Berlin (Reuters) - In großen deutschen Familienunternehmen wächst angesichts des britischen Brexit-Votums und anderer politischer Risiken die Furcht vor Bremseffekten im Auslandsgeschäft.
"Der Brexit, aber auch die immer unruhigere Nachbarschaft Europas sorgen mittlerweile für große Verunsicherung", zog BDI-Führungsmitglied Holger Lösch am Mittwoch das Fazit aus einer Studie der Deutschen Bank (DE:DBKGn) und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Für die großen deutschen Familienfirmen sei der offene Zugang zu internationalen Märkten essenziell, da sie jeden dritten Euro im Export verdienten. Wichtigster Außenhandelspartner ist dabei weiter Frankreich, gefolgt von den USA, die von Rang drei im Jahr 2011 auf Rang zwei vorrückten. China fiel von Platz zwei auf vier zurück. Basis der Studie ist eine repräsentative Umfrage unter 378 deutschen Familienunternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 50 Millionen Euro. Trotz der steigenden Risiken beurteilten gut zwei Drittel der Befragten ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder sehr gut und nur knapp sechs Prozent als schlecht oder sehr schlecht. Künftig erwarten knapp 63 Prozent eine gute oder sehr gute Entwicklung, aber nur knapp vier Prozent eine schlechte oder sehr schlechte. Dabei sind die exportstarken Familienfirmen etwas verhaltener in ihrem Urteil als die auf den Binnenmarkt konzentrierten. Besonders Unsicherheiten über den Zusammenhalt der EU bereiten Sorgen.
Großes Gewicht messen die Familienunternehmen angesichts der wichtigen Rolle der USA als Partner dem geplanten Handelsabkommen TTIP bei. "Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA birgt da große Chancen", sagte Lösch. Bislang sei der Marktzugang für viele dieser Firmen in den USA aufwendig oder teuer gewesen. "TTIP würde das ändern und dem deutschen Mittelstand Rückenwind in unsicheren Zeiten geben", sagte er.
Die stärksten Impulse bekamen die befragten Firmen der Umfrage zufolge in jüngster Zeit vom niedrigen Ölpreis, dem schwachen Euro sowie der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran. Besonders negativ wirkten sich dagegen die Russland-Sanktionen und die geringere Wachstumsdynamik in China aus.