FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Jahresendrally am deutschen Aktienmarkt dürfte in der neuen Woche weiter an Schwung verlieren. Derzeit fürchten sich die Anleger vor allem vor den negativen Auswirkungen einer schärferen Gangart in der US-Geldpolitik. Zwar scheint es ausgemacht, dass die Notenbank der USA (Fed) im Dezember zum ersten Mal seit der Finanzkrise von ihrer Nullzinspolitik abrückt und den Leitzins anhebt. Wie es aber danach weiter geht, ist noch unklar.
Analyst Markus Wallner von der Commerzbank rechnet mit weiteren Zinserhöhungen der Fed, wobei diese schneller vorgehen dürfte als derzeit allgemein erwartet. Höhere Zinsen verringern aber die Attraktivität von Aktien gegenüber anderen Anlagen wie etwa Anleihen. Deshalb könnten die Kurse am Aktienmarkt seiner Meinung nach in Zukunft deutlicher als bislang schwanken.
US-VERBRAUCHERPREISE AM DIENSTAG
Damit bleibt es auch in der neuen Woche dabei, dass die Anleger wichtige Konjunkturnachrichten auf Hinweise für den künftigen Zinspfad abklopfen. So dürften nach Meinung der Commerzbank die am Dienstag anstehenden US-Verbraucherpreisdaten für Oktober belegen, dass die Inflation langsam anzieht. Dies würde den Vertretern einer strafferen geldpolitischen Linie ein zusätzliches Argument liefern, nachdem bereits die erfreuliche Entwicklung am Arbeitsmarkt diesen "Falken" in der Fed in die Hände spielt.
Hierzulande aber schwinde die konjunkturelle Zuversicht der Anleger, gab Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba zu bedenken. Dies spiegele sich in dem Preisverfall bei Industriemetallen und beim Rohöl wider. Zudem sei es auch dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi nicht gelungen, die europäischen Aktienmärkte mit der Aussicht auf weitere Stützungsmaßnahmen der EZB aufzuheitern. Daher hat der deutsche Leitindex Dax (DAX) den Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 11 000 Punkten noch nicht geschafft.
THYSSENKRUPP AM DONNERSTAG MIT ZAHLEN
Auch von Seiten der Unternehmen mangelt es Experten zufolge an Unterstützung für die Aktienmärkte. Zwar hätten in der aktuell auslaufenden Berichtssaison die positiven Gewinnüberraschungen überwogen, schrieben die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Allerdings hielten sich die guten und schlechten Ausblicke lediglich die Waage. "Die Bäume dürften deshalb an den Börsen nicht mehr in den Himmel wachsen", lautet deshalb das Resümee der LBBW.
In der neuen Woche könnten jedoch noch einige Geschäftsberichte für positive Überraschungen sorgen. So legt der Industrie- und Stahlkonzern ThyssenKrupp (XETRA:TKAG) am Donnerstag seine Jahreszahlen vor. Dann präsentieren auch das Waggonvermiet- und Schienenlogistikunternehmen VTG (XETRA:VT9G) und der Autovermieter Sixt (ETR:SIX2) ihre Zahlenwerke.
HAUPTVERSAMMLUNG VON DIALOG SEMICONDUCTOR
Die Leasingtochter von Sixt, Sixt Leasing (XETRA:LNSX), veröffentlicht bereits am Mittwoch Neunmonatszahlen, ebenso wie der Onlinehändler für Heimtierbedarf Zooplus (XETRA:ZO1G). Schon am Dienstag rücken das Internet-Unternehmen United Internet (XETRA:UTDI) und die Beteiligungsgesellschaft Indus Holding (XETRA:INHG) mit ihren Berichten in den Fokus.
Abseits der Berichtssaison richten sich die Augen technologieinteressierter Anleger auf Dialog Semiconductor (DE:DLGS) (ETR:DLG). Auf der Hauptversammlung des Halbleiterherstellers am Donnerstag steht die geplante, 4,6 Milliarden US-Dollar teure Übernahme des US-Konkurrenten Atmel (NASDAQ:ATML) zur Abstimmung. Zuletzt hatte sich der einflussreiche Hedgefonds-Manager Paul Singer gegen den Zukauf ausgesprochen und damit bei den Anlegern für Erleichterung gesorgt.