London (Reuters) - Nach dem Brexit-Votum ist die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung in Großbritannien überraschend gesunken.
Sie fiel im Juli zum Vormonat um 8600, wie das Statistikamt ONS am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Experten wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Sie hatten erwartet, dass sich in der Folge des Anti-EU-Referendums ein starker Anstieg der Anträge um 9500 ergeben würde. Dies wäre als ernstes Warnsignal für einen wirtschaftlichen Abschwung zu werten gewesen, das nun allerdings ausblieb.
Die Briten haben sich am 23. Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union ausgesprochen. Die Londoner Notenbank und auch viele Fachleute befürchten, dass sich die Unsicherheit über die künftige wirtschaftliche Verankerung des Landes bei den Investitionen bemerkbar machen wird. Die Verbraucher dürften den Brexit-Schock ebenfalls zu spüren bekommen, falls die Pfund-Talfahrt die Inflation und auch die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben sollte. Ökonom James Knightley von der Bank ING geht davon aus, dass die mit dem Referendum verbundene Unsicherheit nicht so bald schwinden wird: "Wir befürchten daher leider, dass die Arbeitslosenrate im kommenden Jahr stetig steigen wird." Im Juni lag sie auf der Insel gemäß den Kriterien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) bei 4,9 Prozent.
Die Arbeitgeber im Vereinigten Königreich sind einer Studie zufolge bei Neueinstellungen bereits zurückhaltender geworden. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Belegschaft in den kommenden drei Monaten vergrößern wollen, sank seit dem Brexit-Referendum im Juni von 40 auf 36 Prozent.