FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Rekordquartal zum Jahresstart ist dem Dax (DAX) zuletzt etwas die Puste ausgegangen. Ob nach Ostern wieder Gewinne drin sind, bezweifeln die Experten. Denn kursbewegende Nachrichten sind in der feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche kaum in Sicht. Impulse dürften vom US-Arbeitsmarktbericht für März am morgigen Karfreitag ausgehen, an dem die europäischen Börsen aber geschlossen sind - sie können erst am Dienstag auf die Daten reagieren.
"Die Konsolidierung nach dem Spitzenstand läuft immer noch im vertretbaren Rahmen", heißt es im aktuellen Börsenbrief "AB-Daily" von Bernecker. Halte sich der wichtigste deutsche Aktienindex nach den Feiertagen auf dem derzeitigen Niveau, so könnte die 12 000-Punkte-Marke zum "Sprungbrett" für weitere Rekordstände werden. Einzige Triebfeder bleibe allerdings der Anlagedruck durch die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB), die festverzinsliche Anlagen unrentabel macht. Denn "die deutschen Wirtschaftszahlen sind so gut, dass eine wesentliche Verbesserung kaum möglich ist".
KURSGEWINNE IM ZWEITEN QUARTAL WERDEN SCHWIERIGER
Seit Jahresanfang ist der Dax dank der Staatsanleihekäufe, mit denen die europäischen Währungshüter Geld in die Finanzmärkte pumpen, von einem Hoch zum nächsten geeilt. Am 16. März stellte er bei 12 219,05 Punkten seine bisherige Bestmarke auf. Zum Monatsende blieb er zwar knapp unter der viel beachteten Schwelle von 12 000 Punkten. Mit einem Plus von 22 Prozent für die ersten 3 Monate des Jahres schaffte das Börsenbarometer aber die beste Quartalsentwicklung seit 2003.
Verglichen dazu "dürften Kursgewinne im zweiten Quartal ungleich schwieriger zu erzielen sein", sagt Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. Denn die Messlatte für die nächste Berichtssaison liege hoch. Am Mittwoch nach US-Börsenschluss eröffnet der Aluminiumkonzern Alcoa (NYSE:AA) (ETR:ALU) traditionell den Zahlenreigen zum abgelaufenen ersten Quartal. Wegen der vielfältigen Verwendung von Aluminium in der Industrie gelten die Resultate des Unternehmens als wichtiger Gradmesser für den Zustand der Konjunktur.
GEGENWIND VON USA UND POLITISCHEN KRISEN
Zudem verweist Saurenz auf den drohenden Gegenwind seitens der amerikanischen Konjunktur und Geldpolitik. Die zuletzt schwachen Daten bewiesen, dass der Wirtschaft die Entwöhnung von der Notenbankpresse schwer falle. "Dadurch wird eine Zinserhöhung im Sommer immer unwahrscheinlicher, was den Euro zum US-Dollar stärken könnte." Damit fiele der wichtigste Anschubfaktor für deutsche Aktien aus. Besonders die exportstarken hiesigen Autobauer hatten in den vergangenen Monaten von der Euro-Schwäche profitiert, die ihre Fahrzeuge für Käufer außerhalb des Währungsraums erschwinglicher gemacht hat.
Mangels wichtiger Konjunkturdaten könnten in der kommenden Woche "einmal mehr politische Ereignisse die Märkte bewegen", prophezeit Analyst Christian Apelt von der Landesbank Helaba. Das anhaltende griechische Schuldendrama spiele an den Börsen bisher kaum eine Rolle, belaste aber den Euro. Eine Einigung in den Atomverhandlungen mit dem Iran könnte den Rohölpreis drücken, ein Scheitern dagegen für steigende Notierungen sorgen. Wegen der unklaren Vorgaben rechnet Apelt zunächst mit eher wechselhaften Entwicklungen an den Finanzmärkten. Auch eine stärkere Gegenbewegung nach der Rally im Auftaktquartal sollte nicht überraschen.
ZAHLEN NUR VON WIRECARD UND BAUER
Für den anstehenden monatlichen US-Arbeitsmarktbericht gibt es widersprüchliche Signale. Ökonomen erwarten bisher für den März einen erneut robusten Beschäftigungsaufbau deutlich über der Marke von 200 000 neuen Stellen. Die überraschend geringe Anzahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe unterstützt diese Einschätzung. Dagegen berichtete der Dienstleister ADP für den vergangenen Monat einen überraschend deutlichen Dämpfer für die Entwicklung in der Privatwirtschaft.
Kursbewegende deutsche Unternehmensnachrichten muss man in der neuen Woche wahrscheinlich mit der Lupe suchen. Zur Wochenmitte legt der Zahlungsabwickler Wirecard (XETRA:WDIG) endgültige Zahlen für das vergangene Jahr vor. Da das Unternehmen schon im Januar Eckdaten veröffentlicht und die Ziele für 2015 angehoben hat, sind aber kaum Neuigkeiten zu erwarten. Am Freitag berichtet der Tiefbauspezialist Bauer (XETRA:B5AG) über seine Geschäftsentwicklung 2014.