viele Veranstaltungen parallel.
Die Rednerliste ist prominent: Neben jungen Forschern und renommierten Professoren sprechen Vertreter deutscher Medien wie der Deutsche-Welle-Intendant Peter Limbourg und "Bild"-Onlinechef Julian Reichelt, Politiker wie EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) und Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD).
Erwartet werden zudem Twitter-Vizepräsident Mark Little und auch Schauspieler wie Matthias Schweighöfer. Auch Edward Snowden ist als Redner angekündigt - er wird aber kaum persönlich aus seinem russischen Exil nach Berlin reisen, was wiederum ein Zusammentreffen mit dem ebenfalls eingeladenen US-Botschafter John Emerson ausschließt.
Programm und Teilnehmer machen deutlich: Inzwischen hat fast jeder Aspekt der Gegenwart einen Bezug zur digitalen Welt. Auch das erklärt, warum die Konferenz derart wuchs - und mit ihr der Eintrittspreis von 169 Euro für das Standardticket. Wem das zu viel ist: Die Eventmacher kündigten an, Aufnahmen zahlreicher Veranstaltungen binnen wenigen Tagen auf Youtube zu veröffentlichen.