Frankfurt (Reuters) - Die Anleger an den europäischen Aktienmärkten haben zum Ende einer gewinnreichen Woche Kasse gemacht.
Zurückhaltung herrschte am Freitag auch im Vorfeld einer Rede von US-Notenbankchefin Janet Yellen, von der sich Börsianer Hinweise auf den nächsten Zinsschritt in den USA erhofften. Der deutsche Leitindex Dax gab bis zum Nachmittag 0,1 Prozent auf 10.277 Zähler nach, sein europäisches Pendant EuroStoxx50 lag mit 3071 Punkten unverändert. Auf Wochensicht hat der Dax mehr als drei Prozent gewonnen.
Auf die Stimmung drückten zum Wochenschluss die Ölpreise, die nach ihrer Rally am Vortag unter 50 Dollar blieben. Am Donnerstag hatten die Nordseesorte Brent und US-Leichtöl WTI erstmals seit sieben Monaten die psychologisch wichtige Marke geknackt. "Die Ölpreise könnten in den nächsten Monaten in der Bandbreite von 40 bis 50 Dollar schwanken", sagte Yvanne Lai, Analystin der National Australia Bank. Eine höhere Nachfrage nach Benzin vor allem in den USA könnte die Preise stützen.
Keine frischen Impulse lieferten die neuesten US-Wirtschaftsdaten: das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs von Januar bis März auf das Jahr hochgerechnet um 0,8 Prozent. Experten waren von 0,9 Prozent ausgegangen. "Alles in allem setzen die Daten die Fed im Juni wohl nicht unter akuten Handlungsdruck", urteilten die Helaba-Analysten. Immer mehr Investoren rechnen mit einer Anhebung bei der nächsten Sitzung der obersten US-Währungshüter Mitte Juni.
An den US-Börsen zeichnete sich am Nachmittag ein schwungloser Handelsstart ab.
AKTIEN VON SPANISCHER BANK POPULAR BLEIBEN UNTER DRUCK
Gefragt waren europaweit Pharmawerte, die im Sog von Kursgewinnen des Schweizer Roche-Konzerns zulegten. Auch Novartis und Sanofi (PA:SASY) notierten höher. Neue Testresultate zur Wirksamkeit des Blutkrebsmedikaments Gazyva versprechen einen Umsatzschub für den Hoffnungsträger. Roche-Aktien stiegen um bis zu 4,2 Prozent auf ein Vier-Monats-Hoch. Auch Novartis und Sanofi legten zu.
Wenig begehrt waren hingegen Bankenaktien. Die Kapitalerhöhung der spanischen Banco Popular vom Donnerstag drückte Händlern zufolge die Stimmung. "Die Kapitalerhöhung von Popular könnte den Druck für weitere Maßnahmen bei spanischen Banken erhöhen", sagte Berenberg-Analyst Andrew Lowe. Popular-Aktien fielen um mehr als fünf Prozent auf ein frisches Rekordtief, nachdem sie am Donnerstag um 26 Prozent eingebrochen waren. Damit hat die Bank innerhalb von zwei Tagen rund ein Drittel ihres Börsenwertes eingebüßt.
LICHTBLICK FÜR OSRAM
Für Furore im SDax sorgten SGL Carbon, die nach einem Medienbericht über ein Interesse von ChemChina um bis zu 13,8 Prozent auf den höchsten Stand seit fast fünf Monaten stiegen. Das "Manager Magazin" berichtete unter Berufung auf Unternehmenskreise, ChemChina-Chairman Ren Jianxin habe bereits Gespräche mit SGL-Carbon-Chef Jürgen Köhler und Großaktionärin Susanne Klatten geführt. Der Verluste schreibende SGL-Konzern hatte sein Kerngeschäft mit Grafitelektroden vor einigen Monaten ins Schaufenster gestellt.
An der Börse in Amsterdam war der Börsengang von Philips (DE:PHI1) Lighting ein Lichtblick für die Anleger. Bei ihrem Debüt stiegen die für 20 Euro ausgegebenen Papiere auf 21,80 Euro. Die positive Stimmung verhalf auch dem deutschen Rivalen Osram auf die Sprünge. Die Titel waren mit einem Plus von bis zu 1,6 Prozent einer der größten Gewinner im MDax.