WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der tagelange Machtkampf in der Konzernspitze bei Volkswagen (XETRA:VOW3) hat Aufsichtsratsboss Ferdinand Piëch das Amt gekostet. Der 78 Jahre alte VW-Patriarch trat am Samstag mit sofortiger Wirkung von seinem Posten als Chefkontrolleur zurück, wie die Volkswagen AG am Abend in einer Pflichtmitteilung an die Finanzwelt mitteilte. Auch Piëchs Ehefrau Ursula gibt demnach ihr Mandat in dem Kontrollgremium ab. Mit Piëchs Rücktritt steht der Konzern vor einer Zeitenwende.
Piëch galt über viele Jahre als das Machtzentrum bei VW. Vor rund 14 Tagen hatte er das interne Ringen um die Zukunft der VW-Spitze öffentlich gemacht, indem er dem "Spiegel" sagte, er sei "auf Distanz" zum Volkswagen-Chef Martin Winterkorn. Damit rückte Piëch völlig überraschend von seinem langjährigen beruflichen Ziehsohn ab.
AUFSICHTSRATSTREFFEN VOR RÜCKTRITT
Die Entmachtung des Patriarchen ist nun das Finale eines tagelangen Ringens um die Einflussnahme an der Spitze des größten europäischen Autobauers. Piëchs Rücktritt war am Samstagnachmittag ein erneutes Krisentreffen der sechsköpfigen Aufsichtsratsspitze vorausgegangen. Das Gremium versammelte sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Braunschweig am Flughafen. Am Ende der mehrstündigen Beratungen stand fest, dass Piëch gehen wird.
Das Präsidium ließ am Samstagabend erklären, man habe "einvernehmlich festgestellt, dass vor dem Hintergrund der vergangenen Wochen das für eine erfolgreiche Zusammenarbeit notwendige wechselseitige Vertrauen nicht mehr gegeben ist". Ein Konzerninsider sagte der dpa in einer ersten Reaktion am Abend: "Vor Piëchs Entscheidung haben sicherlich alle den größten Respekt." Gegen 19.00 Uhr wollte das Präsidium auch eine persönliche Stellungnahme abgeben. Dazu sollte VW-Aufsichtsrat und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) für die Kapitalseite sprechen und der ehemalige IG-Metall-Chef Berthold Huber für die Arbeitnehmerseite in dem Kontrollgremium.
HUBER FÜHRT KOMISSARISCH
Huber ist auch Piëchs Stellvertreter im Aufsichtsrat und wird nach Angaben des Konzerns kommissarisch bis zur Wahl eines neuen Vorsitzenden die Leitung des Kontrollgremiums übernehmen.