HANNOVER (dpa-AFX) - Für die nahende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie zeichnet sich auf Gewerkschaftsseite immer stärker ein dreiteiliges Forderungspaket ab. Neben mehr Geld dürfte die IG Metall demnach auch um eine Verlängerung der Altersteilzeitregelung kämpfen und um Freistellungsmodelle für umfangreiche Weiterbildungen. Diese drei Säulen skizzierte IG-Metall-Bezirkschef Hartmut Meine am Donnerstag in Hannover, wo das regionale Tarifgremium Pläne für die zum Jahresende startende bundesweite Verhandlungsrunde 2015 besprach.
"Ich vermute, dass es am Ende eine Paketlösung gibt", sagte Meine. Er gehe stark davon aus, dass die Ende März 2015 auslaufende Regelung für Altersteilzeit ebenso in die Verhandlungen einfließen werde wie das von der IG Metall neu gesetzte Thema einer Bildungsteilzeit.
Dabei geht es um Freistellungsmodelle, die es Beschäftigten erlauben, mit einer Pause im Berufsleben beispielsweise den Meister, Techniker oder Betriebswirt draufzusatteln. "Wir glauben, dass das für viele Menschen ein interessanter Weg ist und dass ihn auch die Arbeitgeber mitgehen", sagte Meine. Denn der rasante Wandel der Arbeitswelt und der einsetzende Fachkräftemangel zwängen zu mehr lebenslangem Lernen. Meine beschrieb als mögliches Beispiel ein vierjähriges Modell, das bei moderatem Einkommensverzicht zwei Jahre Freistellung erlaubt.
Bei der Säule Altersteilzeit gehe es für die Älteren um "bessere Ausstiegsbedingung aus dem Berufsleben, damit sie gesund in Rente gehen können". Zu möglichen Lohnforderungen hielt sich Meine bedeckt. Es liege noch keine konkrete Zahl auf dem Tisch. Die IG Metall werde ihre Analyse der wirtschaftlichen Perspektiven im Herbst abschließen. Meine betonte, dass die Vorzeichen so gut aussähen, dass man über einem Reallohnzuwachs ankommen müsse.
Mitte November sollen die regionalen Beratungen in eine bundesweite Forderung der IG Metall münden. Verhandlungsauftakt sei im Januar. In der vorigen Tarifrunde 2013 hatten die bundesweit 3,7 Millionen Beschäftigten der Schlüsselbranche ein zweistufiges Einkommensplus erhalten: Nach zwei Nullmonaten stiegen die Einkommen ab dem 1. Juli um 3,4 Prozent, im Mai 2014 folgten weitere 2,2 Prozent. Mit 20 Monaten hatte der Vertrag eine vergleichsweise lange Laufzeit.
Niedersachsens Metallarbeitgeber hatten vor kurzem als Ergebnis einer Mitgliederumfrage mitgeteilt, dass sich die konjunkturelle Aussicht eintrübe. Die Investitionsbereitschaft schwinde und in den Betrieben herrsche Sorge wegen der möglichen Folgen der Krise in und um Russland. Metallarbeitgeberchef Volker Schmidt gab zu bedenken, dass die Verhandlungen erst in rund vier Monaten starten. "Vielleicht sollte die Bezirksleitung der IG Metall Niedersachsen erst einmal den innergewerkschaftlichen Diskussionsprozess abwarten, bevor sie mit schlagwortartigen Forderungen losgaloppiert."/loh/DP/stw