von Peter Nurse
Investing.com - Die europäischen Anleger haben sich am Dienstag mit neuen Engagements nach der jüngsten Kursrallye zurückgehalten. Angesichts der steigenden Coronavirus-Fallzahlen und den damit einhergehenden Restriktionen fehlt es trotz positiver Impfstoffmeldungen an der nötigen Kraft, um die Aktienmärkte weiter nach oben zu treiben.
Gegen 11.15 Uhr MEZ notierte der DAX in Deutschland 0,1% tiefer, der CAC 40 in Frankreich fiel um 0,2%, während der britische FTSE} Index um 0,3% nachgab.
Die Anlegerstimmung bekam am Montag Auftrieb, als Moderna sagte, dass sein experimenteller Covid-19-Impfstoff 94,5% Schutz vor einer Infektion biete. Bereits letzte Woche hatte Pfizer vielversprechende Studiendaten vorgelegt.
Die kurzfristigen wirtschaftlichen Aussichten sind jedoch nach wie vor düster. Viele europäische Länder greifen auf Teilabsperrungen zurück, um den jüngsten Anstieg der Coronavirus-Fälle in der gesamten Region zu bekämpfen. Deutschland, das Schwierigkeiten hat, seine Infektionsrate zu senken, hat bei einem hochrangigen Treffen am Montag wichtige Entscheidungen über neue Beschränkungen weitgehend aufgeschoben.
Die Europäische Zentralbank hat bereits weitere Maßnahmen für ihr nächstes Treffen im Dezember angedeutet, aber die oberste Währungsbehörde kann eigentlich nur billige Liquidität zur Unterstützung der Realwirtschaft bereitstellen. Das meiste muss von der Fiskalpolitik kommen, und dort gab es am Montag einen Rückschlag: Ungarn und Polen blockierten die Verabschiedung des Haushalts 2021-2027 und des 750 Milliarden Euro schweren Rettungsfonds.
Darüber hinaus beginnen Investoren angesichts der Sorgen um die Produktion und Auslieferung von Impfstoffen und in Anbetracht der stetig steigenden Zahl von Coronavirus-Fällen weltweit, insbesondere in den USA, die Situation neu zu bewerten.
Die Weltgesundheitsorganisation begrüßte die Nachricht über den Impfstoff, sagte jedoch, dass "viele Fragen" offen blieben und keine Zeit für Selbstzufriedenheit bleibe, zumal in der ersten Hälfte des Jahres 2021 nur sehr begrenzte Mengen irgendeines Impfstoffs für andere Personen als das Gesundheitspersonal zur Verfügung stehen werden.
Die USA verzeichneten letzte Woche mehr als eine Million neuer Covid-19-Fälle. Laut Reuters-Daten stieg die Zahl der Neuinfektionen in allen Bundesstaaten mit Ausnahme in Hawaii, während die Zahl der Todesfälle in der Woche bis zum 15. November um 12% zunahm.
Unternehmensseitig stand easyJet (LON:EZJ) im Fokus. Die Aktien der Fluggesellschaft fielen um 4,4%, nachdem die Billig-Airline im Geschäftsjahr 2020 einen Verlust von mehr als eine Milliarden Pfund erlitt. Im laufenden Quartal soll die Auslastung bei nur 20% liegen. Außerdem verzichtete das Unternehmen auf die Zahlung einer Dividende.
Auf der anderen Seite stiegen die Aktien von Dassault Systemes (PA:DAST) um 0,7%, nachdem das französische Technologie- und Softwareunternehmen am Dienstag einen positiven Ausblick für die kommenden Jahre gab und ein solides Wachstum seines Cashflows prognostizierte.
Die Ölpreise legten am Dienstag den Rückwärtsgang ein und das, obwohl die Händler auf eine weitere Verlängerung der Förderbeschränkungen der OPEC+ hoffen.
Die OPEC+, eine Gruppe, der neben Russland auch Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Länder angehören, wird am Dienstag eine Sitzung des Ministerkomitees abhalten, das für das Treffen aller Minister am 30. November und 1. Dezember Änderungen der Förderquoten empfehlen könnte.
Die Erwartungen nehmen zu, dass das Ölkartell die geplante Erhöhung der Ölproduktion im Januar um mindestens drei Monate aufschieben wird, um die Preise zu stützen, da die Pandemie die Nachfrage weiter belastet.
Der Preis für die US-Sorte WTI fiel um 0,2% auf 41,27 Dollar pro Barrel gehandelt, während die Nordseesorte Brent um 0,1% auf 43,81 Dollar zurückging.
Gold-Futures stiegen um 0,1% auf 1.888,90 Dollar je Feinunze, während der EUR/USD um 0,1% höher bei 1,1870 Dollar gehandelt wurde.