(Neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Analysten, Aktienentwicklung)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Euro runter, Ausblick rauf: Der Wertverfall beim Euro beschert dem Chiphersteller Infineon (XETRA:IFXGn) mehr Umsatz und Gewinn. Angesichts der Währungseffekte dürften die Erlöse im Ende September auslaufenden Geschäftsjahr um 10 bis 14 Prozent höher liegen als im Vorjahr, wie der Dax-Konzern (DAX) am Donnerstag mitteilte. Bislang hatte er 6 bis 10 Prozent Anstieg erwartet - war aber auch von einem Euro-Kurs von im Schnitt 1,30 US-Dollar ausgegangen. Von den Erlösen soll außerdem ein größerer Teil als Gewinn übrigbleiben.
Nun rechnet der Vorstand über das Jahr gesehen mit 1,20 Dollar - doch die Geldflut der Europäischen Zentralbank hält den Kurs aktuell bei 1,13 Dollar. Damit könnte in den Prognosen noch Luft nach oben stecken. Weil die Branche ihre Geschäfte überwiegend in US-Dollar abrechnet, macht ein Cent Abweichung im Wechselkurs bei Infineon drei bis vier Millionen Euro Umsatzveränderung pro Quartal aus. Der operative Gewinn, den der Konzern als Segmentergebnis ausweist, verschiebt sich um eine Million.
Zwischen Oktober und Dezember war das bereits zu spüren: In den drei Monaten, die zu den schwächsten im Kalender gehören, weil sich Kunden zum Jahresende mit Bestellungen zurückhalten, ging der Umsatz nur um vier Prozent auf 1,13 Milliarden Euro zurück. In der Chipbranche werden die Zahlen wegen schwankender Preise mit dem Vorquartal und nicht mit dem Vorjahreswert verglichen. Weil zudem ein Einmaleffekt aus Mietzahlungen half, lag auch der Überschuss mit 136 Millionen Euro über den Erwartungen.
"Bereinigt um Sondereffekte liegen wir am oberen Ende unserer Prognose", sagte Konzernchef Reinhard Ploss, der ein "herausforderndes" Marktumfeld sieht. Doch Infineon sei richtig aufgestellt, um mit Unsicherheit in den Märkten umzugehen. Im zweiten Geschäftsquartal soll der Umsatz fünf bis neun Prozent höher liegen als in den vergangenen drei Monaten. Davon sollen 12 bis 13 Prozent operativer Gewinn bleiben - etwas weniger als im vergangenen Quartal, weil der Miet-Sondereffekt wegfällt. Gebremst wird die Rendite laut Ploss auch von neuen Preisvereinbarungen mit Kunden, etwa aus der wichtigen Autoindustrie, die seit dem 1. Januar gelten.
Analyst Günther Hollfelder von der Baader Bank betont außerdem, dass der Ausblick des Konzerns sich zuletzt als eher konservativ herausgestellt habe. Infineon-Aktien legten zum Handelsstart gegen einen schwachen Trend rund 1,5 Prozent zu, lagen am Vormittag aber nur noch knapp im Plus. Das Papier hat seit Oktober fast 50 Prozent an Wert gewonnen.
In den Prognosen fehlt die Übernahme des US-Konzerns International Rectifier. Infineon hatte den mit drei Milliarden Dollar größten Zukauf der Firmengeschichte Mitte Januar unter Dach und Fach gebracht und will Anfang Mai einen Ausblick für den Gesamtkonzern geben. Mit dem Zukauf erhofft sich Deutschlands größter Halbleiter-Hersteller einen besseren Zugang zum US-Markt und nach Asien. Außerdem will man vom Vertrieb der Amerikaner lernen. Deren bislang noch deutlich schwächere Rendite will Infineon auf die eigene Zielmarge von 15 Prozent operativen Gewinn vom Umsatz ankurbeln.