KIEL (dpa-AFX) - Die Sparkassen in Schleswig-Holstein sehen sich auf Erfolgskurs. Verbandspräsident Reinhard Boll gab am Donnerstag für dieses Jahr eine Gewinnprognose von 100 Millionen Euro ab. 2013 wurden 40,3 Millionen erreicht, nachdem Boll zur Jahresmitte 60 Millionen vorhergesagt hatte. Dass dies nicht eintraf, habe vor allem an Kreditausfällen und den anhaltend niedrigen Zinsen gelegen.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres beflügelte vor allem die Wirtschaft das Geschäft der Sparkassen. So stiegen die Zusagen neuer Darlehen an Unternehmen und Selbstständige um 14,6 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro. Die Kreditnachfrage von Privatkunden wuchs um 3,6 Prozent auf knapp 900 Millionen Euro. 2013 war die Gewichtsverteilung umgekehrt: Die Kreditzusagen an Privatpersonen wuchs um 7,4 Prozent, während das Plus bei Unternehmen und Selbstständigen nur 3,8 Prozent betrug. Der Gesamtbestand der Kundenkredite erhöhte sich von 28,3 Milliarden Euro Ende 2013 auf 28,6 Milliarden zum 30. Juni dieses Jahres.
"Wir sind sehr zufrieden", sagte Boll zu den Ergebnissen des letzten und des laufenden Jahres. 2014 könne ein ganz hervorragendes Kreditjahr werden. Die anhaltend guten Konjunkturaussichten, die Energiewende gerade im Windland Schleswig-Holstein, der Ausbau schneller Datenverbindungen und die Erneuerung der Infrastruktur böten vielfältige Wachstumschancen für den Mittelstand, das Land und die Kommunen.
Auch mittelfristig sieht der Verbandspräsident die Sparkassen gut gerüstet. Die Gewinnrückgänge der vergangenen Jahre - vor allem verursacht von Beteiligungsabschreibungen - seien weitgehend bewältigt. Alle Institute seien in der Lage, die verschärften Eigenkapitalregeln nach den sogenannten Basel-III-Kriterien aus eigener Kraft zu erfüllen, sagte Boll. "Es gibt keinen einzigen Wackelkandidaten." Nach "Basel III" muss im Jahr 2019 eine Kernkapitalquote von 10,5 Prozent erreicht werden. Die Sparkassen strebten 12 Prozent an, um einen Puffer zu haben, sagte Boll. Derzeit beträgt der Durchschnitt nicht ganz 10,4 Prozent.
Erst im Juni hatte der Regional- und der Dachverband die Eigenkapitalsituation der Sparkasse Südholstein mit insgesamt 55 Millionen Euro stabilisiert. 20 Millionen davon kamen vom Landesverband, wie Präsident Boll sagte. Derzeit zeichne sich bei keinem Institut eine Schieflage oder eine notwendige Stützung ab. Alle seien gut durchkapitalisiert.
Mit 324 Filialen und 143 Selbstbedienungs-Geschäftsstellen sind die Sparkassen weiterhin flächendeckend vertreten. Das Netz könnte sich künftig aber ausdünnen, weil weniger Kunden in die Filialen gehen und immer mehr das Internet nutzen. Dieser Trend sei unumkehrbar, sagte der Verbandspräsident. Jede Sparkasse werde sich in den nächsten Jahren überlegen, wie sie ihr Filialnetz optimieren könne. Die Zahl der Mitarbeiter sank 2013 insgesamt von 8092 auf 7923.br